Das am 8. Februar 1909 in Betrieb genommene Sudhaus der Brauerei Feldschlösschen passt so gar nicht in unser Bild der damaligen Arbeitsbedingungen, welchen sechzig Arbeitsstunden pro Woche von Montag bis Samstag, ohne Ferienanspruch oder gar Altersvorsorge zugrunde lagen. In diesem Umfeld jedenfalls müssen sich die Brauer des Feldschlösschens, zumindest was den Arbeitsplatz anbelangt, wie im Paradies vorgekommen sein.
Eine soziale Ader sollen die beiden Gründer Theophil Roniger, der Brauer und Mathias Wüthrich, der Bauer schon besessen haben. Das eher einer Kathedrale ähnelnde Sudhaus mit bunten Bleiglasfenstern, Marmorsäulen und –Treppen, gekachelten Wänden, Jugendstil-Ornamenten und den imposanten kupfernen Sudpfannen, war indes eher eine Hommage an das Bier aber vorallem hatte der imposante Saal Marketingzwecke, wie im übrigen die ganze Architektur des Feldschlösschens. Dass diese Marketingstrategie auch 100 Jahre später ihre Wirkung hat, ist ein Beweis der Genialität der beiden Firmengründer.
Grund genug also für Thomas Metzger, CEO Feldschlösschen, den 100. Geburtstag der Inbetriebnahme des schönsten Sudhauses der Welt taggenau mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebührend zu feiern.
Nostalgie Obwohl schon x-mal gesehen ist der Oldtimer-Park des Feldschlösschens immer wieder eine Augenweide. Nicht weniger aber auch deren Vorgänger, heute immer noch an Schauen im Einsatz befindliche Sechsspänner mit den vor Kraft strotzenden rund 900 Kilo schweren Belgier Pferden. So verweilten auch am vergangenen Sonntag die eintreffenden Gäste, trotz Kälte, mehrheitlich zuerst bei Autos, Lastwagen und Pferde, bevor sie sich in die wärmende, nostalgische Maschinenhalle begaben, wo ihnen vom aufmerksamen Service sofort Getränke und schöne, schmackhafte Amuse-bouches kredenzt wurden.
Moderne und Tradition In seiner kurzen Begrüssung hielt der CEO Thomas Metzger fest, dass Feldschlösschen der Tradition verpflichtet sei. Wie vor hundert Jahren werde das Bier noch immer mit Hopfen, Malz und dem guten Wasser von Magden gemacht. Wie aber auch schon die Gründer gegenüber der Moderne nicht verschlossen waren, habe auch dies noch heute ihre Gültigkeit. Als Beispiel nannte Thomas Metzger die Anschaffung von Elektrolastwagen. 1500 Mitarbeiter davon 750 in Rheinfelden aus insgesamt 26 Nationen leben das Gedankengut von Moderne und Tradition, so der CEO.
Feldschlösschenfan Für Regierungsrat Roland Brogli ist das hundertjährige Jubiläum des Sudhauses auch eine Erfolgsgeschichte für die Region, das Bier halte somit nicht nur das Feldschlösschen im Schuss. Er habe seine Unabhängigkeit bereits in jungen Jahren verloren, gestand Roland Brogle, da er dem Feldschlösschenbier stets den Vorzug gäbe. Die Aargauer Regierung tue alles, so der Magistrat, um gute Rahmenbedingungen für Gewerbe und Industrie zu schaffen, und hob insbesondere die Bildungs-, Umwelt-, Verkehrspolitik hervor, aber auch den Erhalt und die Steigerung der Lebensqualität sei im Zentrum der Regierungstätigkeit. „Möge in diesem Hause noch manch Bier gebraut werden“, wünschte Roland Brogli der Unternehmung abschliessend.
Seele und Geist Seit Kurzem präsentiert das Feldschlösschen seinen jährlich rund 25'000 Besuchern eine informative, unterhaltende, zehnminütige History-Show, danach können die Rohstoffe beschnuppert werden. Dies war auch der nächste Programmpunkt nach den Ansprachen, bevor sich dann die illustere Gesellschaft in die „Heiligen Hallen“ begab. Christoph Denoth, ein begnadeter Gitarrist aus Basel, fesselte und begeisterte dort seine Zuhörerschaft mit seinem virtuosen Spiel.
Prof. Dr. Hans-Albert Wüthrich am Münchner Institut für internationales Management, stellte in seiner Ansprache bezugnehmenden auf die aktuelle Krise ernüchtern, für einige Ohren vermutlich auch provokativ fest: „Hätten seine Vorfahren damals einen Businessplan gehabt, Feldschlösschen würde es heute nicht mehr geben!“ Basierend auf dem mutigen Unternehmergeist seines Urgrossvaters zog er mannigfach Vergleiche zum heutigen Wirtschaftsdenken und kam zum Schluss, dass eine Änderung im Denken dringend notwendig sein, so Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin bestehen bleiben wollen. Abschweifend von seinen tiefen Gedankengängen riet er abschliessend: „Kannst du trinken, kannst du lieben, tu es nicht morgen, tu es heut!“
Highlight Dem ersten Rat waren die meisten der Gäste sofort zugetan, besonders weil Feldschlösschen zur Feier des Tages seinen Gästen einen besonderen, auf dem Markt nicht käuflichen Gerstensaft offerierte. „
Theophil Vintage Edition“ so dessen Name, bezugnehmend natürlich auf den Firmengründer Roniger. Nach einer überlieferten Rezeptur brauten es die Braumeister in Rheinfelden am Tag der Sommersonnenwende (21. Juni). Das Bier mit einem Alkoholgehalt von elf Prozent ist süsslich herb, vergleichbar mit einem Liqueure aber eben doch noch ein Bier. Ob dieser, zum Apéro oder Dessert bestens passende Saft, je auf den Markt kommt, steht gemäss Kommunikationschef Markus Werner noch in den Sternen.
Ivo Adam Ein weiterer, zugleich letzter Höhepunkt der Jubiläumsfeier von Feldschlösschen waren die vom Kochweltmeister Ivo Adam eigens für diesen Anlass kreierten Bierhäppchen. Der Meister, persönlich anwesend, stellte seine kulinarischen Kunstwerke vor und machte zur Freude der Hobbyköche auch einige Angaben über deren Herstellung.
Ein vergnüglicher Vormittag, bei dem sich Geist, Seele und Genuss freundschaftlich die Hand reichten und sowohl den Gästen wie dem Gastgeber bestimmt in bester Erinnerung bleiben wird. Wie der Urenkel in seiner Ansprache ist nicht auszuschliessen, dass sich auch einige der Gäste bei den beiden Gründern von Feldschlösschen für das überlassen des Vermächtnisses bedankt haben.
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