Sanierung Gemeinschaftsschiessanlage Röti in Möhlin
Von: Hans Berger
In der Gemeinschaftsschiessanlage (GSA) Röti in Möhlin werden gegenwärtig, im wahrsten Sinne des Wortes, 1.16 Mio. Franken in den Dreck gesetzt. Das „Tragische“ daran ist, nach Beendigung der Arbeiten wird von dem stolzen Betrag kaum noch etwas zu sehen sein. Nur – die Natur, Flora und Fauna werden es zu verdanken wissen, der Mensch aber wird’s kaum wahrnehmen, obwohl die Investition auch ihm zugutekommt.
Seit Inbetriebnahme der Schiessanlage Röti im Jahre 1975 werden die bleihaltigen Geschosse mittels drei Erdwalle aufgefangen. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) werden in die schweizweit 2'000 in Betrieb befindlichen Kugelfänge pro Jahr 200 Tonnen Kugeln geschossen. (Zum Vergleich, die jährlichen Blei-Emissionen aus Verkehr, Industrie und Gewerbe beträgt zusammen rund 100 Tonnen.) Das heisst pro Schiessanlage 100 kg im Jahr, hochgerechnet befanden sich in der Röti demzufolge 3.3 Tonnen Blei.
Fazit: Die Betreibergemeinden der Schiessanlage Röti, Möhlin, Rheinfelden, Zeiningen, Walbach haben an ihren Gemeindeversammlungen im Winter 2007 einen guten Entscheid getroffen, als sie die Sanierung des natürlichen Kugelfanges (Dekontamination) mit dem Einbau eines künstlichen Kugelfangs (KKF) befürworteten.
Gefahrenpotenzial für das Grundwasser Blei verhält sich im Boden nicht so träge, wie man lange angenommen hat, sondern kann in tiefere Bodenschichten verlagert werden. Seit Kurzem gibt es auch Untersuchungen zum Metall Antimon, welches zur Härtung des Bleis in der Munition eingesetzt wird (ca. 2%). Antimon ist noch giftiger als Blei. Es ist sehr löslich und kann relativ rasch ins Grundwasser ausgewaschen werden. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds können Kugelfänge daher das Grundwasser bzw. das Trinkwasser gefährden.
Die Anlage Röti tangiert ein lokal begrenztes und geringmächtiges Grundwasservorkommen bei Möhlin. Aufgrund des eingeschätzten Gefährdungspotenzials, nämlich Auswaschungen der Schwermetalle durch den Untergrund ins Grundwasser durch die Schiessanlage, hat die Betreiber der Gemeinschaftsanlage entschieden, auch den schwach belasteten Bereich (Bleibelastungen 0.3 -1 kg pro Tonne Erdmaterial) zu dekontaminieren. Somit verbleibt nur noch gemäss der Aushubrichtlinie (AHR) tolerierbares Kugelfangmaterial vor Ort.
Starke Bodenbelastungen Im Umkreis der Kugelfänge führen Blei und andere Schwermetalle zu einer starken Belastung von Boden und Pflanzen. Hier besteht eine konkrete Gefährdung für Menschen – beispielsweise spielende Kinder – und weidende Tiere. Eine Nutzung in diesem Bereich ist nicht mehr möglich, der Zugang muss mit einer Umzäunung verhindert werden. Ein Nutzungsverbot ist jedoch keine Dauerlösung, deshalb ist vor allem bei Aufgabe einer Schiessanlage das bleihaltige Erdmaterial zu entfernen. Dies macht die Gemeinde Möhlin in der ehemaligen Schiessanlage Schufelacher und muss dafür von den gesamthaften Sanierungskosten von 520'000 Franken einen Anteil von 156'000 Franken selber berappen.
Ein Nebeneinander «Umweltschutz – Schiessen» ist möglich Bei künstlichen Kugelfangsystemen werden die Geschosse in einem mit Granulat (Gummi, Kunststoff) oder Holzschnitzel gefüllten Kasten aufgefangen. Damit wird der Schadstoffeintrag in die Umwelt auf ein Minimum reduziert und die Geschosssplitter können auf einfache Weise herausgeholt und in einer Bleihütte recycliert werden. Die Schiessanlage Röti wird für 290'000 Franken mit einem solchen System ausgerüstet.
Das Vorgehen Die AF-Colenco AG wurde im Juni 2007 vom Gemeinderat Möhlin beauftragt, die notwendigen Abklärungen zu treffen und ein Sanierungskonzept auszuarbeiten. Dafür wurden Bodenproben mittels mobilem Röntgenfluoreszensgerät durchgeführt, damit eine kostengünstige und ökologisch sinnvolle Triage der zu entsorgenden Materialien erfolgen kann.
In der Folge sind nun in den vergangenen Tagen die Bagger aufgefahren, haben rund 800 Kubikmeter Erdmaterial abgegraben und je nach Belastungsgrad in vier Gruppen aussortiert, welche dann auch unterschiedlich entsorgt werden.
Hoch belastetes Material mit einem Bleigehalt von über 2000 Milligramm Bleigehalt pro Kilogramm Erde wird nach Rümlang zur Bodenwäsche transportiert. Material mit einem Bleigehalt von 500 bis 2000 Milligramm Bleigehalt pro Kilogramm Erde kommt auf eine TVA-konformeReaktordeponie. Material mit einem Bleigehalt von 300 bis 500 Milligramm Bleigehalt pro Kilogramm Erde kommt auf eine Interstoffdeponie. Material mit einem Bleigehalt von 0 bis 3500 Milligramm Bleigehalt pro Kilogramm Erde bleibt vor Ort und kann als Aushubmaterial verwendet werden.
Kostenaufteilung Bei der Sanierung von Schiessanlagen, wo der Bund pauschale Abgeltungen leistet, beteiligt sich zusätzlich die Abteilung Umwelt (AfU) des aargauischen Departements Bau, Verkehr und Umwelt mit 30% der anrechenbaren Kosten. Damit verbleiben für die Betreiber 30% der anrechenbaren Kosten. Für die Schiessanlage Röti bedeutet dies:
Sanierungskosten
Erdreich
1'160'000.00
Kugelfang
290'000.00
Total
1'450'000.00
Kostenverteilung
Bund und Kanton
813'000.00
56
%
Möhlin
232'000.00
16
%
Rheinfelden
289'000.00
20
%
Wallbach
58'000.00
4
%
Zeiningen
58'000.00
4
%
1'450'000.00
100
%
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