Aus drei mach eins: Ara Fischingen, Schupfart, Möhlintal
Von: Hans Berger
Obwohl Zahlen und Fakten für eine Fusion der beiden ARAs Fischingen (Wallbach, Mumpf, Obermumpf) und Schupfart mit der Ara Möhlintal sprechen, gibt es in den vier Gemeinden Opposition gegen den Zusammenschluss. Dies mag mit ein Grund der öffentlichen Führung vom vergangenen Samstag gewesen sein, um dadurch mitunter auch allenfalls emotionale Gründe aus dem Wege zu räumen.
Ausgangslage Die vier Fischingertalgemeinden, Wallbach, Mumpf, Obermumpf, Schupfart, stehen vor der Frage entweder in die Sanierung einer gemeinsam genutzten Kläranlage in Wallbach 3,2 Millionen Franken zu investieren, oder ihr Abwasser in die fünf Kilometer entfernt liegende ARA Möhlintal zu transportieren.
Eine vom Abwasserverband Fischingen in Auftrag gegebene Projektstudie favorisiert die Fusion, zu der sich der Vorstand ARA Möhlintal (Möhlin, Zeiningen, Zuzgen, Hellikon, Wegenstetten) bereits positiv geäussert hat. Gemäss Planung würde die neue Abwassertransportleitung von der ARA Fischingen durch den Wald in das bestehende Kanalnetz der Gemeinde Möhlin geführt.
Anlässlich den Gemeindeversammlungen im Winter sollen die neun betroffenen Kommunen über das Projekt befinden. Die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung der vier Fischingertalgemeinden liegt in der Abwägung der Kosten. Wie bereits erwähnt, für die Sanierung müssen 3.2 Mio. Franken, für die Fusion aber 5.2 Mio. Franken aufgewendet werden. Letzteres aber hat eine Reduktion der jährlichen Betriebskosten von 95‘000 Franken zur Folge.
ARA Möhlintal „Frühmorgens”, um 9.30 Uhr begrüsste Thomas Zimmermann vom Abwasserverband Fischingen rund ein Dutzend Interessierte vor der ARA Fischingen, die sich anschliessend mit einem Car in die ARA Möhlintal chauffieren liessen. Ob sich unter den Teilnehmern auch Opponenten befanden, war nicht feststellbar, ist aber aufgrund der Gespräche eher auszuschliessen.
Die dreistrassige, Möhliner Abwasserreinigungsanlage funktioniert nicht anders wie die Übrigen landauf landab, deren Merkmale Vorklärung mit Regenentlastung, Belebtschlammanlage mit Tiefenbelüftung, chemische Phosphor-Elimination und anaerobe Schlammfaulung sind. Immer häufiger werden zusätzlich, wie in Möhlin Abwärme und das im Faulturm entstehende Gas zur Stromerzeugung genutzt. Trotzdem birgt eine Kläranlage eine gewisse Faszination in sich, weil für den Laien kaum verständlich, durch und durch verschmutztes Wasser in natürlichen Prozessen gereinigt wird.
Anhand eines Planes erläuterte Projektleiter Peter Hunziker kompetent die Funktionsweise der Wiederaufbereitung des verschmutzten Wassers. Prompt tauchten da auch schon die ersten Fragen auf: „In wieweit hat man heute, die durch den Urin ausgeschiedenen Restbestände der Medikamente im Griff, insbesondere was Antibiotikas und die, in den Antibabypillen enthaltenen Hormone, von denen man sagt, dass sie eine negative Auswirkung auf die Fischpopulation haben?" Genau das seien heute die aktuellen Fragen, welche noch einer Antwort bedürfen, neu dazugekommen seinen aber auch Materialschutzprodukten aus Kosmetikas, erklärte Hunziger. Die Problembehebung sei mit ein Grund, welche für eine Fusion sprechen, um diesbezüglich anfallende Kosten auf mehre Gemeinden verteilen zu können. Im Massstab 1:1 galt es nun zu testen, wieweit das theoretisch vermittelte Wissen gespeichert wurde.
Nicht so schlimm wie erwartet Gestartet wurde der Rundgang in dem Gebäude von dem alle annahmen, dass es dort am meisten stinkt, dem ARA-Zulauf. Wie sich nachträglich herausstellte, traf dies zwar zu, aber so schlimm wie befürchtet war es denn doch nicht. Jedenfalls machte es keine grosse Mühe den interessanten Ablauf der mechanischen Vorreinigung mit Schnecke, Grob- und Feinrechenanlage sowie Sandfang zu beobachten. Zur Verwunderung aller, haufenweise Exkremente sind nicht vorhanden, da sie sich auf dem Weg bis zur ARA im Wasser auflösen.
Der Schein trügt Die nächste Station war das Vorklärbecken, wo das Wasser, rein optisch gesehen, bereits sauber ist. Doch der Schein trügt. Dadurch, dass das Wasser hier stillliegt, senken sich die schwereren Stoffe auf den Boden und werden dann mechanisch in einen Trichter gefördert.
Die fleissigen Putzer Milliarden von Mikroorganismen verzehren in der nächsten Stufe, dem Belebungs- resp. Belüftungsbecken, die organischen und zum Teil auch anorganischen Verunreinigungen. Die fleissigen Kleinlebewesen lassen das vorher vermeintlich sauber Wasser wieder zu einer braunen Gülle verkommen. Doch die beiden Führer Willi Böni und Daniel Metzger versicherten dem zweifelnden Besuchern, dass auch hier wiederum der Schein trügt. Mit ihren ausführlichen Erklärungen konnte sie sodann auch die Skepsis beseitigen.
Der Beweis Falls doch noch irgendwelche Bedenken vorhanden waren, bei der vierten Stufe der Reinigungsprozedur entschwanden sie. Was vorher noch wie eine Kloake aussah, im Nachklärbecken war das Wasser war sauber. Würde man es in dieser Qualität in irgendeinem Weiher antreffen, niemand hätte bedenken, bei entsprechender Temperatur natürlich, einen Sprung ins kühlende Nass zu wagen. Bevor das Wasser die Kläranlage endgültig verlässt, wird es vom letzten nicht mehr sichtbaren Schmutz befreit und danach geht’s ab in den Rhein.
Ohne Technik läuft nichts Auf dem letzten Teil des Rundgangs wurde klar, dass der vordergründige und auch tatsächliche natürliche Reinigungsprozess nicht ohne enorme technische Installationen möglich ist. Genau soviel Platz, wie es für die Klärung des Wassers braucht, benötigen auch die Pumpen, Kompressoren, Gebläsemaschinen, Vor- und Nachfaulsilos und vieles mehr. Wichtig zu wissen ist auch noch, dass die aus dem Prozess anfallenden Gase zur Stromgewinnung resp. zur Beheizung genutzt werden.
ARA Fischingen Zurück in Wallbach war der Unterschied zur Anlage Möhlin augenfällig. Doch wie von Klärmeister Hubert Guthauser zu erfahren war, ist die Funktionsweise dieselbe wie beim eventuell zukünftigen Partner. Die ARA Fischingen ist aber einfach kleiner, da sie für nur rund 6'000 Nutzer konzipiert ist, während Möhlintal Kapazitäten für 29'000 Einwohner bietet. Bei einem Zustandekommen der Fusion dienen die beiden Klärbecken als Regen- und Havariebecken, während das Gebäude einer anderen, heute noch nicht bekannten Nutzung zugeführt wird.
Nach einem Rundgang konnte sich die inzwischen angewachsene Besucherzahl bei einem Apéro stärken und bei den Spezialisten weitere Informationen einholen. An Wissen fehlte es den Teilnehmern danach jedenfalls nicht, um an den Gemeindeversammlungen im Winter objektiv über eine Zusammenlegung von ARA Fischingen, ARA Schupfart und ARA Möhlintal entscheiden zu können.
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