Fünfundzwanzig Jahre lang trafen sich bei Tabak Frey an der Ryburgerstrasse 2 in Möhlin die Freunde des blauen Dunstes in der wohl kleinsten Kneipe der Region. Zum Einrichtungsinventar gehörten, eine Bar mit fünf Hockern und ein runder Tisch mit sechs Stühlen. Trotzdem, an Platz mangelte es nie, auch wenn mehr Gäste wie Sitzgelegenheiten vor Ort waren, denn das Stelldichein mit Freunden hatte stets die höhere Priorität wie das Sitzen.
Ohne melancholisch sein zu wollen, die kleine Kneipe an der Ryburgerstrasse widerspiegelte tatsächlich den Evergreen von Peter Alexander in vielen Belangen. Dort eine Postkarte, hier ein Foto und waren alle Stühle besetzt, dann stand man mit dem Bier in der Hand an der Theke angelehnt. Musik war ebenfalls stets im Hintergrund zu hören und das Du war die gängige Anredeform. Oftmals wurde auch heiss diskutiert oder man redete sich von der Seele, was einem die Laune vergällte. Auch konnten manchmal die grössten Probleme der Welt bei einem Glas Wein gelöst werden. Lilo Weisskopf und Armin Frey waren stets die perfekten Gastgeber, immer bereit zuzuhören oder ein Gespräch in Gang zu bringen. Zudem erwies sich Lilo Weisskopf mit ihrem trockenen Humor auch als echte Unterhaltungskünstlerin.
Traumerfüllung An den kleinen Bistros in Paris hatte Armin Frey auf seinen Geschäftsreisen, die ihn unter anderem auch nach Frankreich führten, schon immer Gefallen gefunden. Obwohl er damals als aktiver Velosportler noch nicht dem blauen Dunst frönte, stand für ihn fest: „Eines Tages werde ich in Möhlin ein solches Etablissement, verbunden mit dem Verkauf von Raucherwaren eröffnen.“ Die Jahre strichen ins Land. Aus dem Sport hatte sich Armin Frey zurückgezogen und die eigene, heute noch existierende Firma „Frey Textilmaschinen“ gegründet. In seiner knapp bemessenen Freizeit schmauchte er dann ab und zu mal eine Pfeife. Als dann vor fünfundzwanzig Jahren der Jeans- respektive ehemalige Konsumladen zur Miete ausgeschrieben war, packte er zu und erfüllte sich seinen Traum vom eigenen Tabakladen-Bistro.
Qualität vor Quantität Ganz seiner Art entsprechend verwendete Armin Frey bei der Einrichtung des Tabakladens nur beste Qualität, was sich in der Folge auch fünfundzwanzig Jahre bewährte. Noch pingliger war der stolze Ladenbesitzer in der Sortimentsgestaltung. Ob Tabakpfeifen, Cigarren oder Raucheraccessoires, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis war immer sein höchstes Gebot. Bis zur Änderung des Wirtegesetzes gab’s in der heimeligen Bar nur alkoholfreie Getränke. In italienischer Lebensart kamen die Gäste auf einen schnellen Kaffee, verbunden mit einem kurzen Schwatz vorbei.
In den ersten Jahren sei die Raucherabteilung rentabler gewesen wie die kleine Kneipe, erinnert sich Armin Frey. An den Zigaretten verdienen heute aber nur noch die Produzenten und der Staat, der kleine Händler gehe mehr oder weniger dabei leer aus, zudem sei die stetig steigende Raucherabstinenz dem Geschäft auch nicht förderlich gewesen. Da die Tendenz aber einherging mit dem neuen Wirtegesetz, welches dem Tabakladen den Ausschank von alkoholischen Getränken ermöglichte, konnte der Rückgang des Raucherumsatzes mit der Bar ausgeglichen werden, wusste Armin Frey zu berichten.
In guter Erinnerung Es gäbe also keinen Grund die kleinste Kneipe der Region zu schliessen, wenn nicht die Vermieterin die Räumlichkeiten für eigene Zwecke nutzen möchte. Einen Neuanfang an einem anderen Ort indes wollten die beiden vorzüglichen Gastgeber nicht machen und so freuen sich nun Lilo Weisskoipf und Armin Frey auf ruhigere Zeiten. Der Entschluss den Laden aufzugeben sei ihnen aber nicht leichtgefallen. „Wir hatten eine tolle Kundschaft, die anregenden Gespräche und die vielen gemütlichen Stunden, die wir in unserem Laden mit ihr verbringen durften, werden uns fehlen.“
Doch dies wird auch umgekehrt der Fall sein. Wenn der Tag vorüber ist, die Menschen müde sind und sich der Abend auf die Dächer von Möhlin senkt, dann wird die Stammkunden wohl die Musik, die nicht mehr aus der offenen Türe auf den Gehsteig hinaus klingt und die heimelige Kneipe, wo das Leben noch lebenswert war, vermissen.
Eine fünfundzwanzigjährige Ära ging in Möhlin zu Ende. Die kleine Kneipe gibt’s nicht mehr. Zurück bleiben gute und schöne Erinnerungen.
Den Genussrauchern bleibt aber ein Trost. Den Handel mit edlen Rauchwaren betreibt Armin Frey in seinem Hauptgeschäft an der Ulmenstrasse 2 in Möhlin eingeschränkt weiter. Jeweils am letzten Freitag im Monat kann dort die vorgängig bestellte Ware bezogen werden.
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