Theater Zeiningen zerstört Männerträume
Von: Hans Berger
Ob es tatsächlich das Ziel des mehrheitlich weiblich besetzten Ensembles vom Theaterverein Zeiningen war, mit seiner neusten Produktion „Zickealarm“ das zu bewirken, was sie auslösen, war am vergangenen Sonntagnachmittag nicht herauszufinden. Gewiss aber ist, nach der Aufführung ist für die männlichen Besucher der heimliche, lüsterne Traum von einem Harem mit attraktiven Damen für immer ausgeträumt, weil sie sich eingestehen müssen, dass sie dem, was Stefan Gander (Beat Senger) mit den sechs Frauen durchzustehen hat, nicht gewachsen wären.
Doch damit nicht genug, eine weitere bittere Erkenntnis, welche die Männer hinnehmen müssen ist, dass sie als dem starken Geschlecht zugehörig dem schwachen Geschlecht weit unterlegen sind. Dabei wurde doch noch ihr Selbstbewusstsein in einer humoristischen Vorszene, in der Toni und Andi auf die Gepflogenheiten des Hauses aufmerksam machten mit der Bemerkung: „Es gibt keine männlichen Zicken“ ungemein gestärkt.
Militärischer Drill
Dieses Selbstwertgefühl hatte auch Stefan Gander (Beat Senger), als er per Inserat einen Wohnungssitter suchte, weil er nach der Trennung von seiner Freundin Nicole Tobler (Dania Egli) für sechs Wochen auf die Bahamas verreisen will, wovon aber sein pessimistisch veranlagter Freund Werner Wenzel (Hans Mösch) nicht viel hält. Unterstützung hingegen bekommt Gander von seiner Nachbarin Jenny Wild (Andrea Brogli), deren Art für den Junggesellen ein Grund war, warum er sich vor dem Militär drückte, wie Gander ihr gegenüber eingestand.
Neidisch
Egal - was Gander mit dem Inserat ins Rollen brachte, war nicht mehr aufzuhalten. Als sich die draufgängerische Susi Berger (Marianne Derungs) als Wohnungssitterin bewarb, war Gander besonders von deren Sexappeal sehr angetan, und hatte daher auch wenig dagegen, dass sie sich sofort einnistete. Klar, dachten die neidischen Männer im voll besetzten Saal, den Verführungskünsten von Susi ist nicht zu widerstehen, als sich die frischgebackene Untermieterin mit ihrem lüsternen Vermieter ins Schlafgemach verzog.
Wäre es dort nicht so drunter und drüber gegangen, die Beiden hätten sicher bemerkt, dass sich seine ehemalige Freundin Nicole Tobler mit ihrem etwas geistig zurückgebliebenen Geliebten Hugo Schenkel (Domenico Leonardi), seines Zeichens Boxer, in die Wohnung schlich, um einen ihr gehörenden, wertvollen Wandteller zu suchen.
Mitleid
Soweit, so gut - die Lage spitzte sich jedoch zu, als sich auch noch die etwas aufgetakelte Carola Müggler (Rita Freiermuth) als Wohnungssitterin bewarb und sich - wie ihre Konkurrentin - partout nicht mehr aus der Wohnung weisen liess. Da zwei Aufpasserinnen doppelte Sicherheit bedeutet, hätte sich vermutlich Gander mit den beiden Frauen noch arrangieren können. Mit dem Auftauchen von Manuela Glauser (Sandra Schweizer) wurden die Nerven Ganders jedoch zusehends immer mehr strapaziert, zumal sich auch der Zickenkrieg langsam anbahnte...
Dieser entbrannte dann mit dem Eintreffen der vierten Wohnungssitterbewerberin Ingrid Spiess (Carina Baumgartner) vollends. Spätestens jetzt war bei den Männern im Saal der Traum vom Harem ausgeträumt und das Selbstbewusstsein dahingeschmolzen. „Nein, diesem Frauenquartett ist nicht Herr zu werden“ gestanden sie sich kleinlaut ein, zumal eine wirkungsvolle Waffe gegen den Zickenkrieg erst noch erfunden werden muss. Der einstige Neid gegenüber Stefan Gander wandelte sich in pures, solidarisches Mitleid um.
Eskalation
Die Lage eskalierte gänzlich, als die vier Bewerberinnen fusionierten und beschlossen, sich unter keinen Umständen aus der Wohnung vertreiben zu lassen. Die Leidenszeit des einst so optimistischen Stefan Gander war damit jedoch noch nicht beendet, doch fehlte ihm einfach die Kraft, sich gegen den Biker Martin Plüss (Andy Kägi) zu wehren, der ohne viel zu fragen sein Zelt in der schönen Stube aufschlug.
Etwas ausser Fassung geriet das Zickenquartett allerdings, als der eifersüchtige Egon Wütherich (Toni Brogli) vehement an die Tür polterte und in der Wohnung herumtobend, aber erfolglos nach seiner Freundin suchte.
Geläutert
Was in der turbulenten, von Elisabeth Emmenegger inszenierten Komödie „Zickealarm“ sonst noch alles passiert, wird aus Rücksicht gegenüber den Besuchern der Vorstellungen vom kommenden Freitag und Samstag (jeweils 20.00 Uhr) nicht verraten. Sicher aber ist, das Ensemble vom Theater Zeiningen wird wiederum für viel Tumult und Lacher sorgen und die Ehemänner werden alsdann geläutert und überglücklich, nur diese eine Frau zu haben, nach Hause zurückkehren.
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