Natur- und Kulturwoche Wölflinswil – Oberhof
Von: Hans Berger
Die eingangs von Wölflinswil auf einem historischen Fuhrwerk aufgeschichteten fünf Baumstämme, welche unspektakulär auf die noch bis 25. Mai dauernde fünfte Natur- und Kulturwoche Wölflinswil - Oberhof aufmerksam machen, symbolisieren einerseits die Bodenhaftung der Macher und andererseits das in der Installation von Agnes Barmettler zu findende Sprichwort: „In allen Lebensbereichen sind die Produkte von Wäldern und Gehölzen ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Daseins“ - die kulturelle Bedeutung des diesjährigen Themas „Wald, Bäume, Holz“.
Natur- und Kulturwoche Wölflinswil – Oberhof
Wälder haben in unserer heutigen Zeit vielfältige Funktionen: Sie sind Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Sie liefern den erneuerbaren und umweltfreundlichen Rohstoff Holz. Gleichzeitig bieten sie uns einen Raum für Erholung und sportliche Aktivitäten. Gleichwohl leben immer mehr Menschen naturfern und verlieren damit den persönlichen Bezug zu den Wäldern.
Das Wissen darum, welche mannigfachen und wichtigen Aufgaben der Wald für unsere Gesellschaft hat, vermittelt die fünfte Natur- und Kulturwoche Wölflinswil – Oberhof hautnah und macht auf bodenständige, vielfältige Art eindrucksvoll darauf aufmerksam, wie tief Wald, Bäume, Holz in unserer kulturellen Identität verwurzelt sind.
Würze ist…
Während andere Organisationen, Kommissionen und Kommunen der Überzeugung sind, Kultur brauche ein modernes, mit technischem Know-how aufgemöbeltes Umfeld, begnügen sich die Macher der Natur- und Kulturwoche Wölflinswil – Oberhof mit dem alten Gemeindehaus und dem alten Milchhüsli und schaffen damit eine Atmosphäre wie sie anderswo kaum zu finden ist.
„Im Einfachen und in der Bescheidenheit liegt die Würze“, scheint die Grundeinstellung des OK’s zu sein und bringt so die Kultur auch Menschen nahe, die vermeintlich meinen, damit nichts am Hut zu haben.
Kultur ist…
Die Macher wissen offensichtlich eben: Der Begriff Kultur entstammt dem lateinischen Wort „colere“ und bedeutet soviel wie bebauen, bestellen, pflegen, kurzum - die Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten. Kultur ist Kommunikation, aber ebenso die kollektive Programmierung des Geistes.
Kultur ist mit einem Baum vergleichbar: Man sieht oft nur einen kleinen Teil. Doch dieser kleine Teil kann schnell den Blick versperren für die tiefere Einsicht. Oder anders ausgedrückt: Was oberirdisch wahrgenommen werden kann, ist so vielfältig und abwechslungsreich, dass dabei die Wurzeln vergessen gehen, obwohl sie für das Oberirdische existenziell sind.
In diesem Sinne ist Kultur auch das, was den Menschen auszeichnet, die Erinnerung an die Verstorbenen, der die Natur- und Kulturwoche im Milchhüsli nachkommt und damit selbst Nicht-Heimische anspricht.
Kunst ist...
unter anderem auch, was Hansruedi Steiner, Martin Ruf, Kitti Steffen, Susi Kramer und Agnes Barmettler sich einst ausgedacht und umgesetzt oder beim Erschaffen der Werke ihren Intuitionen einfach freien Lauf gelassen haben und jetzt im alten Gemeindehaus von Wölflinswil zeigen. Die Ausstellung ist wie eine Ergänzung, respektive die Weiterentwicklung von dem, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Natur- und Kulturwoche an den Waldexkursionen und Vorträgen erleben. Natur Pur - dargestellt in Form der schönen Künste, wie der ausführlichen Fotoreportage entnommen werden kann.
Im Kunstbereich liegt aber auch das von Herbert Volker geschaffene Mahnmal, mit dem der ehemalige Seemann an Havarie des Tankers „Nordic“ erinnert, welcher 2003 mit 5'000 Tonnen Diesel beladen in der Antarktis auf eine Eisscholle prallte, glücklicherweise aber die Ladung nicht auslief.
Ebenfalls der Fotoreportage kann entnommen werden, dass in einigen Mädchen und Jungen, welche im Malzelt ihren kreativen Trieb ausleben, die Künstlerin/der Künstler von morgen schlummert. Grosses Interesse fand das Rubbeln von Holzmaserungen, weil mit dieser Technik im Nu, fast wie von Zauberhand, ein Werk entsteht, das sich durchaus zeigen lässt.
Fürenand ist…
Wie sehr das eingangs erwähnte Zitat zutrifft, ist im alten Milchhüsli zu erleben, bei dessen Betreten die Besucherinnen und Besucher zuerst von Vogelgezwitscher empfangen werden. Ein Märchenwald wie aus einem Bilderbuch, präparierte Vögel und Käfer wecken das Interesse genauso sehr wie die kunstvoll gefertigten Modelldachstühle und Modelltreppen der Zimmermannsleute und deren historische Werkzeuge.
Im Zentrum der Natur- und Kulturwoche Wölflinswil – Oberhof steht aber immer der Mensch und das Miteinander, das ausgiebig im „menschlichen Töggelikasten“ oder eben im „Kafi Fürenand" ausgelebt werden kann.
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