MGC Wegenstetten sorgte für bombastische Stimmung
Von: Hans Berger
Die vorgängig des Jahreskonzertes vom vergangenen Wochenende geäusserten und im Programm explizit nochmals festgehaltenen Befürchtungen der Musikantinnen und Musikanten der MG Concordia Wegenstetten, dass ihr Maestro Bence Tóth dem Charme des Stargastes Rapunzel erliegen könnte, waren vergebens. Allerdings ist nicht zu verleugnen, dass der Dirigent im Einklang mit dem Publikum von der Leistung seines Orchesters absolut begeistert war. Was ja durchaus zur Minimierung der Befürchtungen auch dessen Taktik gewesen sein kann.
MG Concordia Wegenstetten
Wie bereits am Samstag war auch am Sonntag die Mehrzweckhalle proppenvoll, als nach der Begrüssung des MGCW-Präsidenten Sascha Gut die Juniorband Wegenstettertal das Publikum vehement aufforderte, „Shut up and dance“ (Halt den Mund und tanz).
Nein, zum Tanzen vermochte die Band das Auditorium nicht zu animieren, dafür aber zum Applaudieren. Die Begeisterung war derart gross, dass die Juniorband nach „Game of Thrones“ selber auf den Thron gehoben wurde, woran diese wiederum wenig Gefallen fand, weil ihr unmittelbar danach der Job als „Pirates oft he carribbean“ (Piraten der Karibik) angeboten wurde, wo sie – musikalisch äusserst erfolgreich - gegen „Seven Nation Army“ kämpfte.
Furioser Auftakt
Nachdem sich die Juniorband aufs offene Meer zurückgezogen hatte, eröffnete die MGC Wegenestetten ihr bis ins letzte Detail perfekt einstudierte Showprogramm mit dem freudigen, zum mitklatschen einladenden „Marignan Marsch“. Dass Titel aus der grossen Swing-Ära wie Little Brown Jug, In the Mood, Tuxedo Junction, American Patrol oder Moonlight Serenade auch rund achtzig Jahre später immer noch zu begeistern vermögen, bewiesen die Wegenstetter Musikantinnen und Musikanten mit ihrem soundgetreuen Glenn Miller-Medley.
Wort, Licht und Ton
Wesentlich zum Erfolg der beinah schon fernsehreifen Show trugen nebst dem Dirigenten Bence Tóth, dem Orchester auch der souverän, humorvoll durchs Programm führende, Geschichten und Gedichte rezitierende Moderator Severin Gysin sowie der Licht und Ton professionell beherrschende Sascha Gut bei. Aber auch das Duo Joshua Hügli und Andreas Stocker erntete für sein „Trumpet Nostalgia“ zweimal einen Riesenapplaus, obwohl a) selbiges überhaupt nicht nostalgisch klang und b) mit Cornets gespielt wurde.
Im Hexenkessel
Einen Grosserfolg feierten auch die beiden Blues Brothers Jake Blues und Elwood Blues, wobei letzterer seine Mundharmonika vermutlich irgendwo hatte liegen lassen und darum seinem Bruder Jake mit dem Sax beistand. Die Brüder brachten die Halle gleichwohl derart zum Rocken, dass das aus dem Häuschen geratene Plenum den vom Orchester mit „Welcome to the Jungle“ inszenierten Szenenwechsel vom Blues-Schuppen in den Dschungel kaum wahrnahm.
Chaotisch
„Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ dachten wohl viele Konzertbesucher entsetzt, als nach der Pause der Vorhang aufging, die Bühne leer war und einige MusikerInnen gemächlich eintrudelten, so stümperhaft zu musizieren begannen, dass der Dirigent kurz vor dem Kollaps stand und der „Böhmische Traum“ für ihn beinah zum böhmischen Trauma geworden wäre, wenn sich am Schluss das Blatt nicht zum Guten gewendet hätte.
Betörung
Das musikalische, das Orchester fordernde, die Zuhörer atemlos machende Highlight war zweifellos „Rush“ mit seiner aufregenden rhythmischen Intensität und der allenthalben wechselnden Dynamik. Bence Tóth zeigte sich jedenfalls mit der Leistung seines Orchesters zufrieden und so hatte er sich auch im Griff, als der über dem Saal thronende Spezialgast des Abends, Rapunzel (Caroline Kim) mit ihrem „Se(a)x“ und „Baker Street“ das Publikum zu betören vermochte.
Dramatik pur
Aus der Fülle der schönen Lieder und Melodien aus Walt-Disneys Rapunzel-Film ehrte alsdann die Dorfmusik mit dem „Tangled Medley“ ihren Stargast. Was allerdings einem Mitmusiker jedoch nicht genügte, weshalb er - musikalisch mit „Moment for Morricone“ untermalt - Rapunzel eine Rose überreichen wollte, dabei jedoch von der Holden mit ihrem langen Zopf erschlagen wurde, weil er sie versehentlich mit "holde Julia" ansprach.
Nach einem feierlichen Umzug wurde der „Leichnam“ seitlich der Bühne auf einem Podest aufgebahrt. Die Freude war gross, als die Medizinfrau den totgeglaubten Musiker mit einer Spritze und einem arg geschundenen Defibrillator wieder ins Leben zurückholte und er zusammen mit seinen Kameradinnen und Kameraden zum Abschluss des Jahreskonzertes in alter Frische den „Florentiner-Marsch“ wie ebenso die zwei stürmisch geforderten Zugaben spielen konnte.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»