Wenn Vergangenheit und Zukunft sich begegnen
Von: Hans Berger
Bereits zum zweiten Mal organisierte die 1925 gegründete Fricktalisch-Badische Vereinigung am vergangenen Samstag im Haus Salmegg beim deutschen Zoll in Badisch Rheinfelden einen Fundbestimmungsnachmittag, an dem Besucher nicht zuordnungsbare Objekte aus vergangenen Zeiten Fachspezialisten zur Begutachtung vorlegen konnten. Vor dem Haus indes konnten dieselben Besucher anlässlich der Eröffnung der IBA Basel 2020 (Internationale Bauausstellung) ihre Visionen über die Zukunft ausleben, von welchen, so diese auch tatsächlich umgesetzt wurden, in fernen Zeiten Experten der Fricktalisch-Badischen Vereinigung Fragmente davon eventuell beurteilen werden.
Zukunft
„Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“ - ein Satz des US-amerikanischen Dichters, Journalisten und Historikers Carl August Sandberg, welcher nicht nur Pazifisten, Friedensaktivisten, Psychologen und Philosophen fasziniert. Bedenklich aber ist, wenn sich der Satz „Stell Dir vor die Zukunft wird geplant und keiner geht hin“ beinahe bewahrheitet. So geschehen am sogenannten „Brückenfest“, mit welchem beide Rheinfelden unter der Federführung der badischen Seite ihren Beitrag zur Lancierung der IBA Basel 2020 leisten wollten.
Doch wie demnächst das alte Kraftwerk, fiel der Anlass buchstäblich ins Wasser. Einerseits machte Petrus den Organisatoren einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, andererseits - und das ist wohl der bestimmende Faktor für den Reinfall - durch den unmittelbar bevorstehenden Abrisses des alten Kraftwerkes, das zum grenzüberschreitenden Campus hätte umgebaut werden sollen, fehlt den beiden Städten schlicht und einfach ein bauliches Vorzeigeprojekt für die IBA Basel 2020.
Wer trotz der misslichen Situation den Weg zur Zollstation fand, brauchte dies nicht zu bereuen und konnte seinen Visionen zum IBA-Motto „Gemeinsam über Grenzen wachsen“ auf vielfache Weise freien Lauf lassen. Bauklötze und Bambusstäbe standen für die architektonische Visualisierung der eigenen Ideen zur Verfügung. Die Flaschenpost bot Gelegenheit, fremden Menschen neue Perspektiven zu vermitteln. Ein grosses Tuch war dafür gedacht, dass die BesucherInnen ihre Visionen farbig ausmalten. Doch obwohl von offizieller Seite das Kraftwerk an diesem Tag kein Thema sein sollte, nutzen die Malerinnen und Maler das Tuch, um ihren Unwillen über den bevorstehenden Abriss des alten Kraftwerkes kund zu tun.
Welch gewaltiges, überregionales Entwicklungspotenzial eine Internationale Bauausstellung in sich birgt, wurde den wenigen Besuchern eindrücklich auf Schautafeln illustriert und dokumentiert. Mit dem Kraftwerk-Campus als Aufhänger hatten die beiden Rheinfelden einst ihre Chancen erkannt, es wäre schade, würde diese - mangels Innovation - wie die Flaschenpost den Rhein runter fliessen.
Vergangenheit
Was die Zukunft bringen wird, weiss niemand. Insofern hatten es die Experten am Fundbestimmungsnachmittag, welcher von der Fricktalisch-Badischen Vereinigung zum zweiten Mal organisiert wurde einfacher, die Bedürfnisse ihrer Besucher zu befriedigen. Erstens, weil die Gäste etwas Handfestes zur Beurteilung mitbrachten und zweitens, das Wissen der Experten dermassen umfassend ist, dass sie kaum in Verlegenheit kamen, die Objekte richtig zuzuordnen.
Um es vorwegzunehmen, obwohl bestimmt einige der Ratsuchenden sich erhofft hatten, als reicher Mann - respektive als reiche Frau den Dietschy-Saal verlassen zu können, Wertvolles wurde weder den für Fossilien und Mineralien zuständigen Experten Mario Henzi und Georges Burckhardt, noch Hannes Flück, Experte für Archäologie und Werner Brogli für prähistorische Funde vorgelegt. Die grössten Hoffnungen einen unbezahlbaren Schatz in den Händen zu haben, hegten naturgemäss die Münzbesitzer, doch Luciano Caltana, der Münzspezialist, musste auch sie enttäuschen.
Wenn sich der Besitzstand der Ratsuchenden auch nicht vermehrte, ermöglichte ihnen aber die Fricktalisch-Badische Vereinigung, ihr geschichtliches Wissen anzureichern und da bekanntlich zur Gestaltung der Gegenwart wie auch der Zukunft das Wissen um die Vergangenheit unabdingbar ist, waren sie mitsamt den Experten prädestiniert, der IBA Basel 2020 eine zukunftsgerichtete Vision mit auf den Weg zu geben. Es ist zu hoffen, dass sie dies nicht unterlassen haben.
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