Viel „Gartenlust“ im Schloss Schönau
Von: Hans Berger
Spätesten wenn die Forsythien ihre goldgelben Blüten präsentieren, fangen die grünen Daumen der Balkon- und Gartenfreunde an zu zucken. Beim Inspizieren der „Sonnenstuben“ kann aufgrund dessen, was der Winter so alles anrichtete und der daraus resultierenden Arbeit aus der Gartenlust sehr schnell Gartenfrust werden. Aber da muss halt diese Spezies durch, wenn sie wieder die vor der Tür stehenden warmen Tage in freier Natur geniessen will. Ein willkommener Animator, um freudvoll in die Hände spucken zu können ist beispielsweise die vergangenes Wochenende im Schloss Schönau von Bad Säckingen abgehaltene Ausstellung „Gartenlust“.
Das Spiel des im Schloss Schönau heimischen Trompeters von Säckingen war offensichtlich für einmal auch auf der anderen Seite des Rheins vernehmbar. Jedenfalls wurde im idyllischen Schlosspark für einmal vermutlich mehr schweizerdeutsch wie badisch gesprochen. So fühlten sich die Schweizer beinah schon heimisch, zumal sie auch auf ihre Nationalwurst, den „Cervelat“, respekitive „Chlöpfer“ nicht verzichten mussten. Woraus wiederum geschlossen werden kann, dass die Aussteller an der „Gartenlust“ aus Erfahrung mit einer Invasion der Eidgenossen gerechnet hatten und darum auch ihre Gewinnmargen etwas höher schraubten wie im Landesinnern.
Voll und leer
„Gut, dass der Garten nicht der Wunschgrösse entspricht und davon schon einige Plätze reserviert sind“, werden jedoch nicht nur die Schweizer Besucher gedacht haben, denn wäre es alleine nach der Kauflust gegangen, hätte mit Leichtigkeit ein Lieferwagen gefüllt und das Portemonnaie geleert werden können. Wie der ausführlichen Fotoreportage entnommen werden kann, war die Auswahl nicht nur riesig, sondern auch noch verführerisch.
Kaufrausch
Okay, es ist ja auch ein wenig gemein, dass kurz nach dem Erwachen der Lust auf Gartenarbeit eine solch grosse Palette offeriert wird. Es braucht daher nicht viel, um dem Kaufrausch zu erliegen, zumal einem die noch milden Temperaturen suggerieren, dass das Spaten, Hacken, Rechen im Nu erledigt ist. Die Einsicht, dass es doch beschwerlicher ist wie gedacht, kommt dann oft erst, wenn es an die schweisstreibende Umsetzung geht.
Hier und dort
Aber was soll‘s, wer will denn heute schon an morgen denken? Das Flanieren und Gucken im Schlosspark war ein reines Vergnügen, weckte Träume und animierte zur Umgestaltung des Gartens oder Balkons. Hier eine Schildkröte, dort ein Rosenstöcklein, in der einen Ecke ein Strauch und drüben ein Bäumchen wären ja noch umsetzbar, wenn da nicht noch viele andere Wünsche hinzukämen...
Blumenkinder
Ist dann zudem auch noch die florale Leidenschaft erst mal entbrannt, gibt’s fast kein Halten mehr. Mit ein Grund dafür kann sein, dass sich die in die Jahre gekommenen Babyboomer ihrer Hippiezeit entsinnen und wieder zu Blumenkindern mutierten. Scott McKenzie und sein San Francisco lassen diesbezüglich grüssen.
Gartenkunst
Auch wer das Besondere suchte, wurde in der „Gartenlust“ fündig. Mannigfach gab’s Skulpturen verschiedener Künstler, Wasser- und Windspiele oder Rankelemente aus Eisen. Was einst mit der Stahlbürste jährlich mühevoll geputzt wurde, ist heute immer noch „In“; gemeint sind die mit Rost beschlagenen Eisenplastiken jeglicher Art. Das Frappante - früher nicht vorstellbar - daran ist, die Symbiose von rostigem Eisen, Natur und Floristik vermag zu begeistern.
Fazit
Die „Gartenlust“ im Park vom Schloss Schönau in Bad Säckingen wurde ihrem Namen gerecht. Wohl kaum eine Gartenbesitzerin oder ein Gartenbesitzer verliess die Gartenmesse ohne Lust auf den Garten. Die Zuversicht, ihn so schön hinzukriegen wie gesehen liess weder Verdruss über die bevorstehende Arbeit aufkommen, noch darüber, dass das Portemonnaie mehr wie geplant gezückt wurde.
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