Bauernverband fordert Stärkung der produzierenden Landwirtschaft
Von: lid-f24.ch
Mehr Ökologie und eine extensivere Produktion: Für den Bauernverband geht die vom Bundesrat entworfene AP 2014/17 in die falsche Richtung. Befürchtet werden höhere Kosten, eine geringere Kalorienproduktion und eine Schwächung der internationalen Konkurrenzfähigkeit.
SBV-Direktor Jacques Bourgeois genügt die AP 2014/17 des Bundesrates nicht. (mw)
Die Debatte um die Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik kommt in die heisse Phase: Mitte September berät der Nationalrat die Vorlage, deren Herzstück ein neues Direktzahlungssystem ist.
Der Bundesrat hat in der Botschaft zur AP 2014/17 zwar bereits Abstriche gegenüber der ursprünglichen Vernehmlassungsvorlage gemacht. Und die vorberatende Kommission des Nationalrats hat nochmals einige Änderungen angeregt. Doch dem Schweizerischen Bauernverband (SBV) reicht dies noch immer nicht. Deshalb hat er auf den Hof von Hansjürg Stalder im bernischen Gümmenen zur Medienorientierung geladen, um seinen Standpunkt klar zu machen.
Der Bundesrat lege zu viel Gewicht auf Ökologisierung und Extensivierung, während die Lebensmittel produzierende Landwirtschaft zu kurz komme. Diese müsse aber gestärkt werden, wenn die einheimische Bevölkerung zukünftig mit nachhaltig und tierfreundlich produzierten Nahrungsmitteln versorgt werden soll, so wie es die Verfassung verlange, erklärte Josef Dissler, Vize-Präsident des SBV. Er erinnerte daran, dass der Nettoselbstversorgungsgrad in den letzten drei Jahren um vier Prozent auf aktuell 54 Prozent gesunken sei.
Für SBV-Vize-Präsident Fritz Glauser ist die AP 2014/17 ungenügend, weil sie eine Reihe von Fehlentwicklungen der letzten Jahre nicht korrigiert. So fehle etwa eine Prämie zur Förderung des Futtergetreide-Anbaus. Dieser rentiere sich aktuell kaum mehr, weshalb immer mehr Kraftfutter importiert werden müsse.
SBV-Direktor Jacques Bourgeois forderte den Verzicht auf die Landschaftsqualitätsbeiträge und die Einführung eines Basisbeitrags bei den Kulturlandschaftsbeiträgen. Vor allem aber soll bei den Versorgungssicherheitsbeiträgen der Tierbesatz pro Fläche berücksichtigt werden.
Welche Auswirkungen die AP 2014/17 für den einzelnen Bauern hat, hat der SBV anhand von Hansjürg Stalders 20-Hektaren-Betrieb aufgezeigt. Der Berner Landwirt hält auf seinem Hof 20 Milchkühe und 48 Schweine, daneben betreibt er noch etwas Ackerbau. 40‘000 Franken erhält er jährlich an Direktzahlungen. Kommt die AP 2014/17 des Bundesrates durch, schrumpft dieser Betrag auf 36‘000 Franken. Davon sind 10‘000 Franken sogenannte Übergangsbeiträge, die jährlich schrittweise abgebaut werden.
Wenn Hansjürg Stalder im neuen System gleich weiterwirtschaften würde wie bis anhin, bekäme er also weniger Geld vom Bund. Anders sieht es aus, wenn Stalder zusätzliche Leistungen erbringt, etwa im Bereich Biodiversität oder Tierwohl. Das würde aber zu höheren Produktionskosten führen, gab Francis Egger vom SBV zu bedenken. So müsste Stalder, um Beiträge für besonders tierfreundliche Stallhaltung zu erhalten, einen neuen Stall bauen. Und falls er von höheren Biodiversitätsbeiträgen profitieren möchte, müsste er die landwirtschaftliche Produktion einschränken.
Die Ausgestaltung des Direktzahlungssystems ist für die Bauern entscheidend; umso mehr, als sie immer weniger für ihre Produkte erhalten. „Seit Beginn der 90er Jahre sind die Produzentrenpreise rund einen Drittel gesunken“, erklärte Fritz Glauser. Dies, während die Lebensmittel im Laden im gleichen Zeitraum circa 15 Prozent teurer geworden seien.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»