Radioaktives Material in historischen Militärflugzeugen entdeckt
Von: mm/f24.ch
In den Triebwerken der historischen Militärflugzeuge des Typs C-3605 ist leicht radioaktives Material entdeckt worden. Eine Gefährdung für die Gesundheit besteht bei fachgerechtem Umgang nicht. Die Flugzeuge waren im Jahr 1987 von der Armee ausser Dienst gestellt und in Unkenntnis über diese bewilligungspflichtigen Komponenten versteigert worden.
Militärflugzeuge des Typs C-3605 (Fotos: VBS)
Im Jahr 1987 wurde die gesamte damalige C-3605-Flugzeugflotte der Armee vom damaligen Bundesamt für Militärflugplätze ausser Dienst gestellt und versteigert. Die Flugzeuge standen seit 1968 im Einsatz. Die Ausserdienststellung erfolgte ohne Kenntnis davon, dass die Flugzeuge bewilligungspflichte Komponenten enthalten.
Bei Routinekontrollen in einem Entsorgungsbetrieb wurde im Herbst 2020 leicht radioaktives Material entdeckt, das nachweislich aus einem Turbinentriebwerk des Typs T53-L-7A in einem C-3605-Flugzeug stammt. Daraufhin hat eine Arbeitsgruppe mit Spezialistinnen und Spezialisten der zuständigen Behörden beim Bund intensive Abklärungen vorgenommen.
Triebwerke und Instrumente im Cockpit betroffen
Eine Gefahr für die Gesundheit aufgrund der Radioaktivität kann ausgeschlossen werden, sofern das Triebwerk nicht mechanisch bearbeitet wird. Die Abklärungen haben ergeben, dass der Hersteller das natürlich vorhandene, radioaktive Thorium genutzt hatte, um damit die Festigkeit der Triebwerksteile bei hohen Temperaturen zu gewährleisten. Darüber hinaus haben die Untersuchungen ergeben, dass im Cockpit dieser Flugzeuge Instrumente mit radioaktiver Leuchtfarbe eingebaut waren.
Die Triebwerke wie auch die Instrumente benötigen nach aktueller Strahlenschutzverordnung eine Umgangsbewilligung des Bundesamtes für Gesundheit BAG. Aus diesem Grund hat die Armee dieser Tage die heutigen Eigentümer und Halter über diese Erkenntnisse informiert und ihnen ihre Unterstützung im Umgang oder bei der Entsorgung der leicht radioaktiven Komponenten angeboten. Dabei können sie bis Ende Juni zwischen zwei Möglichkeiten wählen.
Entsorgung durch das VBS oder Hilfestellung bei der Bewilligung
Wenn die Eigentümer die radioaktiven Teile nicht behalten wollen, wird das VBS die Triebwerke und Instrumente aus ehemaligen Beständen der Armee kostenlos entsorgen. Dies gilt für Eigentümer und Halter in der Schweiz wie auch im Ausland. Für die fachgerechte, individuelle Entsorgung eines Triebwerkes durch Privatpersonen ist mit Kosten von rund 250'000 Franken zu rechnen.
Bei den Instrumenten im Cockpit sind es rund 300 Franken. Bei einer gesammelten Entsorgung durch das VBS kann von tieferen Kosten ausgegangen werden. Die Kosten für den Ausbau und den Transport gehen zu Lasten der Eigentümerschaft.
Falls hingegen die Eigentümer in der Schweiz die Triebwerke und die Instrumente weiterhin behalten wollen, was gefahrlos möglich ist, kann das VBS ihnen behilflich sein, eine Umgangsbewilligung beim BAG zu beantragen. Im Auftrag des BAG erfasst das VBS vor Ort alle radioaktiven Stoffe im Zusammenhang mit der C-3605 und fasst diese in einem Inventar zusammen. Gestützt darauf kann die Bewilligung beim BAG beantragt werden. Damit bleiben alle Teile im Besitz der heutigen Eigentümer und damit auch die Verantwortung und die Kosten im Fall einer späteren Entsorgung.
Die Eigentümer im Ausland können die Geräte ebenfalls behalten. Das VBS hat sie nun darauf aufmerksam gemacht, dass die rechtlichen Vorgaben in ihrem Land bezüglich Radioaktivität einzuhalten sind.
Triebwerke und Flugzeuge in der Schweiz und im Ausland
Laut Swissaviation kamen am 12. Dezember 1987 auf der «Heimatbasis» Lodrino achtzehn Flugzeuge zusammen mit einem Ersatzteillager unter den Hammer. Zwischen zehn- und dreissigtausend Franken brachten die einzelnen Maschinen ein, in die Bundeskasse flossen am Schluss 274‘000 Franken.
Bei der Versteigerung im Jahre 1987 waren insgesamt 28 Triebwerke veräussert worden (allfällige Entsorgungskosten für den Bund = 7 Mio. Franken). Sie befinden sich in zehn Flugzeugen in der Schweiz und in zehn Flugzeugen im Ausland (Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, USA) bei privaten Haltern oder Museen.
Bei zwei Flugzeugen im Ausland sind die Triebwerke des Typs T53 durch einen Kolbenmotor ersetzt worden. Bei vier Triebwerken konnte der Besitzer oder Halter bis jetzt trotz intensiven Recherchen nicht ausfindig gemacht werden.
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