Jazz vom Feinsten im Schützenkeller
Von: Rolf de Marchi
Ganz dem Stil des Hauses entsprechen vermochte vergangenen Montag im Schützen Kulturkeller in Rheinfelden auch der Tenorsaxophonist Scott Hamilton zusammen mit seinem Quartett kunstgerecht Tradition mit der Moderne zu verbinden.
Viele Musiker der aktuellen Jazzszene haben sich darauf spezialisiert, beim Improvisieren komplexe Phrasen und vertrackte Linien zu spielen, die mit den begleitenden Akkorden nur noch entfernt im Einklang stehen. Natürlich hat das seinen Reiz und kann zu interessanten Resultaten führen.
Einen anderen Weg geht da der Tenorsaxophonist Scott Hamilton, der mit seinem Quartett im Schützen Kulturkeller in Rheinfelden ein Konzert gab, das vom Jazzclub Q4 organisiert worden war.
Hamilton konzentriert sich beim Improvisieren darauf, geradlinig gestaltete melodiöse Wendungen zu spielen, die klar hörbar einen direkten tonalen Bezug zu den unterlegten Harmonieverbindungen der Begleitband haben.
Damit steht der 1954 im US-Staat Rhode Island geborene und heute in Italien lebende Musiker in der Tradition grosser Tenorsaxophonisten. Wenn er Balladen wie den Duke Ellington-Klassiker «Tonight I Shall Sleep (With A Smile On My Face)» mit vollendeter Ausdruckskraft interpretierte, hörte man deutlich stilistische Einflüsse von Coleman Hawkins oder von Ben Webster. Bei intensiv gespielten Stücken wie etwa George Gershwins «I Got Rhythm» meisselte der Saxophonist mit energiegeladenen Ton Solos, die an Illinois Jacquet oder Paul Gonsalves erinnerten.
Mit seiner natürlichen Sensibilität für den Swing, seiner Kreativität und seinem durch lange Erfahrung gereiften Schatz an unterschiedlichen Phrasen und Melodielinien vermochte der Saxophonist ausgewogen Tradition mit der Moderne zu verschmelzen.
Unbedingte Erwähnung verdienen auch Scott Hamiltons Mitmusiker André Weiss (Piano), Joel Locher (Bass) und Patrick Manzecchi, die jederzeit mit professioneller Flexibilität auf die spontanen Eingebungen ihres Bandleaders reagieren konnten.
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