Na-Ku Wölflinswil - Oberhof mehr wie nur Heinzen
Von: Hans Berger
Mit der Ausstellung „Geschmückte Heinzen“ in der Studer-Schüür in Oberhof demonstriert die noch bis 9. Juni andauernde Na-Ku (Natur- & Kultur-Woche) Wölflinswil - Oberhof einmal mehr eindrücklich, dass die Mutter der modernen Kunst die Volkskunst ist. Sie ist eine uralte weltweite Tradition, welche die Erhaltung kultureller Kunstproduktionen ermöglicht, sich an die Menschen richtet und nicht auf Massenproduktion, geschweige denn auf Profit abzielt.
Die Frage danach, was Kunst ist, war, sein soll, sein könnte oder müsste, wo sie beginnt und wo sie definitiv endet, wozu und wem sie dienen soll oder welche Dienste sie gerade zu verweigern hat, ist zu einem beliebten Gesellschaftsspiel avanciert. Dies obwohl Michelangelo (1475-1564), der bedeutendste Künstler der italienischen Hochrenaissance mit seiner Feststellung: „Kunst hat die Aufgabe wachzuhalten, was für uns Menschen so von Bedeutung und notwendig ist“ die Fragen längst beantwortet hat. Wie desgleichen Vincent van Gogh (1853-1890) mit seiner Analyse, die da lautet: „Ich kenne keine bessere Definition für das Wort Kunst als diese: Kunst – das ist der Mensch“.
Volkskunst
Diese beiden Thesen beherzigt das OK der Na-Ku seit jeher und kommen heuer besonders in der Ausstellung „Geschmückte Heinzen“ zum Tragen. Heinzen gehörten einst zum Sommer-Landschaftsbild. Bei unbeständigem Wetter wurde mittels Heinzen das Gras aufgehängt, um es so vor Fäulnis zu schützen. Das Heu auf den Heinzen konnte dadurch schneller trocknen und wurde von den Tieren sehr geschätzt. Diese Technik ist in den letzten Jahrzehnten den Heubelüftungsanlagen und Siloballen gewichen.
Die Kulturgruppe hat die Heinzen nun aber aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und ihnen eine neue Bestimmung gegeben, wie der ausführlichen Fotoreportage zu entnehmen ist. Die teils kunstvoll, teils witzig, teils frech gestalteten Heinzen bestätigen zudem die vorgenannten Zitate der beiden begnadeten Künstler.
Beim Spaziergang vom Parkplatz zur Studer-Schüür lohnt sich zudem auch ein Blick in die Gärten, welche einerseits keinen Zweifel daran lassen, dass unter den Kunstschaffenden die Natur zweifelsfrei die Nummer eins ist und andererseits in Oberhof viele naturverbundene Volkskünstler daheim sind.
Es ist wie es ist: Die Volkskunst bezeichnet das bildnerische und kreative Schaffen jenseits der klassischen, beziehungsweise modernen Künste und genau dafür steht die Na-Ku 2019.
Mitenand
Aber auch die Kinder der beiden Dörfer scheinen ein künstlerisches Flair zu haben. Jedenfalls könnte das eine oder andere, unter der Ägide von Agnes Völker im Malzelt entstandene Gemälde durchaus einem/einer renommierten, modernen Künstler/Künstlerin zugeschrieben werden.
Kreativ waren gestern indes auch jene Kinder, welche sich im „Bistro 1855“ unter dem Motto „Schmieren und Salben hilft allenthalben“ von Monika Müller im Herstellen von Salben, den ältesten Heilmitteln der Menschheit, instruieren liessen.
Fürenand
Während die Jungmannschaft salbte, rüstete sich das Team vom „Bistro 1855“ für den abendlichen Anlass, an denen nebst einem leckeren Menü eine besondere Atmosphäre kredenzt wird. Fröhlich und heiter war gestern die Stimmung auch im „Kaffi Fürenand“.
Fazit
„Kultur ist alles - Alles ist Kultur“, dies - nicht mehr und nicht weniger - ist die Quintessenz der Natur- und Kulturwoche Wölflinswil-Oberhof und wenn auch kein Michelangelo und kein Vincent van Gogh daraus hervorgeht, die Anstrengungen vom Na-Ku-Team und allen Mitbeteiligten sind kulturfördernd und identitätsstiftend, was in der heutigen, mehrheitlich anonymisierten, individualisierten Welt eine Rarität geworden ist.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»