Reduzierter Einsatz von Fungiziden im Weinbau
Von: mm/f24.ch
Für eine qualitativ hochstehende Ernte ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Weinbau unumgänglich. Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW ermöglicht mit zwei Internet-Werkzeuge die eingesetzte Pflanzenschutzmittelmenge zu reduzieren. Einerseits werden durch zuverlässige Prognose des Falschen Mehltaus die Mittel gezielter eingesetzt, und andererseits kann durch eine einfache Methode die Dosierung der Pflanzenschutzmittel an die Blattfläche angepasst werden. Der Einsatz dieser beiden Internet-Werkzeuge erlaubt eine jährliche Reduktion der Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel von über 30%.
Konsumentinnen und Konsumenten machen sich immer mehr Gedanken über mögliche negative Effekte der Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft. In Frankreich hat die Regierung mit dem sogenannten "Grenelle de l'environnement" das Ziel gesetzt, den Einsatz der Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft bis 2018 um 50% zu reduzieren. In der Schweiz beschäftigt sich die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW seit Jahrzehnten mit dieser Thematik und erreicht annähernd diese Reduktion mit der Entwicklung der Internetplattform www.agrometeo.ch.
Prognose des Falschen Mehltaus
Unter den klimatischen Bedingungen der Schweiz ist der Falsche Rebenmehltau eine der wichtigsten Krankheiten. Um die Rebe zu schützen, sind pro Jahr zwischen 6 und 10 Fungizid-Behandlungen nötig. ACW hat in Zusammenarbeit mit dem deutschen Weinbauinstitut Freiburg im Breisgau ein Computermodell entwickelt, um die Entwicklung des Krankheitserregers anhand von Wetterdaten vorherzusagen. Das Schweizer Messnetz ist mit rund 150 Wetterstationen auf der ganzen Landesfläche verteilt gut bestückt. Seit 2009 können Infektionsrisiken für die kommenden fünf Tage bestimmt werden. Dank diesen kostenlosen Internetinformationen (www.agrometeo.ch) kann der Winzer die Fungizide gezielter einsetzen und die Anzahl Behandlungen dadurch reduzieren.
Blattflächenbezogene Dosierung der Pflanzenschutzmittel
Die Weinrebe gehört zu den Lianen-Gewächsen, die sich sehr schnell im Laufe des Jahres entwickeln. Im Frühjahr ist sie nur ein kahler Rebstock, wandelt sich aber schnell zu einer Hecke mit vielen Blättern, die im Laufe des Sommers mehrmals getrimmt werden muss. Es macht somit Sinn, im Frühling die Pflanzenschutzmittel in geringerer Menge einzusetzen und die Dosierung allmählich in Verbindung mit der Entwicklung der Pflanzen zu steigern.
In der Schweiz wird bereits eine lineare Anpassung der Brüh- und Produktmenge im Laufe der Saison in der Homologation der Pflanzenschutzmittel berücksichtigt. Die ACW-Forscher haben zusammen mit einem internationalen Pflanzenschutzkonzern eine Methode entwickelt, um die Dosierung nicht nur an die Phänologie, sondern an die vorhandene Blattfläche anzupassen. Dafür liefert die Internetplattform www.agrometeo.ch den Winzern ein einfach anwendbares Rechenmodul.
Eine Bilanz von Praxis-Versuchen während fünf Jahren wurde kürzlich in der „Revue Suisse de Viticulture, Arboriculture et Horticulture" veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass im Vergleich zu den Standarddosierungen die Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel durchschnittlich um 20% reduziert werden. Dies schont nicht nur die Umwelt, sondern schafft auch einen finanziellen Vorteil, da die Produktionskosten des Winzers gesenkt werden können.
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