Beschauliche Kaninchen- und Geflügelausstellung Möhlin
Von: Hans Berger
Für die Kleintierzüchter aus dem Fricktal sowie für die Freunde von Kaninchen und Gefieder wurde vergangenes Wochenende Möhlin zum Mekka. Drollige Häschen und stolze, unüberhörbar gackernde Hühner erfreuten die zahlreichen Besucher der 62. Fricktalischen Verbandsausstellung in der weihnachtlich dekorierten Fuchsrain-Turnhalle.
Für den kleinen „Rassenkaninchen - Zuchtverein Möhlin“ war die Organisation der Ausstellung mit rund 350 Tieren eine echte Herausforderung, wie von OK-Präsident Walter Kym zu erfahren war, die aber dank des guten Teamgeistes im OK und der Mithilfe aller Vereinsmitglieder gut gemeistert werden konnte, wie Kym betonte.
Zufrieden zeigte sich Paul Gysin über die speditive Arbeit der sechs Juroren, wodurch das zu jeder Ausstellung gehörende Bewertungsbüchlein, in dessen Vorwort sich Möhlins Gemeindeammann Fredy Böni erfreut und geehrt zeigte, dass seine Gemeinde Gastgeber der Ausstellung sein dürfe, bereits um 14.00 Uhr an die 65 Züchter und weiteren Interessierten verteilt werden konnte. Lobende Worte fand auch der langjährige Vereinspräsident Franz Isabo für die geleisteten Arbeiten sowie die beschauliche Ausstellung, welche der Verein zum ersten Mal durchführte.
Viel Prominenz
Beim von der Gemeinde offerierten Apéro-Empfang zeigte sich OK-Präsident Walter Kym erfreut, insbesondere Möhlins Vizeammann Lukas Fässler, die Gemeinde- und Grossräte Bernadette Kern, Thomas Freiermuth, Roland Agustoni, Bernhard Scholl sowie Ehrenpräsident Ernst Schär begrüssen zu dürfen. Ihnen und zahlreichen weiteren Gästen veranschaulichte der Präsident vom Aargauischen Kleintierzüchterverband (AKV), Alois Wernli die Zielsetzungen der Kaninchenzüchter, welche nicht in erster Linie die Fleischproduktion als vielmehr die Zucht beinhalte. Jene der Geflügelzüchter erklärte danach auf einem Rundgang Linus Jegge, Präsident des Fricktalischen Kleintierzüchterberbandes.
Grosses Spektrum erfordert grosses Wissen
Die schweizweit rund 20'000 Kaninchenzüchter hegen und pflegen 39 verschiedenen Kaninchenrassen in über 100 Farbenschlägen, während sich die 5`000 Rassenhühner- und Ziergeflügelzüchter mit über 259 verschiedenen Hühnerrassen, - Farbenschlägen und Ziergeflügelarten befassen. Bei diesem riesengrossen Spektrum versteht sich fast von alleine, dass für eine erfolgreiche Zucht viel Fachwissen erforderlich ist.
Dass Kaninchen nicht gleich Kaninchen und Huhn nicht gleich Huhn ist, erfuhren die Besucher auf ihrem Rundgang durch die Ausstellung. Dank den Ausführungen der beiden Experten konnte deren aufmerksame Zuhörerschaft die einen oder anderen Wesensmerkmale feststellen und ein wenig die unterschiedliche Punktegebung der Juroren nachvollziehen.
Obwohl, für die Laien unter den Besuchern spielte dies absolut keine Rolle, aber auch die Tierchen schienen sich wenig um Rang und Würde zu kümmern. Gwunderig kamen die Kaninchen an die Türe und bestaunten ihre Betrachter genauso interessiert wie umgekehrt. Im Gegensatz zu den Menschen kam aber von den Häschen kein positiver Feedback über das was sie sahen, wodurch sich vielleicht einige der Betrachter in ihrem Stolz verletzt fühlten, nicht wissend, dass die Kaninchen nach dem Grundsatz „Schweigen ist Gold“ leben.
Völlig konträr gab sich das gefiederte Vieh. Je lauter, je doller scheint deren Devise zu sein. Auch das Wort Bescheidenheit ist ihnen offensichtlich fremd. Ihr prachtvolles Aussehen führen sie mit viel Stolz und grossem Selbstbewusstsein vor. Bei soviel Anmut wird, wie bei den Menschen, über den mangelnden Verstand hinweggesehen. Der Autor vom Musical „Anatevka“, Joseph Stein hat die Tiere wohl gut beobachtet, wenn er den Milchmann Tevje in seinem Lied „Wenn ich einmal reich wär“, bezogen auf seine dümmliche Frau prognostizieren lässt; „Mein Weib stolziert herum, beladen mit Geschmeide und aufgedonnert wie ein Pfau.“
Nebst den Tieren wurde aber auch den kunstvoll, aus Kaninchenfell gefertigten Produkten der Frauengruppe Wallbach viel Bewunderung gezollt. Augenfällig eine Pelzjacke, welche durch ihren fantastischen Schnitt und exakte Nähkunst eher einem sündhaft teuren Zobel- wie Kaninchenpelz ähnelte. (siehe Fotogalerie). Kein Wunder getraut sich die Besitzerin ihre Kreation nicht in aller Öffentlichkeit zu tragen, obwohl ja die Pelzgegner nichts gegen die Verarbeitung von Kaninchenfellen einzuwenden haben.
Kleintierzucht - ein lebendiges Hobby
Gerade in der heutigen, vom Stress und der Technik beherrschten Zeit, vergesse man oft die Musse, den Ausgleich und den Bezug zur Natur, antwortete OK-Präsident Walter Kym auf eine entsprechende Frage. Die Kleintierzucht biete diesbezüglich eine wunderbare Möglichkeit, das Leben und die Natur zu erleben, zu erfahren. Die Ruhe und Musse lenke von den täglichen Belastungen ab und die Tiere seien dankbar, wenn sich ihnen jemand widme, meinte Kym ergänzend. Gleichwohl aber ist der Verein mit der Zucht der Tiere mehr Erfolg beschieden wie im Werben um neue Mitglieder. Für einmal sind hier nicht die Tiere, zumindest vorerst, als vielmehr die Züchter vom „aussterben“ bedroht.
Den Grund sieht Walter Kym im grossen Engagement, welches das Hobby von deren Betreibern abverlangt. „Die Rassekaninchenzucht bietet sich als Hobby für die ganze Familie geradezu an. Fast in allen Kindern schlummert der Wunsch, Tiere zu halten, zu hegen und zu pflegen. In der Rassekaninchenzucht lernen sie Werden und Vergehen kennen. Der natürliche Bezug zur Natur erleben sie dadurch ungezwungen und lebensnah“, gab sich der OK-Präsident überzeugt.
Resümee
Ohne die Darlegungen des OK-Präsidenten zu kennen, erlebten die begeisterten Besucher der 62. Fricktalischen Verbandsausstellung in Möhlin hautnah deren Richtigkeit. Gleichwohl ist aber nicht anzunehmen, dass die Mitgliederzahl des gastgebenden Rassenkaninchen Zuchtverein Möhlin nun sprunghaft ansteigt. Gewiss aber ist es dem Verein erfolgreich gelungen, das seine Mitglieder in mehrfacher Hinsicht erfüllende Wirken einer breiten Bevölkerung näher zu bringen.
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