Lauschiger Herbstmarkt in Möhlin
Von: Hans Berger
Die Verkaufstische vor dem Möhliner Dorfmuseum waren schon reichlich gedeckt, als am vergangenen Sonntagnachmittag bereits eine halbe Stunde vor Öffnungszeit die ersten Besucher eintrafen, um den kleinen aber lauschigen Herbstmarkt von Möhlin zu inspizieren.
Lauschiger Herbstmarkt in Möhlin
Was sie sahen, war die ganze Farbenpracht, welche in dieser Intensität alleinig der Herbst zu bieten hat und nach den zwei vorangegangenen tristen Tagen besonders stark ins Auge stach. Ja, bei diesem prächtigen Anblick gab es keinen Grund dem Sommer nachzuweinen, aber ihm als Geburtshelfer des bunten Angebots zu danken, war bestimmt nicht deplatziert.
„Gluschtimacher“
Karikaturisten oder Comic-Zeichner hätten in den schlangen- und entenartigen Kürbissen, welche auf einem der Stände präsentiert wurden, mannigfache Vorlagen für eine lustige Darstellung dieser Tiere finden können. Im Angebot standen aber auch andere, oft nicht essbare aber zur herbstlichen Dekoration von Tisch, Buffet und Fenstersims bestens geeignete Kürbisformen. Selbstverständlich hatte es darunter auch geniessbare, um zum Beispiel daraus eine solch herrliche Suppe zu machen, wie jene, die vor Ort, quasi als „Gluschtimacher“ konsumiert werden konnte.
Sündenfall
Es muss wohl genau so ein Apfel gewesen sein, der die Marktbesucher anlachte, wie jener, welchem Adam seinerzeit nicht widerstehen konnte und ihn dazu verführte, so richtig herzhaft zuzubeissen, wodurch dann aber der Menschheit das Paradies genommen wurde, wonach sie sich so sehr zurücksehnt. Der sinnierende Betrachter musste angesichts dieser prächtigen Äpfel sich ehrlicherweise eingestehen: „Ich bin kein Deut besser wie dieser Adam!“ Und da die „Sünde“ auch durch den Verzicht des Verzehrs dieser süsssauren Frucht nicht mehr rückgängig zu machen ist, konnte der sinnierende Betrachter ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen lustvoll zubeissen und einige Kilos kaufen.
Apropos schlechtes Gewissen. Das mussten auch jene Besucher nicht haben, welche sich der zuhauf in einem geflochtenen, weissen Kinderstubenwagen liegenden Quitten gratis bedienten. Allerdings hatte der den Herbstmarkt organisierende Dorfmuseumsverein gegen einen Obolus nichts einzuwenden.
Frischer geht’s nicht
„Was am Möhliner Herbstmarkt angeboten wird, entstammt mehrheitlich dem heimischen Boden“, versicherte Brigitte Neeser vom Museumsverein. „Weil das Dorfmuseum auch viele geschichtliche Aspekte der Landwirtschaft beleuchtet, wollen wir den ansässigen Bauern die Möglichkeit geben, ihre Produkte zu vermarkten“, antwortet Brigitte Neeser auf eine entsprechende Frage.
Rüebli, frisch aus dem Boden, Gemüse frisch aus dem Garten, Äpfel, frisch ab dem Baum, Süssmost frisch ab der Presse, Bauernbrot, frisch aus dem Ofen. Wahrlich, frischer geht’s nicht mehr, weshalb wohl, wären sie zufällig vorbeigekommen, die Strategen der Grossverteiler neidisch auf den Herbstmarkt geblickt hätten.
Gebrannte Wasser, Liköre, Teigwaren, Öle, Honig, selbstredend alles aus eigener Produktion, rundeten das Angebot ab.
Prosit
War der Einkaufskorb voll, so luden die Gastwirtschaft, das schöne Wetter, die zufällig getroffenen Bekannten, Verwandten oder Freunde zum weiteren Verweilen ein. Einen guten Tropfen zum anstossen, dazu ein Speckbrettli oder eine Kürbissuppe und danach ein Kaffee, mit oder ohne, ein Stück Kuchen und als Tüpfchen auf dem i, einen guten Schwatz - sonntäglicher kann ein Sonntag kaum sein.
Erinnerungen
Ja, die Gäste vom Herbstmarkt Möhlin genossen dessen Ambiente. Neulinge unter ihnen erkundeten zwischendurch das Dorfmuseum und zeigten sich begeistert von dessen Hauseinrichtung und Wohnkultur aus der vorletzten Jahrhundertwende und den vielen Werkzeugen und Maschinen von Landwirtschaft und Gewerbe aus scheinbar längst vergangenen Zeiten, dabei wurde zur Jugendzeit der heute 60-jährigen noch vielfach damit gearbeitet.
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