Einflug des Eichelhähers
Von: mm/f24.ch
Auf der Beringungsstation der Vogelwarte Sempach auf dem Col de Bretolet wurden noch nie so viele Eichelhäher gefangen wie in diesem Jahr. Grund für diesen Rekord ist ein Einflug von Vögeln aus dem Norden.
Eicheln stellen eine wichtige Nahrungsquelle für den Eichelhäher dar. Ihre Verfügbarkeit beeinflusst auch seine Wanderungen: In Jahren mit Nahrungsknappheit in nordischen Ländern kommt es zu Massenbewegungen Richtung Süden. (Foto © Michel Muriset)
Im Jahr 2021 konnten auf der im Unterwallis gelegenen Beringungsstation Col de Bretolet so viele Eichelhäher beringt werden wie noch nie zuvor: Insgesamt wurden 154 Individuen markiert, im Durchschnitt sind es pro Saison dreizehn Eichelhäher.
Diese hohen Zahlen deuten auf einen Einflug hin. Der letzte Einflug fand im Jahr 2019 statt, als während der gesamten Zugzeit über dem Bodensee mehr als 130'000 Individuen gezählt werden konnten!
Einflüge sind Massenfluchten, die manche nordeuropäische Vögel in unregelmässigen Abständen Richtung Süden oder Westen unternehmen. Ein Blick auf den Nahrungserwerb des Eichelhähers liefert mögliche Erklärungen für dieses Phänomen:
Wie sein Name andeutet, ist der kleine Rabenvogel stark von Eicheln als Nahrungsquelle abhängig. Einflüge kommen daher nur in Jahren vor, in denen es in nordischen Ländern wenige Eicheln und einen frühen Wintereinbruch gibt, aber nur wenn der Bruterfolg im Vorjahr hoch war und es viele Eicheln gab.
In der Schweiz ist der Eichelhäher ein Teilzieher. Die Mehrheit der Vögel verbringt den Winter hier, ein Teil allerdings – dazu zählen insbesondere die Jungvögel – zieht in den Mittelmeerraum. Zu den bei uns überwinternden Vögeln gesellen sich im Winter solche aus nördlicheren Ländern.
Der Eichelhäher kommt in Wäldern aller Art vor und gilt als fleissiger Förster: Jedes Jahr versteckt er grosse Mengen an Eicheln als Wintervorräte, findet jedoch nicht alle dieser Verstecke wieder. So trägt er zur Waldverjüngung und Verbreitung der Eiche bei.
Waldpolizist
Der Eichelhäher zählt zur Familie der Rabenvögel, ist im Gegensatz zur Mehrheit der anderen Vertreter jedoch nicht schwarz gefärbt. Mit seinem weinrot getönten Gefieder und den blau, weiss und schwarz gebänderten Flügeldecken ist er eine aparte Erscheinung und kann leicht bestimmt werden. Eichelhäher sind sehr wachsam und warnen mit ihrem rätschenden Ruf andere Vögel, was ihm den Übernamen «Waldpolizist» eingebracht hat.
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