SBB bestellt 59 Doppelstockzüge für den Fernverkehr
Von: mm/f24.ch
Die SBB löst die grösste Rollmaterialbestellung ihrer Geschichte aus. Ziel ist es, das Bahnangebot für die Kunden weiter zu verbessern. Die SBB beauftragt Bombardier Transportation Switzerland AG mit dem Bau von 59 neuen Doppelstockzügen für den Fernverkehr. Das Auftragsvolumen beträgt rund 1,9 Milliarden Franken. Dem Entscheid ging ein aufwändiges Ausschreibungsverfahren nach internationalen Verträgen und Schweizer Gesetzgebung voraus. Der Entscheid fiel klar aus: Sowohl beim Komfort für die Kunden wie auch bezüglich der Gesamtwirtschaftlichkeit schnitt Bombardier am besten ab. Die neuen Züge sollen schrittweise ab Dezember 2013 zum Einsatz kommen: zuerst im InterCity-Verkehr auf den Strecken St. Gallen–Zürich–Bern–Genf, Romanshorn–Zürich–Bern–Brig sowie als InterRegio zwischen Zürich und Luzern, später auf weiteren Strecken in der ganzen Schweiz. Die SBB beschafft 436 vollklimatisierte Wagen mit über 36'000 Sitzplätzen und erhöht damit die Qualität des Angebots für die Kundinnen und Kunden.
Die Konzernleitung der SBB hat in Absprache mit dem Verwaltungsrat entschieden: Der Auftrag für die 59 neuen Doppelstockzüge für den Fernverkehr geht an Bombardier Transportation Switzerland AG.
Drei Rollmaterial-Hersteller bewarben sich um den Grossauftrag: Bombardier Transportation Switzerland AG, Siemens Schweiz AG und Stadler Bussnang AG. Das Siegerprojekt schnitt bei allen vier Hauptkriterien am besten ab und überzeugte insbesondere durch einen hohen Komfort für die Reisenden und allgemein mit einem hohen Innovationspotenzial. Der Abstand zwischen dem Siegerprojekt und den anderen beiden Projekten fiel deutlich aus.
Das Angebot von Bombardier überzeugt mit folgenden Vorteilen:
Die Fahrzeuge von Bombardier verfügen über den breitesten Innenraum und bieten gleichzeitig eine maximale Anzahl Sitzplätze, wobei die Sitzplatz-Abstände denjenigen des IC2000 entsprechen.
Die neuen Fahrzeuge verfügen über energieeffiziente Motoren, die Energieeinsparungen von rund 10% erlauben.
Schnelle Fahrgastwechselzeiten sind möglich dank eines optimalen Fahrzeugkonzeptes mit gleichmässig angeordneten Türen.
Bombardier offerierte bezüglich Anschaffungs- und Lebenszykluskosten der neuen Fahrzeuge insgesamt die günstigsten Bedingungen.
Die neuen Züge bieten weitere Vorteile:
Die Intercity-Züge verfügen über ein grosses Restaurant und über einen geräumigen Familienwagen.
Die Standard-Toiletten sind geräumiger und bieten pro Zug mindestens einen Wickeltisch.
An allen Sitzplätzen sowohl in der 1. wie in der 2. Klasse sind Steckdosen und kabelloses Internet verfügbar.
Zudem werden die Züge mit einem Businessabteil ausgerüstet, das geschäftliche Besprechungen und ungestörtes Arbeiten ermöglicht.
In den Zügen steht ein modernes Kundeninformationssystem zur Verfügung.
Auch verfügen die Fahrzeuge über elektronische Sitzplatzreservationsanzeigen.
Zur Sicherheit der Reisenden sind die Züge mit Videoüberwachung und einem Notrufsystem ausgerüstet.
Die neuen Fahrzeuge sind druckertüchtigt: In langen Tunnels und beim Kreuzen von Zügen entstehen für die Kundinnen und Kunden spürbar geringere Druckwellen und weniger Ohrendruck.
„Bombardier hat die Vergabekriterien objektiv am besten erfüllt und uns einen sehr kundenfreundlichen Zug offeriert“, sagte SBB-CEO Andreas Meyer vor den Medien. Auch wirtschaftlich sei das Angebot von Bombardier attraktiv. „Die modernen Züge und ein weiter verbessertes Angebot bieten für unsere Kundinnen und Kunden zahlreiche spürbare Vorteile. Zudem werden wir dank der Wankkompensation netzweit zusätzliche Fahrzeitreserven schaffen können. Dadurch erhöht sich die Pünktlichkeit und es kommt zu weniger Anschlussbrüchen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer weiteren Verbesserung unseres Angebotes“, sagte Meyer.
Das Investitionsvolumen inklusive Eigenleistungen der SBB und Entwicklungskosten beläuft sich auf 1,86 Milliarden Franken. Dank des Wettbewerbs in der Ausschreibung und dank der grossen Beschaffungsmenge konnte der ursprüngliche Kreditrahmen von 2,1 Milliarden Franken deutlich unterschritten werden.
Bombardier wird die neuen Doppelstockzüge nach eigenen Aussagen an zwei Standorten fertigen: Im schweizerischen Villeneuve und in Görlitz (D).
Neben dem jetzt erfolgten Zuschlag von 59 Zügen sichert sich die SBB vertraglich Optionen für über 100 weitere Züge.
120'000 neue Sitzplätze bis 2030 Im Fernverkehr benötigt die SBB in den nächsten zwanzig Jahren 120‘000 neue Sitzplätze: Einerseits muss altes und unklimatisiertes Rollmaterial ersetzt werden. Andererseits erhöht die SBB die Sitzplatzkapazität in den Fernverkehrszügen um 60’000 Sitzplätze und trägt so dem erwarteten Nachfragewachstum Rechnung. Die SBB verfügt heute im Fernverkehr über eine gemischte Flotte von Doppelstockzügen, Neigezügen und einstöckigen Zügen. Die ältesten einstöckigen Fahrzeuge sind bereits über 40 Jahre alt. Bis 2030 investiert die SBB insgesamt rund 20 Milliarden Franken in neues und modernisiertes Rollmaterial. Die nötigen Mittel muss die SBB aus dem operativen Geschäft generieren.
Im April 2009 schrieb die SBB die grösste Rollmaterial-Bestellung ihrer Geschichte aus: Den Auftrag für 59 Doppelstockzüge für den Fernverkehr, davon 50 Kompositionen à 200 Meter und 9 Kompositionen à 100 Meter Länge. Die eingegangenen Offerten wurden einem umfangreichen Evaluationsverfahren unterzogen, das konsequent den internationalen Bestimmungen für solche Ausschreibungsverfahren und dem entsprechenden Bundesgesetz und der Verordnung über das öffentliche Beschaffungswesen BöB/VöB folgte. Die für die Evaluation berücksichtigten Kriterien wurden in der öffentlichen Ausschreibung publiziert.
Bewertet wurden:
Erfüllung des Projekt-Anforderungskataloges (30%): Bester Erfüllungsgrad aller rund 2'600 kundenrelevanten und technischen Anforderungen
Gesamtwirtschaftlichkeit und Termineinhaltung (30%): Anschaffungs- (28%) und Lebenszykluskosten (42%), Termineinhaltung (30%)
Vertragserfüllung (20%): Bester Erfüllungsgrad der vertraglichen Anforderungen
Bewährung (20%): Verwendung bereits vorhandener SBB-Standardteile (20%), Weiterentwicklung des Zusammenarbeitsprozesses (20%), Design (20%), Innovation (20%) und Projektgestaltung des Lieferanten (20%).
Kein Kriterium darf gemäss den gesetzlichen Bestimmungen der Wertschöpfungsanteil in der Schweiz sein. Trotz dieser strengen Auflagen kommt der SBB aber eine wichtige Rolle als Treiber und Motor für die schweizerische Volkswirtschaft zu: Einerseits ist die SBB viertgrösste Arbeitgeberin in der Schweiz und Arbeitsort von 28'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Andererseits ist die SBB aber auch eine grosse und wichtige Auftraggeberin und Bestellerin für die Schweizer Wirtschaft: Die SBB vergab 2009 Aufträge in der Höhe von 3,5 Milliarden Schweizer Franken. 87% des Auftragsvolumens wurde im Rahmen der öffentlichen Vergaberegeln an Unternehmen in der Schweiz vergeben. Damit sicherte die SBB 2009 zusätzlich Arbeit für gegen 16'000 Vollzeitstellen in Schweizer Unternehmen.
Wankkompensation erspart weit über eine Milliarde Infrastrukturkosten Damit die Kundinnen und Kunden künftig noch rascher und einfacher reisen, müssen Lausanne und St. Gallen als sogenannte „Vollknoten“ mit Anschlüssen jeweils zur vollen und halben Stunde in den Fahrplan integriert werden können. Dafür muss die Fahrzeit zwischen Lausanne und Bern sowie zwischen Zürich und St. Gallen auf je unter eine Stunde reduziert werden. Die angestrebte Fahrzeitreduktion soll einerseits mit Infrastrukturmassnahmen und andererseits mit neuem Rollmaterial erreicht werden.
Die für die neuen Doppelstockzüge vorgesehene Technologie erlaubt es, dank einer Kompensation um bis zu zwei Grad (bei der herkömmlichen Neigetechnik beträgt der Neigungswinkel maximal acht Grad) die Kurven mit erhöhter Geschwindigkeit zu durchfahren. Die Wankkompensation ermöglicht erhöhte Kurvengeschwindigkeiten und damit einen Fahrzeitgewinn von gegen 10% ohne Beeinträchtigung des Kundenkomforts.
Das offerierte System der Wankkompensation kostet für die bestellten 59 Züge insgesamt weniger als 100 Millionen Franken. Dank der neuen Technologie kann zudem auf Infrastrukturausbauten im Umfang von weit über einer Milliarde Franken verzichtet werden. Hinzu kommen Kapazitäts- und Stabilitätsgewinne auf dem ganzen Netz dank der erwähnten zusätzlichen Fahrzeitreserven.
Die Idee der Wankkompensation ist übrigens nicht neu: Ähnliche Systeme sind bereits bei den Zügen Talgo (Spanien) oder Shinkansen (Japan) im Einsatz. Auch die SBB verfügt über eine breite Erfahrung mit Wankkompensation: Die Lokomotiven des Typs Re460 („Lok 2000“) verfügen ebenfalls über eine ähnliche Technik.
Die SBB wird zusammen mit Bombardier noch in diesem Jahr einen Doppelstockwagen der bestehenden Flotte mit Wankkompensation ausrüsten und testen. Ab 2012/2013 stehen die beiden ersten neuen Züge mit Wankkomposition zur Verfügung für eine ca. einjährige Typenprüfung. Ab Ende 2013 werden die beiden Züge im fahrplanmässigen Einsatz einem zweijährigen Betriebstauglichkeitstest unterzogen. Der definitive Entscheid zur Wankkompensation fällt voraussichtlich Mitte 2016. Ab 2016 soll die Wankkompensation dann in alle neuen Züge eingebaut werden. Die SBB wird das Bundesamt für Verkehr BAV in die Evaluationsarbeiten mit einbeziehen. Falls die Erprobung wider Erwarten nicht erfolgreich sein sollte, werden die Züge konventionell verkehren können. Der Hersteller wäre in diesem Fall verpflichtet, der SBB eine Pönale in der Höhe von bis zu hundert Millionen Franken zu bezahlen.
Vorbereitung der Zulassung für Deutschland und Österreich Zu reden gab im Vorfeld auch die von der SBB verlangte Anforderung, dass die neuen Züge für einen möglichen Einsatz in Deutschland und Österreich vorbereitet werden. Damit sichert sich die SBB eine maximale Einsatzflexibilität. Die Zusatzkosten zur Vorbereitung einer Zulassung in den beiden Nachbarländern belaufen sich insgesamt auf zwei bis drei Millionen Franken (Wagenkasten, Einstiegshöhe). Die SBB sieht vor, vorerst drei Züge – eine 200-Meter-IC-Komposition, eine 200-Meter-IR-Komposition und eine 100-Meter-IR-Komposition – für den internationalen Einsatz in Deutschland und Österreich zuzulassen. Die Kosten dafür betragen insgesamt rund 10 Mio. Franken. Bei Bedarf könnten danach alle Kompositionen nachgerüstet werden.
Ab 2013 schrittweise in der ganzen Schweiz im Einsatz Die Auslieferung der neuen Doppelstockzüge erfolgt ab 2012 bis Ende 2019. Die ersten Fahrzeuge werden nach dem kommerziellen Vorbetrieb voraussichtlich ab Fahrplanwechsel 2013 schrittweise als InterCity zwischen St. Gallen–Zürich–Bern–Genf, Romanshorn–Zürich–Bern–Brig und als InterRegio zwischen Zürich–Luzern eingesetzt. Später kommen weitere Kompositionen in der ganzen Schweiz zum Einsatz.
Damit künftig im Fernverkehr mit den neuen Doppelstockzügen genügend Sitzplätze geschaffen werden können, braucht es auch Investitionen in die Bahninfrastruktur: So müssen zum Teil Perrons auf 400 Meter verlängert werden. Zudem sind auf gewissen Strecken Erweiterungen der Profile für den Einsatz von Doppelstockzügen unabdingbar.
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