Rehmann Museum - Skulpturen und Bewegung
Von: Hans Berger
Nachdem das Rehmann Museum in Laufenburg sich in den zwei vorangegangenen Ausstellungen zuerst mit dem Thema „Skulpturen und Farben“, danach mit „Skulpturen und Linien“ befasste, dürfen sich die Besucher nun bei „Skulpturen und Bewegung“ einmal mehr mit der Frage beschäftigen; was ist Kunst und wie begegne ich ihr?
Vergänglichkeit
Exemplarisch für den Titel der Ausstellung wie auch für die Hinterfragung sind die siebzig, vom Künstler Gunter Frenzel stilvoll aneinandergelehnten Stahlstäbe (siehe Titelbild). Berührt zufällig ein Besucher einen der Stäbe, so fällt das Kunstwerk, analog dem Mikadospiel, in sich zusammen. Beweglicher kann somit eine Skulptur kaum sein. So einfach dieses Kunstwerk in seiner Machart ist, muss sich der Laie, selbst nach einem intensiven Studium des Aufbaus eingestehen, dass ihm die gestalterischen Fähigkeiten von Gunter Frenzel fehlen, um nach einer zufälligen Zerstörung das Werk rekonstruieren zu können.
Beim Sinnieren entstehen zufällig Parallelen zum Eisenplastiker Bernhard Luginbühl, zu dessen Kunstschaffen gehörte, die eigenen Werke in spektakulären Verbrennungsaktionen einzuäschern. Des einen Freud, des anderen Leid eben, aber ein unmissverständlicher Hinweis darauf, dass alles vergänglich ist.
Apropos Luginbühl, wohl nicht alltäglich ist, dass dessen Weggefährte und Freund Jean Tinguelyi mit zwei seiner Werke in einem Museum auf dem Lande präsent ist, was aber durchaus als Indiz für die Bedeutung vom Rehmann Museum in der Kunstszene gewertet werden darf.
Zum Anfassen
Ja nicht berühren kann dem Besucher auch bei den geschichteten Vierkantstäben von Gunter Frenzel nur wärmstens empfohlen werden, hingegen ist das Anfassen in der Eingangshalle fast ein Muss. Peter Fischer mit seinem „Tête à porter“ wie auch Martin Müller und dessen „Klatscher“ machen Kunst erlebbar - hier ist nicht philosophieren, sondern Spass und Lachen angesagt, wie im Übrigen auch noch bei anderen Objekten in der Ausstellung.
Natürlich ist auch der Hausherr vertreten, dessen Skulpturen ganz seinem Stil entsprechend, einem Raum Charakter verleihende Eleganz zu geben, augenfällig sind.
Mystisch
Mit den meist schwarzen Plastiken, dem dunklen Boden im Kontrast zu den weissen Wänden und den grossen Fenstern hat auch die Ausstellung ein besonderes Charisma, welche abhängig von der Wetterlage und der sich daraus ergebenden natürlichen Beleuchtung immer wieder anders zu erfahren ist. Ein Blick in den Skulpturengarten setzt zum mystischen Inneren jeweils einen Kontrapunkt.
Dieses Auf und Ab in der Natur ist auch in der Respekt fordernden filigranen Grasharfe von Walter Linck nachvollziehbar, welche vergegenwärtigt, wie so etwas Zartes Wind und Wetter zu überstehen vermag, wo der Mensch doch längst eingeknickt wäre. Zu den Ästheten der insgesamt acht ausstellenden Künstlern gehören zweifelsfrei auch Werner Wischi und Rebecca Horn, deren gemeinsamer Nenner ist, dass sie allgemein zugängliches Material zu Raum schmückenden Objekten umzuwandeln verstehen.
Freud und Leid
Ein Pendant zum Thema Skulpturen und Bewegung setzt die Künstlerin Lydia Wilhelm in der Museumsvitrine. Acht mit Touche feingliederig gemalte Bilder vermögen auf den ersten Blick zu entzücken und beim Lesen der Titel „Auswuchs“ zu erschrecken. Wie nah Freud und Leid beieinander liegen, versinnbildlicht die Künstlerin in ihrer Installation mit transparenten Medizinalbechern und dem Titel „Wucherungen“.
Spielraum
Wie in den vorangegangenen Ausstellungen der bisherigen Trilogie lässt das Rehmann Museum mit seiner neusten noch bis 14. Januar terminierten Ausstellung „Skulpturen und Bewegung“ den Betrachtern der Kunstwerke viel Spielraum für deren Interpretation, was nicht nur den Geist anregt und zu neuen Erkenntnissen führen kann, sondern spannende Momente ermöglicht.
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