Martin Willi - „Mein Theaterleben“ - Teil 32
Die vorliegende mehrteilige Serie „Martin Willi - Mein Theaterleben“ ist eine ausführliche Zusammenfassung, eine Art Biografie, meiner bisherigen Tätigkeit im Bereich des Theaters und der Literatur. Als künstlerischer Leiter des theater WIWA Laufenburg, als Schauspieler, Regisseur, Autor und Kursleiter, durfte ich viel Interessantes und Spannendes erleben, wovon ich Ihnen berichten werde. Darunter viele unvergessliche Highlights, aber auch schwierige Momente, die mich geprägt haben.
WIWA im Umbruch
Wie vor einer Woche berichtet, machte ich mir nach den Herbstproduktionen 2008 ernsthafte Gedanken zur Zukunft des Theater WIWA. Aus finanziellen und organisatorischen Gründen wollte ich nicht mehr als Alleinunternehmer die Geschicke des WIWA bestimmen.
Einen Verein wollte ich jedoch nicht gründen, dies hielt ich für keine gute Idee. So wurde dann ein vierköpfiges Leitungsteam zusammengestellt. Mir war wichtig, dass je eine Person aus Laufenburg Schweiz (Regina Giglio-Erhard) und Laufenburg Deutschland (Anja Grimbichler) dabei ist. Ebenso vertreten war eine Person aus Kölliken (Neps Dietz McGovern).
Es mag realistisch sein, je eine Person aus den beiden Laufenburg ins Leitungsteam zu integrieren, wirkten doch beim WIWA bis anhin immer wieder Spieler(innen) aus dem benachbarten Deutschland mit. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit wollte ich unbedingt fortsetzen.
Warum aber Kölliken? Nun, bereits vor einiger Zeit organisierten Neps Dietz McGovern und ich in Kölliken zwei Workshops für Kinder, siehe dazu „Mein Theaterleben - Teil 19“. Schon damals hatten wir die Idee, in Kölliken ein zweites WIWA-Ensemble zu gründen. Durch einen längeren Auslandaufenthalt von Neps Dietz McGovern wurde dies jedoch auf Eis gelegt.
Nun aber sollte dieses Vorhaben zur Tatsache werden. Wir hatten die Absicht, dass das Ensemble aus Kölliken jeweils eine Aufführung in Laufenburg durchführt, im Gegenzug sollte das Laufenburger Ensemble jeweils einmal in Kölliken aufführen.
Wir waren davon überzeugt, dass wir mit dem Leitungsteam eine gute Basis, ein starkes Fundament gefunden hatten. Vier starke Säulen für weitere erfolgreiche Produktionen.
Abenteuer auf der Theaterbühne
Die erste Produktion unter der neuen Leitung und somit auch die erste Produktion in Kölliken wurde „Die rote Zora und ihre Bande“.
Nach „Schellen-Ursli“ und „S doppelte Lotti“ waren dies die dritten WIWA-Aufführungen mit Kindern.
Dazu habe ich den Roman eigens zu einem Theaterstück in Dialekt umgeformt. Bei der Auswahl der Stücke für Kinder achte ich jeweils darauf, dass es eine Geschichte ist, die die Kinder bereits kennen. Es reicht, wenn sie eine Ahnung davon haben. Auf diesen Vorstellungen kann man dann aufbauen.
Die Kinder lernen ihre Rolle, spielen sie, und vielleicht lesen sie aus Neugier sogar das ganze Buch. Die Kinder füllen ihre Rolle mit eigenen Erfahrungen, und das macht das Stück lebendig.
Ein weiterer Grundsatz von mir ist, dass Kinder nur Kinder spielen. Um Erwachsene glaubhaft spielen zu können, fehlt ihnen ganz einfach die Erfahrung. So spielten dann bei der Zora vier Erwachsene und 16 Kinder und Jugendliche mit.
Nicht ganz einfach war es, eine Proben- und Aufführungsmöglichkeit in Kölliken zu finden, denn es sollte natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten nicht sprengen. Fündig wurden wir dann im Untergeschoss der Katholischen Kirche.
Die Handlung der Zora kann wie folgt zusammengefasst werden: Die Hauptfiguren dieses Abenteuers sind fünf elternlose Kinder, die sich zu einer Bande zusammenschliessen und sich selbst „die Uskoken“ nennen. Um zu überleben begehen sie kleine Diebstähle, die immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Bürgern führen. Die Kinder verstossen zwar gegen die Konventionen der Gesellschaft, halten sich aber innerhalb ihrer Bande an feste Regeln - Jeder hat seine Aufgaben und einen festen Platz in der Gruppe.
Die rote Zora, das einzige Mädchen, ist die streitschlichtende, niemals herrische Anführerin. Wer Mitglied ihrer Bande werden will, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen, in der er Mut und Geschicklichkeit beweisen soll. Die oberste Regel der Gruppe ist Solidarität.
Die Proben unter der gemeinsamen Leitung von Neps Dietz McGovern und mir verliefen sehr gut, die Kinder und auch die Erwachsenen ergänzten sich bestens und alle waren motiviert an der Arbeit. So freuten wir uns auf die Premiere und waren gerüstet für den Aufmarsch der Zuschauer. Und wirklich wurden wir vom Publikum in Kölliken, aber auch in Laufenburg beinahe überrannt.
Nach der Premiere jedoch die grosse Ernüchterung. Eine Krankheitswelle erfasste unsere Gruppe und wir mussten mehrmals Rollen innerhalb des Teams umbesetzen. Sogar die „rote Zora“ wurde davon nicht verschont. Jedoch haben die „Ersatzspieler“ dies sehr gut gemacht und sich selbst übertroffen. Somit war es möglich, dennoch alle Aufführungen plangemäss durchzuführen.
Aufgrund der Zora-Aufführungen erschien von mir ein grosses Porträt im Schulblatt der Kantone Aargau und Solothurn. Dies erfüllte mich mit Stolz, denn ich erachtete dies als grosse Ehre.
Fortsetzung folgt nächsten Samstag…
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