Weibliche und männliche Ausstrahlung in einem Raum
Von: Alejandra Martinez
In der Johanniter-Kapelle Rheinfelden sind vom 6. bis 26. September 08 die Keramik- und Pastellekreationen von Esther Dietwiler und Walter Erb zu finden. Eine Ausstellung die zum Verweilen und Träumen einlädt.
Fotos: Alejandra Martinez
Zwei Künstler, zwei Richtungen, zwei Inspirationen. Die gemeinsame Ausstellung in der Johanniter-Kapelle Rheinfelden, die dazu noch romantisch passend am Rhein und in der Altstadt liegt, hält einiges für den Besucher parat.
Wer diese zwei Künstler nicht schon vorher gekannt hat, kann sich gar nicht richtig vorstellen was man vorfinden wird. "Pastelle" und "Keramik" sind zwar bekannte Begriffe doch sagen sie so nicht viel über die ausgestellte Objekte aus. Umso überraschter ist der erste Eindruck beim betreten der Kapelle.
Überall wirken lebhafte Farben, egal in welche Richtung man blickt: Knalliges Rot, sattes Blau, tiefstes Schwarz und Sonnengelb. Die Intensität und vor allem Reinheit der Farben der ausgestellten Bildern fällt gleich auf. Ebenso deren Schlichtheit der Farbkompositionen. Die obere Hälfte des Bildes in einer, die untere in einer anderen Farbe. In der Horizontalen vielleicht noch ein weisser oder schwarzer Strich. Trotzdem wirkt es nicht langweilig sondern zieht den Betrachter magisch an. Das Suchen nach irgendwelchen Überraschungen im Bild oder aussagekräftigen Punkten, Strichen, Kommas oder was auch immer, bleibt erfolglos. Denn das Aussagekräftige ist die Ruhe und Reinheit der Farben selbst... "Back to the Beginning" (Zurück zum Anfang).
Reinheit im Rot, Ehrlichkeit im Grün? Walter Erb beschreibt die Herstellung seiner Bilder als "in technischer Hinsicht eine Weiterentwicklung der ... Pastellmalerei". Bisher hat niemand sonst die Pastellfarben auf diese Art benutzt um ein Bild zu malen. Bei dem speziellen Verfahren werden die Farbpigmente ohne Stift in trockenem Zustand direkt auf das zu malende Bild gestreut und dort nach Gutdünken verrieben. Walter Erb versucht so wenige zusätzliche Hilfsmittel wie möglich zu verwenden, damit die ursprüngliche, so sichtbare Farbe erhalten bleibt. Ein wenig Fixiermittel ist unabdingbar, da ansonsten das Gemälde im wahrsten Sinne des Wortes "in sich zusammenfallen würde". Auch eine Glasabdeckung ist von Nöten. Der Künstler verwendet hier ein speziell beschichtetes Glas, damit dem Betrachter die volle Kraft und Schönheit der Farben zugute kommen.
Gegenteil von männlich ist weiblich. Gegenteil von Ruhe ist...? ... Esther Dietwiler. Zwar ist auch in ihren Keramiken Ruhe zu finden, aber auf andere Art und Weise oder auch nicht so ausgeprägt. Bei ihren Kunstwerken steht etwas anderes im Vordergrund: Bewegung, Lebhaftigkeit und Offenheit. Wie die Bilder von Walter Erb sind ihre Keramiken von Farben geprägt. Auch bei ihr findet man frohe, starke Farben überall. Als "Thema", das ist schnell zu erkennen, hat sie sich den Würfel ausgesucht. Diese Form fasziniert Esther Dietwiler schon seit langem, zumal der Würfel bereits in der Antike eine wichtige Rolle spielte.
Einen solchen Würfel muss sie sich erst einmal bildlich vorstellen und die schlussendliche Form während des gesamten Arbeitsprozesses vor sich sehen. Die Künstlerin bearbeitet eine Schicht nach der anderen. Diese Arbeitsweise erlaubt ihr Details einzuarbeiten und wieder zu entfernen um so die richtige Endfassung zu kreieren. Zwischen den wunderschön gearbeiteten Würfeln findet man einige kleine Überraschungen die bestimmt jeden Besucher aus der Reserve locken, oder zumindest dessen Lächeln. Seien dabei nur das Herz in der Wandnische genannt oder das trinkende Arbeitermännchen, das auf einem grossen Würfel sitzt, den es gerade bearbeitet (Eigeninterpretation).
Zwei Gegensätze die sich ergänzen Es ist spürbar, die männliche und weibliche Inspirationen in den verschiedenen Kunstwerken. Auf der einen Seite die männliche Ruhe und Beständigkeit von Walter Erb. Auf der anderen Seite die anmutigen Würfel und der kecke Humor Esther Dietwilers. Beide zusammen in einem Raum ergeben ein wunderbares Zusammenspiel verschiedener Elemente.
Wer ebenfalls in den Genuss dieser Spannungen und Entspannungen kommen möchte, kann das bis zum 26. September noch tun, jeweils Mittwoch bis Freitag von 17 bis 20 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.
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