Sagen, Süssmost, Nägel und Wein – zu diesen Stationen führte die Herbstexkursion der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde in Sulz am Samstag, 13. Oktober. Bei strahlend schönem Herbstwetter.
Bilder: Cornelia Thürlemann, Carmen Kroese und zVg
Die Sage vom Wolfisgrabengeist beim Weiler Leidikon war der Auftakt der Herbstexkursion der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde am vergangenen Samstag. Die Kinder der Primarschule Sulz hatten die Sage mit Bildern illustiert: „Die Kinder waren mit grosser Begeisterung dabei“, erklärte Lehrerin Silvia Ganz. Nicht ohne Grund: Bis heute nämlich soll der Geist im Wolfisgraben hausen. „Manchmal sieht man in der Höhle ein Lichtlein brennen und denGeist in der Gestalt einer Kröte daneben sitzen“, erzählt die Sage.
Rund ein Drittel der Sagen aus dem Sulztal dreht sich um den Weiler Leidikon, um die Mühle und die 1753 erbaute St. Nikolaus-Kapelle. In verschiedenen Variationen wird die Geschichte eines Geistes erzählt, der von einem Kapuzinermönch in eine Flasche beschworen und darauf in einer Höhle im Wolfis- oder auch im Deisigraben versenkt wurde. Diese Geister sollen heute dem Weiler jedes Jahr ein Hahnenschritt näher kommen, heisst es in der Sage. Was dann geschieht? Darüber schweigt sich die Sage aus.
Nomen est Omen Linus Hüsser, Präsident der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde, ergänzte die Erzählung mit historischen und volkskundlichem Wissen . So berichtete er, dass die Sulzer Müllersfamilie durchaus wohlhabend gewesen sei, denn in alten Schriften stehe geschrieben, dass die Bauern in trockenen Sommern bis nach Leidikon fuhren, um in der Mühle in Leidikon ihr Korn zu Mehl mahlen zu lassen. Auf dem Spazierweg nach Bütz erklärte Hüsser die Entstehung des Dorfnamens Sulz. Eine mittelalterliche Salzquelle ob Bütz (Salzhalde) hat dem Dorf den Namen gegeben.
Feinster Süssmost Weiter ging’s zu kulinarischen Genüssen. Michelle Schraner und Bruno Obrist zeigten, wie frischer Süssmost gepresst wird. Für sie ein Leichtes, denn sie pressen bereits seit dem 4. August dieses Jahres ein- bis zweimal wöchentlich Mostobst zu süssem Saft. Vor einigen Jahren waren in Sulz noch drei Kundenmostereien in Betrieb, heute ist es noch eine. Familie Obrist- Rheinegger betreibt die Mosterei bereits in der vierten Generation. „Anfangs war die Presse noch handbetrieben, später wurde sie mit einem Motor ausgerüstet“, berichtete Viktor Obrist. „Heuer pressen wir bis Ende Oktober“, sagte Bruno Obrist. Gleich darauf durften die Teilnehmer frischen Süssmost und dazu hausgemachtes Speckbrot von Klara Obrist probieren. Und das gefiel.
Geschichten rund ums Nageln Nächster Halt war die Nagelschmitte in Mittelsulz. Erich Rüede, gelernter Huf- und Wagenschmid, erzählte die Geschichte des Nagelhandwerks in Sulz. Er berichtete, dass er bei seiner Abschlussprüfung an der Gewerbeschule Rheinfelden noch zwei Nägel schmieden musste. Damals, zu Beginn der 50er Jahre, war das Naglerhandwerk bereits im Niedergang. Während des Zweiten Weltkrieges allerdings waren in Sulz noch über 80 Nagelschmitten in Betrieb. Gegen die industriell angefertigten Nägel hatten die Sulzer Nägel wenig Chancen – auch wenn die Sulzer Nagler sehr schnell arbeiteten.
„Was bleibt, ist die Erinnerung“, sagte Erich Rüede. Heute werden das Naglerhandwerk und die Geschichten um das alte Handwerk von der Trägergemeinschaft Nagelschmiede weitergeführt und überliefert.
Ein Glas Wein im Rebberg Schlussstation war der Rebberg Germatt. Cornelia Thürlemann erzählte, zu einem Glas Sulzer Wein, die Sage vom „Doppeltier von Sulz“. Der sonnenbeschienene Südosthang in der Germatt ist eine traditionelle Reblage. Dies geht auch aus einer Sage hervor. Vor 25 Jahren, als der Rebberg in der Germatt neu angelegt wurde, gab es in der Germatt noch eine Rebparzelle. Früher jedoch hatten mehrere Mittelsulzer Familien in der Germatt eine Rebparzelle. Und, so erzählen die alten Sulzerinnen und Sulzer: An Maria Himmelfahrt am 15. August, der Kräuterweihe, wurde bei der Prozession durchs Dorf die Marienstatue mit der ersten reifen Direktträgertraube geschmückt.
Linus Hüsser berichtete, dass 1863, bei einer Ausstellung über den Aargauer Wein in Frick, 466 Rebsorten gezeigt wurden, die damals im Aargau wuchsen. Alleine 286 davon stammten aus dem Fricktal.
Neues Sagenbuch in Arbeit Das Sammeln und Weitergeben der Fricktaler Sagen ist seit je her ein Schwerpunktthema der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde. Die Vereinigung hat die Fricktaler Sagen immer wieder neu aufgelegt. „Die nächste Ausgabe folgt im nächsten Jahr. Das heutige Buch ist seit längerer Zeit vergriffen, doch die Leute fragen immer wieder danach“, sagte Präsident Linus Hüsser. Das neue Buch ist illustriert und wird mit einer CD begleitet sein. Auf dieser ist zu hören, wie alte Fricktalerinnen und Fricktaler in den original Dialekten die alten Fricktaler Sagen erzählen.
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