Es ist heute kaum vorstellbar, wie die Hörspiele von Jeremias Gotthelf in den 60er-Jahren die Strassen und Beizen leer fegten, die ganze Familie es sich vor dem Radio gemütlich machte, um den packenden Geschichten Albert Bitzius, Pfarrer in Lützelflühe, zu lauschen. Mit ihrer aktuellen Produktion „Anne Bäbi Jowäger“ von eben jenem Jeremias Gotthelf (1797-1854) erinnern die durchführenden Vereine Bernerverein und Bernerchörli Frick just an jene Zeit. Die Geschichte mag aber auch heute noch zu begeistern, wie am vergangenen Samstag, bei der nachmittäglichen Premiere in der Turnhalle 58 in Frick, unschwer festzustellen war. Am kommenden Samstag um 20.00 Uhr wird das Theater nochmals aufgeführt.
In seinem 1843/44 erschienen Roman „Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Dokteren geht“ thematisiert der Emmentaler Dichter die Beziehung der Menschen zur Heilkunst. Offensichtlich lieferte das Verhältnis der Schulmedizin zu andern Heilmethoden schon damals genügend Gesprächsstoff und ermöglichte sogar einen Roman in zwei Teilen. In der Theaterfassung von Gertrud Heuberger allerdings wird diesem Aspekt nur ganz am Rande Aufmerksamkeit geschenkt. Vielmehr wird auf amüsante und unterhaltende Art die Geschichte erzählt, wie der kränkelnde Sohn von Anna Bäbi Jowäger, Jakobi zu einer Frau kommt.
Frauen-Power „D’Medizin muess dur dr Lieb fahre wie en Pfiel“ ist Anne Bäbi Jowägers (Veronika Schneider) feste Überzeugung. Weil dies bei ihrem verwöhnten Jakobli (Lukas Gasser) aber nicht der Fall ist, sucht sie Rat bei einer Naturheilerin. Sie geht aber nicht selber dorthin, sondern schickt ihre vorlaute und resolute Magd Mädi (Trudi Krebs) zu ihr. Obwohl Mädi einem Landstreicher (Toni Flückiger) gesteht, vom Männervolk nichts wissen zu wollen, macht sie sich aufgrund der Empfehlung der Heilerin, Jakobli müsse heiraten, um gesund zu werden, doch Hoffnung, nach zwanzig Dienstjahren als Magd Herrin auf dem stattlichen Hof zu werden. Im Gegensatz zu Anne BäbiJowäger, der aus heutiger Sicht Frauen-Power attestiert werden kann, kümmert sich ihr eher lethargischer Ehemann Hans (Daniel Schmid) wenig um das künftige Schicksal seines Sohnes.
Liebe auf den ersten Blick Anne Bäbi, die liebende Mutter mit harter Schale, aber weichem Kern geht auf Brautschau und glaubt mit der mehr wie hochnäsigen Lisi (Yvonne Berger), Tochter der gut betuchten Ziberlihogerbäuerin (Sonja Hofer) die richtige Frau für ihren Jakobli gefunden zu haben. Zugunsten ihres Sohnes geht Anne Bäbi im Heiratsvertrag viele Konzessionen ein. Doch die Drei haben die Rechnung ohne den vermeintlichen Bräutigam gemacht, womit der grosse Eklat natürlich vorprogrammiert ist. Denn zwischenzeitlich kommt zufällig auf ihrem Heimweg Meieli (Monika Dinkel), die als Waisenkind bei ihrem sie nach Strich und Faden ausnutzenden Onkel und Pflegevater Seppi (Hans Imhof) zusammen mit dessen Tochter Trinel (Larissa Schneider) lebt, auf dem Hof vorbei. Es funkt auf Anhieb zwischen den Beiden, quasi Liebe auf den ersten Blick, wie man es sich nicht schöner vorstellen kann.
Soviel sei verraten, wie oftmals bei Gotthelfs Romanen obsiegt auch in der Aufführung des Berner Theater Frick unter der Regie von Werner Gasser das Gute. Verschwiegen sei aber an dieser Stelle der Anteil, welchen Rösli (Brigitte Schneider), die Wirtstochter vom Bären und der Knecht Sämi (Walter Schwarz) zum Happy End beitragen.
Authentisch bis ins Detail «Anne Bäbi Jowäger» ist kein einfaches Stück. Es stellt alle Darsteller vor eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die Glaubwürdigkeit der Personen und der zugrunde liegenden Aussage hängt vom Können eines jeden einzelnen Spielers ab, wenn das Schauspiel nicht zum fröhlichen, nur lustigen Bauernschwank verkommen soll.
Dieser Anforderung wird das Ensemble vom Berner Theater Frick vollumfänglich gerecht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern ihre Rollen authentisch. Die Geschichte um Anne Bäbi Jowäger ist hinlänglich bekannt, daher liegt die Spannung heute gar nicht mehr in einem ungewissen Ausgang, vielmehr vermag die Fricker Aufführung durch die optimale Darstellung und Dialoge der handelnden Personen zu fesseln.
Die Produktion vom Bernerverein und Bernerchörli Frick ist in erster Linie zwar eine Komödie, es lohnt sich aber, den Dialogen grosse Aufmerksamkeit zu schenken, um zu entdecken und zu erfahren, dass vieles, was vor 155 Jahren galt, auch heute noch seine Gültigkeit hat.
Eines scheint sicher, die Geschichte von Anne Bäbi Jowäger widerlegt das Sprichwort „Die Zeiten bleiben immer, nur die Menschen werden schlimmer!“ Wie eh und je gilt; Menschen bleiben Menschen mit ihrer ganzen Widersprüchlichkeit.
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