Martin Willi - „Mein Theaterleben“ - Teil 7
Von: Martin Willi
Die vorliegende mehrteilige Serie „Martin Willi - Mein Theaterleben“ ist eine ausführliche Zusammenfassung, eine Art Biografie, meiner bisherigen Tätigkeit im Bereich des Theaters und der Literatur. Als künstlerischer Leiter des theater WIWA Laufenburg, als Schauspieler, Regisseur, Autor und Kursleiter, durfte ich viel Interessantes und Spannendes erleben, wovon ich Ihnen berichten werde. Darunter viele unvergessliche Highlights, aber auch schwierige Momente, die mich geprägt haben.
Momo: die mitwirkenden Kinder
Räuber, Ritter und Prinzessinnen
Im August 2000 leitete ich auf Anfrage der Elterngruppe Zeihen einen einwöchigen Workshop für Kinder. Daran beteiligten sich 17 Kids im Alter von fünf bis elf Jahre. Es war eine interessante Woche, die ich bis heute in guter Erinnerung behalten habe. Wichtig beim Workshop waren nicht perfekte Szenen oder ein stures Ablesen des Textes aus Büchern. Das Stück, das wir am letzten Tag aufführten, entwickelte sich aus der Fantasie der Kinder, die schier unerschöpflich war.
Am ersten Tag einigten sich die Kinder zunächst mal auf ein Thema der aufzuführenden Geschichte. Die meisten wollten etwas zum Begriff „Mittelalter“ machen. Nach dem Thema musste eine Story im Grobkonzept gefunden werden. Die Idee, dass vier Räuber den Schatz des Königs rauben wollen, erntete die grösste Zustimmung bei den Kindern.
Nun wurden Rollen verteilt (Räuber, Ritter, König, Prinzessinnen, Drache, Dienstboten etc.) und Handlungen improvisiert. So entwickelte sich während der Woche aus dem Thema Mittelalter bis zur Aufführung am Freitag ein Stück, das bei den Kindern, wie auch bei den Zuschauern grossen Anklang fand. Da wir während der ganzen Woche weder Text noch die Handlungen aufschrieben, änderte sich der Inhalt des Schauspiels täglich, bis es dann eine abgeschlossene Geschichte war.
Kurse und Gesundheit
Nebst dem Kindertheater-Workshop in Zeihen leitete ich im selben Jahr noch weitere Kurse: einen mehrtägigen Schauspielkurs bei den Theaterlüüt Othmarsingen (zu dieser Gruppe hatte ich bis dato noch eine gute Beziehung, mit vielen Personen entstand eine bis heute andauernde Freundschaft), einen Schnupperschauspielkurs in Oberentfelden (organisiert durch den Verband Aargauer Volkstheater), sowie ein Wochenendkurs beim Dramatischen Verein Untersiggenthal.
Die ersten Monate nach meinem Rücktritt als Präsident des Theatervereins Staffeleggtal waren also recht intensiv und interessant. Was mich jedoch während dieser Zeit oft behinderte waren gesundheitliche Probleme, denn ich litt Anfangs Sommer an einem starken sehr schmerzvollen Magengeschwür. Ich mag mich noch erinnern wie ich vor Schmerzen am Boden lag und nur noch schrie. Es dauerte einige Wochen, bis dies wieder einigermassen im Lot war. Über die Ursache der Krankheit mag man spekulieren, aber meiner Ansicht nach waren es vor allem nervliche und psychische Gründe. Die zurückliegenden Monate mit der Trennung meinerseits vom Theaterverein Staffeleggtal hinterliess ihre Spuren.
Herausforderung „Momo“ gemeistert
Im November/Dezember führte ich dann wiederum Regie bei den „Stafikids“. Wir spielten das Stück „Momo“ von Michael Ende, wir wagten uns also mit einem richtigen Klassiker auf die Bühne. 21 Kinder spielten hierbei mit, darunter auch wieder meine Söhne.
Beim Stück dreht sich alles um die Zeit, ganz wie im richtigen Leben. Eine dunkle Macht mit vielen grauen Damen versucht, den Menschen die Zeit zu stehlen, um über die Welt zu herrschen. Die einzige Hoffnung für den Herrscher der Zeit, für Meister Hora, ist Momo, ein kleines Mädchen, das glaubt 102 Jahre alt zu sein.
Die Aufführungen von „Momo“ waren eine einmalige Sache. Vor allem auch aufgrund des aufwändigen Bühnenbildes. Wir spielten stets auf zwei Bühnen, teilweise gleichzeitig. Die erste Bühne stellte das Amphitheater dar, die zweite änderte sich laufend, nicht weniger als 16mal während des Stücks musste ein Umbau vorgenommen werden. Eine enorme Herausforderung an das Bühnenteam unter der Leitung meines Bruders Bruno, der dies mit Bravour meisterte.
Auch für die Kinder war es eine grosse Herausforderung, galt es doch 43 Rollen zu besetzen, viele mussten/durften also mehrere Rollen verkörpern. Bei der Rolle von „Momo“ machten wir es so, dass diese auf zwei Mädchen aufgeteilt wurde, sonst wäre es zu viel gewesen.
Die Produktion als Ganzes wurde ein grosser Erfolg, sogar das Fernsehen berichtete darüber. Und meinerseits freute ich mich bereits auf weitere Produktionen mit den „Stafikids“.
Plötzlich alles vorbei
Doch wenige Wochen nach den „Momo“-Aufführungen erhielt ich vom Vorstand des Theatervereins Staffeleggtal einen Brief, in dem man mir mitteilte, dass man in Zukunft auf meine Dienste als Leiter/Regisseur bei den „Stafikids“ verzichten werde. Dies war nun aber wirklich ein Schlag, der mir heute noch weh tut, wenn ich mich daran zurück erinnere.
Nun, für mich blieb keine andere Wahl, als dies zu akzeptieren. Durch die ganze Angelegenheit mit dem Abschied beim Theaterverein Staffeleggtal und dem Kindertheater „Stafikids“ ist mir buchstäblich ein Vereinstrauma geblieben. Ich glaube, dass mich dies bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer belastet.
Fortsetzung folgt nächsten Samstag…
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