Martin Willi - „Mein Theaterleben“ - Teil 6
Von: Martin Willi
Die vorliegende mehrteilige Serie „Martin Willi - Mein Theaterleben“ ist eine ausführliche Zusammenfassung, eine Art Biografie, meiner bisherigen Tätigkeit im Bereich des Theaters und der Literatur. Als künstlerischer Leiter des theater WIWA Laufenburg, als Schauspieler, Regisseur, Autor und Kursleiter, durfte ich viel Interessantes und Spannendes erleben, wovon ich Ihnen berichten werde. Darunter viele unvergessliche Highlights, aber auch schwierige Momente, die mich geprägt haben.
Szene aus "Bunbury" von Oscar Wilde
Das Handwerk vertieft
Im Frühjahr 2000 habe ich bei den beiden erfahrenen Theaterschaffenden Peter Leu und Ruedi Widtmann einen sechstägigen Regiekurs absolviert. Dieser Kurs hat mir persönlich als Regisseur, aber auch als Spieler, einiges gebracht. Viele Übungen, die ich hierbei erlernt habe, wende ich auch heute immer noch erfolgreich bei meinen Theaterproduktionen an. Vieles wurde mir verständlicher durch diesen Kurs. Ich konnte mir ein Rüstzeug aneignen, das mir zu mehr Selbstbewusstsein verhalf.
Zum Abschluss ein Meisterwerk
Mit dem Theaterverein Staffeleggtal führten wir zu jener Zeit die Komödie „Bunbury“ von Oscar Wilde auf. Ein Klassiker der Theaterliteratur, meines Erachtens ein Meisterwerk des Autors. Kein Wunder, dass sich an „Bunbury“ auch heute noch Schauspieler und Zuschauer auf der ganzen Welt erfreuen.
War ich bereits zuvor ein Anhänger von Oscar Wilde, wurde durch diese Inszenierung meine Bewunderung für diesen begnadeten Schriftsteller, der leider viel zu früh verstarb, noch um einiges grösser. Eine Bewunderung, die auch heute noch anhält und daher bezeichne ich Oscar Wilde als einen meiner Lieblingsautoren. Zusammen mit Erich Kästner und Johannes Mario Simmel erachte ich persönlich Wilde als „Vorbild“ für meine literarische Tätigkeit.
Inszeniert wurde das Stück wiederum von René Picard und die Aufführungen erfolgten in Herznach und in Laufenburg Deutschland (bereits „De ganz normali Wahnsinn“ spielten wir ennet der Grenze in Laufenburg).
Leider hatten einige Mitglieder, aber vor allem der Vorstand mit Ausnahme von mir, seine liebe Mühe mit diesem Stück. Für viele war es nicht nachvollziehbar, welche Ziele ich mit dem Theaterverein Staffeleggtal verfolgte, nämlich eine stetige Entwicklung der Schauspieler. Qualitativ hochstehende Produktionen sollten den Verein zu einem Muss für das Theaterpublikum machen, mit Produktionen wie „De ganz normali Wahnsinn“ oder „Bunbury“ wollte ich, dass wir uns von den theaterspielenden Gruppen unserer Region abheben. Dass dies nicht immer gleichbeutend mit einem finanziellen Erfolg ist, konnten meine Vorstandskameraden nicht akzeptieren.
Ende, aus und vorbei
Hatte ich bereits im Jahre 1999 durch die Produktion „De ganz normali Wahnsinn“ mit viel Gegenwehr im Vorstand zu kämpfen, war es nun durch „Bunbury“ fast nicht mehr auszuhalten. Es entwickelte sich nun ein regelrechter Machtkampf mit vielen kleinen Nadelstichen gegen mich. So wurde beispielsweise meine Jacke von einem Vorstandsmitglied im Zuschauerraum beim Vorbeigehen demonstrativ vom Stuhl genommen und auf den Boden geworfen. Dies war nur eine der „Nettigkeiten“, mit denen ich zu kämpfen hatte.
Besprechungen und Sitzungen mit dem Vorstand wurden für mich zu jener Zeit zu regelrechten Schlachten. So musste ich mich beispielsweise mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass ich mich am Verein bereichere, weil auf einem Kassenbon für Festwirtschaftsmaterial noch eine Papiertragtasche von 20 Rappen aufgelistet war…
Mehr ins Detail zu gehen erübrigt sich, denn schliesslich liegt dies bereits über zehn Jahre zurück und warum sollen Wunden und Narben wieder aufgerissen werden? Auf alle Fälle habe ich dann nach „Bunbury“ mein Präsidium nach 17 Jahren abgegeben und bin auch gleichzeitig aus dem Verein ausgetreten.
Für mich war damals klar, dass ich nie wieder in einen Verein eintreten werde. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, doch darüber werde ich später hier an dieser Stelle berichten.
So beendete ich also meine 17-jährige Tätigkeit als Präsident des Theatervereins Staffeleggtal, bzw. des Freizeitvereins Herznach. Eine Trennung, die mich auch heute noch schmerzt, da ich der Meinung bin, dass mir Unrecht getan wurde. Sicher kann man im Nachhinein sagen, dass diese Trennung nicht mehr aufzuhalten war, zu sehr gingen die theatralischen Ansichten und Meinungen des Vorstands und mir auseinander. Und bestimmt hätte ich vieles nicht erreicht, wenn ich diesen Schritt nicht getan hätte, doch wie dies alles ablief, damit habe ich auch heute noch meine Probleme.
Was für mich aber ein Lichtblick war und was mich wirklich erfreute war, dass ich weiterhin das „Kindertheater Stafikids“ leiten durfte. Denn dies bedeutete mir sehr viel und ich freute mich bereits auf die kommende Produktion, auf „Momo“ von Michael Ende. Damals wusste ich noch nicht, dass auch mein Abschied bei den „Stafikids“ nicht mehr aufzuhalten war.
Fortsetzung folgt nächsten Samstag…
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