Es hätte wohl keinen besseren Ort gegeben wie der Rathaussaal in Rheinfelden, dort, wo einst die Durchlauchten und Obrigkeiten des Habsburgerreiches ein und aus gingen, um die Ausstellung im Fricktaler Museum über die Zeiten dieses Herrschergeschlechts zu eröffnen. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Kaiser Joseph II verfolgten das Geschehen von Bilderrahmen aus vermutlich mit sehr viel Wohlgefallen.
Kathrin Schöb Rohner, Konservatorin des Fricktaler Museums eröffnet die Ausstellung
Der Andrang war gross, der Saal jedoch zu klein, um allen Interessierten Platz zu bieten. So mussten einige Teilnehmer der Vernissage am vergangenen Dienstag zur Eröffnung der Habsburger-Ausstellung im Fricktaler Museum vom Vorzimmer aus verfolgen. Magdalena Carter, Violine und Simone Scheibli, Cello stimmten das Publikum mit einem Stück des holländischen Komponisten Willem de Fesch auf die feierliche Stunde ein und umrahmte den Festakt mit ihrem feinen Spiel mit weiteren Vorträgen.
Ansprachen „Wir haben uns lange überlegt, was wir im Jahre 2008, das von der Euro und der Olympiade geprägt ist, in unserer Stadt machen wollen“, erzählte Stadtammann Franco Mazzi in seiner Ansprache, in der er seinen badischen Kollegen Oberbürgermeister Eberhard Niethammer mit einer grossen Delegation, den Gemeindeammann des injizierenden kleinen Dorfes des Habsburger-Jahres, Urs Widmer sowie weitere Behördenvertreter begrüssen konnte. Man habe sich aber dann für das Habsburger-Jahr entschieden, weil es so schön passt, gestand der Magistrat und damit zum Sport alternierend ein kulturelles Programm anbieten könne. Die Idee des Logos, das auf einem Wirtshausschild basiert, sei dann bei einem Pizza-Essen entstanden, erzählte er weiter. Der modernen und wissenschaftlich fundierten Ausstellung zollte Mazzi grosse Bedeutung zu und begründete dies mit „Wer seine Wurzeln kennt hat Wurzeln und hat sorge zum Baum. Wie bereits am vergangenen Samstag beim „Tag der offenen Tür“ als sich der Stadtrat im neuen Habsburger-T-Shirt präsentierte, wartete er auch an diesem Anlass mit einem neuen Kleidungsstück auf. Es ist eine knallrote Krawatte, natürlich mit dem Habsburger-Logo. Wie das T-Shirt kann auch die Krawatte auf dem Stadtbüro bezogen werden. Somit können nun alle „patriotisch gesinnten“ RheinfelderInnen, kleidungsmässig, den Namen ihrer Stadt und dessen Jahresmotto weit in die Welt hinaustragen.
Als Meister der Rhetorik erwies sich der Historiker Dr. phil. Jürg Stüssi. Sein Referat über den Werdegang der Habsburgermonarchie eröffnete er mit einer Geschichte die sich die sich am Ende der Herrscherzeit auf einem Bahnhof abspielte und die damalige gesellschaftliche und politische Situation widerspiegelte. Danach schwenkte er ins Jahr 950 zurück, als das Herrschergeschlecht erstmals in der Geschichte auftauchte. Frei, ohne Vorlage, gespickt mit viel Witz und ironischen Quervergleichen zur heutigen Zeit, kletterte er in seinen Ausführungen den Stammbaum des Herrschergeschlechts hoch. Wusste manche Begebenheit zu erzählen und zog damit das Publikum in seinen Bann, das ihm dann zu Recht, einen frenetischen Beifall spendete.
„Die Aufgabe eines Museums wird bei dieser Ausstellung einem so richtig vor Augen geführt,“ meinte Kathrin Schöb Rohner, Konservatorin des Fricktaler Museums, eingangs ihrer Ansprache. Die fast 1000-jährige Geschichte der Habsburger werde im Museum nachvollzogen, erklärt, nachvollziehbar und damit begreifbar gemacht, begründete Kathrin Schöb die gemachte Aussage. Sie bedankte sich bei den zahlreichen Helferinnen und Helfern, die an der Konzipierung und Umsetzung der Ausstellung mitgewirkt haben und lud abschliessend die Festgemeinde ein, im Fricktaler Museum in die Geschichte einzutauchen und sich spannende Geschichten erzählen zu lassen.
Auf Spurensuche Die historisch interessierten Fricktaler haben ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Geschichte. Ohne Zweifel bekennen wir uns zur Eidgenossenschaft und sind stolz Mitglied dieses Bundes zu sein, aber trotzdem liebäugeln wir einwenig mit den Habsburgern, ohne uns dabei mit Witzen über die Österreicher hinterm Berg zu halten. Also Monarchisten sind wir bestimmt nicht, aber vermutlich sind wir von unserer eigenen Geschichte fasziniert, insbesondere auch, weil wir als letzte Region, notabene auf Verordnung Napoleons, der Eidgenossenschaft beitraten, dies aber damals, so Jörg Stüssi in seinem Referat, von der übrigen Schweiz kaum wahrgenommen wurde.
Die Ausstellung hilft das Geschichtsbewusstsein ins richtige Licht zu rücken. Sie relativiert einerseits glorifizierte Vorstellung über die Untertanenzeit der Fricktaler. Andererseits zeigt sie aber auch die fortschrittliche Denkensart besonders der Kaiserin Maria Theresia und deren Sohn Kaiser Joseph II auf, von deren Dekreten einige bis in die heutige Zeit erhalten blieben. Kathrin Schöb Rohners Aufforderung: „eintauchen, entführen und begeistern lassen“ waren keine leeren Worte. Vieles kann erforscht, dass Wissen aufgefrischt und viele Parallelen zum Jetzt gezogen werden. So lautet zum Beispiel eine Anordnung von Joseph II: „Jene Orden können Gott nicht gefällig sein, die sich nicht mit Krankenpflege und Jugenderziehung beschäftigen“. Interessant dabei, der Kaiser lebte von 1741 bis 1790, unser Heinrich Pestalozzi von 1746 bis 1827 oder war Joseph II eventuelle gar ein Vordenker der französischen Revolution (1789-1799).
Es gibt noch viele solche Hinweise, die einen Besuch der Ausstellung zum Erlebnis werden lassen und zum tiefgreifenden Denken, über die Verweildauer im Museum hinaus, anregen. Aber nicht nur „Philosophen“ kommen auf ihre Rechnung, Gegenständliches kann besichtigt und Geschichte und Geschichten nachgelesen werden. Die Ausstellung ist breit gefächert, ein Besuch ist daher absolut empfehlens- und vorallem auch lohnenswert für all diejenigen, die gerne eintauchen, sich entführen und begeistern lassen.
Die Öffnungszeiten 3. Mai 2008 bis 8. Dezember jeweils Dienstag, Samstag und Sonntag von 14 – 17 Uhr
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