"Kamishibai" - Keine Japanische Kapfsportart sondern Koffertheater-Geschichten
Von: Alejandra Martinez
Am Mittwoch, dem 05. März 08 fand in der Bibliothek Möhlin die erste von drei Kamishibai Nachmittagen statt. Die rund 30 Kinder waren von den zwei erzählten Geschichten fasziniert und sprengten fast den Raum, der der Geschichtenerzählerin zur Verfügung stand.
Geschichten einmal anders erzählt Als ich zum ersten Mal das Wort "Kamishibai" hörte, dachte ich erst, es handle sich um eine japanische Kampfsportart oder vielleicht um eine Lebensweise aus dem fernen Osten. Aber nein, Kamishibai ist eigentlich nichts anderes als eine normale Geschichtenerzählung. Wobei "normal" hier eigentlich nicht ganz passend zu sein scheint. Denn wenn dreissig Kinder in einem dunklen Raum sitzen und wie gebannt auf einen viereckigen Rahmen starren, scheint das keine alltägliche Situation zu sein. Aber beginnen wir am Anfang.
Es war einmal... ... ein japanischer Süsswarenverkäufer der vor 100 Jahren mit seinem Fahrrad durch die Dörfer und Städte seines Landes fuhr. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt ,den er überall hin mitnahm. Wenn er in einer Ortschaft ankam, packte er diesen aus, stellte ihn auf und erzählte seine Geschichten indem er Tafeln mit passenden Bildern in den Rahmen einlegte. Für seine Vorstellungen verlangte der Geschichtenerzähler nichts, seinen Lebensunterhalt bestritt er mit dem Verkauf von Süssigkeiten. Diese Form des Geschichtenerzählens wurde rasch populär und am Ende des Zweiten Weltkrieges gab es schon über 10.000 Kamishibai-Erzähler in Japan.
Heute gibt es immer mehr Kamishibai (zu Deutsch: Papiertheater), oder Geschichtenkoffer-Erzähler, in Europa und so auch in der Schweiz. Wie zum Beispiel Rita Horand, Bibliothekarin der Bibliothek Sissach, die am Mittwoch zwei Geschichten in der Bibi Möhlin erzählte.
Von 16 bis 17 Uhr sollte dieses "Kamishibai" nun in der Bibliothek Möhlin stattfinden. Ich traf also kurz nach vier dort ein und schaute mich suchend um. Doch dort wo normalerweise Kindergeschichten erzählt werden- in der Kinderabteilung - konnte ich keine Geschichtenerzählerin sehen. Doch hören konnte ich sie, also folgte ich der Stimme zur Treppe und sah zu meinem Erstaunen, dass im Untergeschoss eine ganze Kinderschar am Fuss der Treppe auf dem Boden sassen und gebannt in Richtung der einzigen Lichtquelle blickten: das Kamishibai. Diese heimelige Atmosphäre im Halbdunkeln wagte ich nicht zu stören - nebenbei wusste ich gar nicht, wie ich mir einen Weg durch die Kinderschar bahnen sollte, die jeden Quadratzentimeter des Boden bedeckten. 28, 29, 30, 31... ich zählte die kleinen Köpfe rasch durch und schoss aus sicherer Entfernung ein paar Fotos.
Zu meinem Glück gab es nach der ersten Geschichte über einen Biber eine kurze Pause, und ich konnte mir einen guten Platz in der Ecke des Raumes ergattern. Und schon ging es los mit der nächsten spannenden Erzählung über Nina und ihrem Kuscheltier namens 60 Grad. Ich muss gestehen, dass diese Erzählform nicht nur die Kinder, sondern auch mich in ihren Bann zog. Ob es die Kastenform die hypnotisierende Wirkung eines Fernsehers besitzt oder der abgedunkelte Raum dem ganzen eine geheimnissvolle Atmosphäre verleiht, die Kinder, von klein bis gross, fühlten sich sichtlich wohl.
Therese Schlienger hatte Rita Horand eingeladen in der Bibliothek Möhlin an drei Terminen Geschichten vorzutragen: "Wir wollten etwas speziell für Kindergartenkiner organisieren und wussten vorher nicht, ob überhaupt jemand kommen würde. Dieser Ansturm hat uns positiv überrascht!". Auch Rita Horand freute sich über das grosse Interesse und ist sich nicht sicher, ob der Platz beim nächsten Termin noch ausreichen wird. Sie entdeckte das Kamishibai vor sechs Jahren an einer Fortbildung für BibliothekarInnen: "Der Vorteil bei dieser Erzählform ist, dass man die Kinder wirklich auf die Geschichte - sprich die Bilder - fokussieren kann. Eigentlich könnte man den Geschichtenkoffer auch "Kidnerbuchkino" nennen." Bei www.bibliomedia.ch könne man sich den Koffer und Geschichten mit den passenden Bildern für eine "Aufführung" ausleihen.
Wer jetzt gluschtig geworden ist, oder noch einmal Geschichten aus dem Koffer hören und sehen möchte, sollte am 23. April 08 um 16:00 Uhr in der Bibliothek Möhlin sein und nach einem dunklen Raum mit heimeliger Stimmung und vielen Kindern ausschau halten, die ihre Blicke auf einen viereckigen Holzrahmen gerichtet haben.
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