Song Contest - Das Mikrofon - schlichtweg famos
Von: Hans Berger
Fantastische Stimmen, mitreissende Sounds, ein kompetentes Jurorenteam, eine perfekte Organisation, ein tolles Publikum ist kurzum das Fazit des zweiten Song Contest „Das Mikrofon“ vom vergangenen Samstag in Gipf-Oberfrick, wo die Jury in Übereinstimmung mit dem begeisterten Auditorium das Duo „SilverBlue“, respektive Daniela und Michael Heiniger aus Menziken zum Sieger erkor. Den zweiten und dritten Platz belegten Isabelle Weber aus Erlinsbach und Melinda Brogle aus Hellikon. Die Gewinner ausser Konkurrenz indes sind der Initiator des Events Marcel Hasler, Comedian „dr Hugi“ sowie Moderatorin Nicole Häberli.
(v.l.) Melinda Brogle (Platz 3), Duo „SilverBlue“ (Platz 1), Isabelle Weber (Platz 2)
Die Förderung von Sängerinnen und Sängern der Unterhaltungsbranche hat in Gipf-Oberfrick Tradition. Bereits in den Jahren von 1985 bis 1995 organisierte Guido Hasler, der Vater des heutigen Promoters zusammen mit der Dorfmusik das Internationale Schlagerfestival. Viele der damaligen TeilnehmerInnen verweisen in ihren Retrospektiven auf den Schlagerevent, was dessen Bedeutung unterstreicht. Sechzehn Jahre später ging am 27. August 2011 der Nachfolgeevent mit neuer Ausrichtung unter dem Titel „Das Mikrofon“ nicht minder erfolgreich wie seine Vorfahren über die Bühne, desgleichen die zweite Auflage am vergangenen Samstag.
Lampenfieber
Zehn Solistinnen und Solisten sowie drei Duos stellten sich vergangenen Samstag in der Mehrzweckhalle Gipf-Oberfrick der autorisierten, siebenköpfigen Jury und durften, respektive mussten von Chorleiter und Songwriter Dani Kalt lobende wie tadelnde Kritik entgegennehmen. Im Gegensatz zu seinem „Kollegen“ Dieter Bohlen stellte Dani Kalt aber niemanden kalt, sondern sah seine meist nachvollziehbaren Kommentare als Hilfestellung für das weitere Vorwärtskommen der allesamt äusserst talentierten Entertainer.
Titel gleich Losung
Den Wettbewerb eröffnete der Erlinsbacher Leon Weber. Auch wenn er der Moderatorin seine Nervosität eingestand - als das Intro von „I won’t give up“ von Jason Mraz erklang, war davon nichts mehr zu spüren. Mit seiner etwas rauchigen Stimme, dem emotionsvollen Gesang und einer sicheren Perfomance begeisterte er nicht nur seine mitgereiste Fangemeinschaft. Den Songtitel: „Ich werde nicht aufgeben“ sollte Leon Weber auch bezüglich seiner Gesangskarriere beherzigen.
Auch Arjuly Alpas aus Riniken, mit 14 Jahren die jüngste Teilnehmerin, sollte sich stets ihres im Original von Rihanna gesungenen Titels „Stay“ erinnern und mit ihrer, etwas an Janis Joplin erinnernden Stimme der Musikwelt erhalten bleiben.
Viel Potential in ihrer Stimme hat auch die zweitjüngste Teilnehmerin des Song Contests, Gina Hasler aus Gipf-Oberfrick. Ihre Nervosität war aber hörbar zu gross, um ihre Emotionen in „I won't let you go“ ausleben zu können, so wie dies James Morrison tut. Die Chancen, dass eines Tages nicht sie für ihre Fans, sondern die Fans für sie „Ich werde dich nicht gehen lassen“ singen sind gross.
Dem Klavier-, Gitarrenspiel wie auch den Stimmen von Melina Spycher und Yves Schmidt aus Hausen war zu entnehmen, dass es ihnen an Musikalität für eine Karriere nicht mangelt. Es lag aber wohl an der Nervosität des Duos, um dem „Falling Slowly“ die verhaltene Dynamik und Leidenschaft zu geben, wie dies Glen Hansard & Marketa Irglova im Original tun.
Ganz anders Natascha Gfeller. Die Erlinsbacherin betrat nicht nur die Bühne, nein, sie nahm diese in Beschlag und betörte mit „Finding out the hard Way“ nicht nur das Publikum, sondern auch Dani Kalt, für den Gesang wie Perfomance eine runde Sache war.
Als temperamentvolle Vollblutmusikerin erwies sich auch Sabine Gisiger aus Gipf-Oberfrick. Ihre Interpretation von Loreens „My Heart is refusing me“ liess weder gesanglich noch an Dramatik etwas zu wünschen übrig. Was auch Dani Kalt mit einer kleinen Einschränkung zu honorieren wusste.
A Star Is Born
Schon nach den ersten Takten von „Hold on“ war klar, das Duo SilverBlue hat das Zeugs zur internationalen Karriere, was der Jurysprecher mit „Das ist das Holz, aus dem Künstler geschnitzt sind“ umschrieb. Dem Geschwisterpaar ist zu wünschen, dass es an seiner Linie festhält und sich nicht von kurzfristig denkenden, grosse Kasse witternden Produzenten über den Tisch ziehen lässt.
Zu den Anwärtern des begehrten „Mikrofons“ gehörte auch die Aarauerin Samantha Gfeller. Ihr „Get here“ von Oelta Adams liess niemand im Saal kalt - auch Kalt nicht, wie seinem Votum entnommen werden konnte.
Begeisterungsstürme
Mit „The show must go on“ von den Queens wagte sich Marco Toniazzo, Gutenswil an eines der grossen Stücke der Rockmusik. Das Problem: Freddie Mercurys Stimme ist so einzigartig, dass jedem Sänger, will er an einem Contest einen Preis abholen, zu raten ist, die Finger, respektive die Kehle von jeglichem Queenstück zu lassen. Die Performance des bekennenden Mercury-Fans war aber beeindruckend.
Mit ihrer gewaltigen Stimme, welche den Vergleich mit jener Celine Dions standhält und Lara Fabians „Broken vow“ durfte die zweite am Contest vertretene Erlinsbacherin Isabelle Weber einen wahren Begeisterungssturm entgegennehmen.
Einen nicht minder frenetischen Applaus erntete Melinda Brogle, Hellikon für ihre Interpretation der aus den Anfängen der Beatles stammenden Lennon/McCartney Komposition „In my life“
Meterhohe Rockersprünge
Dass die beiden Einheimischen Jana Beyerlein und Isabelle Wyss mit ihrem Song „Titanium“ von David Guetta feat Sia nicht voll auf Touren kamen, lag vermutlich in erster Linie am mehr wie misslichen Klang des Klaviers wie am musikalischen Können des Duos.
Gehörten alle bis anhin vorgetragenen zwölf Songs mehrheitlich der Sparte Ballade an, so erfrischte der letzte Interpret Marco Lässig, Möhlin mit dem rockigen Song „The Rising“ von Bruce Springsteen und brachte damit jedes echte Rockerherz im Saale zu meterhohen Rockersprüngen. Die Empfehlung Daniel Kalts, Lässig sollte sich eher der Countrymusic widmen, konnten daher nicht alle nachvollziehen.
Finale
Da alle Entertainer des Abends potenzielle Anwärter auf einen der drei ersten Plätze waren, waren die Juroren Guido Hasler, Ingo Andres, Thomas Lumholtz-Hofmann, Nicole Indolese, Margherita Bächler, Marcel Bürgi und Dani Kalt um ihre Aufgabe nicht zu beneiden. Mit im Maximum fünfzig Punkten wurde der erste Eindruck, die Liederauswahl, die Performance, der Gesang, die Stimme bewertet.
Wie bereits erwähnt durfte das Duo SilverBlue sowie die beiden Sängerinnen Isabelle Weber aus Erlinsbach und Melinda Brogle aus Hellikon das begehrte „Mikrofon“ vom 2. Song Contest Gipf-Oberfrick in Empfang nehmen. Zudem erhielten die Erstplatzierten auch noch den Publikumspreis.
Mit dem von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam und alternierend gesungenen Lied „An Tagen wie diesen“ endete der eindrückliche, viel Freude bringende und Gänsehaut erzeugende Wettbewerb kurz nach Mitternacht.
Fazit
Deutschland hat sein DSDS und Gipf-Oberfrick sein GSDS, eine perfekt inszenierte Musikshow, die wenig vermissen lässt. GSDS, respektive „Das Mikrofon“ bietet Talenten die Chance, sich vor einem grossen Publikum zu bewähren. Die vielleicht manchmal etwas schmerzliche, von Dani Kalt aber stets konstruktiv ausgerichtete Kritik rundet das Angebot ab.
Da Musik aber keine Einbahnstrasse ist, wäre es einerseits für die Entertainer vorteilhaft und andererseits auch der Spannung der Show dienlich, wenn den anderen Juroren ein Vetorecht auf den Hauptkommentar zugestanden würde. Auch eine offene Wertung könnte den Drive des Song Contests noch steigern.
Schade ist aber eigentlich nur, dass „GSDS“ nicht über die gleichen finanziellen Mittel zur nachhaltigen Förderung der Sieger verfügt wie DSDS. Denn ohne übertreiben zu wollen, in einigen der am vergangnen Samstag im Song Contest - Das Mikrofon - aufgetretenen Sängerinnen und Sänger schlummert tatsächlich der Superstar von morgen.
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