«Sport ist eine Wunderpille»
Von: Sibylle Werthmüller
Am vergangenen Samstag fand in Aarau anlässlich des «Tags der älteren Menschen» die Informationsveranstaltung «Altern bewegt – bewegt älter werden» statt. Für die Organisation war Pro Senectute Aargau gemeinsam mit den Aargauer Landeskirchen und dem Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau verantwortlich.
Prof. Dr. Achim Conzelmann (Fotos: Fabio Baranzini / Pro Senectute Aargau)
Es waren eindrückliche Bilder, die Professor Achim Conzelmann für seinen Einstieg ins Referat gewählt hat. Da war beispielsweise ein Bild von Johanna Quaas, die mit über 90 Jahren noch aktiv Turnwettkämpfe bestritt. Oder ein Bild von Fauja Singh, der im Alter von unglaublichen 101 Jahren einen Marathon lief.
Ohne Frage: Das sind Extrembeispiele. Aber dennoch ist die Frage in unserer immer älter werdenden Gesellschaft mehr als berechtigt: Welcher Beitrag leistet Sport für ein erfolgreiches Altern?
In einem unterhaltsamen Vortrag, der gespickt war mit vielen anschaulichen Beispielen, ging Achim Conzelmann, der die Abteilung Sportwissenschaft an der Universität Bern leitet, genau dieser Frage nach. «Wenn Sie nicht gerne Sport machen – quälen Sie sich nicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung erhöht sich durch Sport nur um zwei Jahre», so Conzelmann, fügte jedoch gleich hinzu: «Aber viel wichtiger als auf die Auswirkungen des Sports auf die Lebenserwartung, sind die Auswirkungen auf die körperliche Fitness und das psychische Wohlbefinden.»
Den richtigen Sport finden
Und in diesen beiden Bereichen wirkt sich regelmässige Bewegung positiv aus. Das zeigte Conzelmann anhand von verschiedenen Forschungsarbeiten und Studienergebnissen.
So lässt sich zum Beispiel Kraft und Ausdauer durch Training in jedem Alter verbessern. Und wer regelmässig Sport treibt, fühlt sich gesünder und fitter, was sich wiederum positiv auf das psychische Wohlbefinden im Alter auswirkt. «Sport ist eine Wunderpille», fasste Achim Conzelmann zusammen. «Vorausgesetzt natürlich, man findet die Sportart, die zu einem passt.»
Noch immer auf dem Eis
Denise Biellmann (*11.12.1962), die im Anschluss an das Referat von Achim Conzelmann mit Sportmoderatorin Regula Späni sprach, hat den richtigen Sport definitiv gefunden. Auch heute steht die 12-fache Weltmeisterin im Eiskunstlaufen noch immer fast täglich mehrere Stunden auf dem Eis. Meist coacht sie dabei Nachwuchstalente.
Hin und wieder trainiert sie aber auch selber, denn noch immer läuft sie an Shows mit. Dabei zeigt sie auch ihre legendäre «Biellmann-Pirouette», wie sie im Gespräch verriet. «Und jetzt habe ich ein neues Ziel: Ich will die Pirouette auch noch mit 90 Jahren zeigen, damit ich es mit einem Bild in die Präsentation von Herrn Conzelmann schaffe.»
Der Sport – nicht nur Eiskunstlaufen – spielt im Leben von Denise Biellmann noch immer eine zentrale Rolle. «Sport ist für mich Lebensqualität. Das gute Gefühl nach dem Sport ist das Schönste», so die 56-Jährige. Und sie gab den Anwesenden einen Ratschlag mit auf den Weg: «Es ist wichtig, immer dran zu bleiben und sich Ziele zu setzen. Das müssen nicht immer riesige Ziele sein. Es reicht auch, sich zum Ziel zu setzen, jeden Tag nach draussen zu gehen und sich zu bewegen.»
Eine bewegte Pause
Bewegt haben sich während der Veranstaltung im Kultur- und Kongresshaus auch alle anwesenden Gäste im gut gefüllten Hauptsaal. Verantwortlich dafür war Marianne Süss. Die Fachleiterin und – expertin Sport von Pro Senectute Aargau animierte die Besucherinnen und Besucher im Saal zwischen dem Referat und dem Gespräch in einer «bewegten Pause». «Damit wollen wir dem Körper wieder Energie liefern und die Gelenke mobilisieren», so Süss.
Bei dieser «bewegten Pause» hat auch Regierungsrat Alex Hürzeler mitgemacht. Er hatte die Grussbotschaft der Aargauer Regierung überbracht und mit seiner Ansprache die Veranstaltung eröffnet.
Unter anderem verriet er dabei, dass er wegen seines zeitintensiven Berufs nur selten zum Sport machen komme. «Ich gehöre nicht zu denen, die morgens um Vier aufstehen können, um noch vor der Arbeit zu joggen. Dafür nehme ich praktisch nie den Lift in mein Büro und das liegt immerhin im dritten Stock», so Hürzeler und schloss mit dem Appell: «Bleiben Sie in Bewegung!»
Sicher gehen, sicher stehen
Wer sich in der «bewegten Pause» noch nicht genug betätigt hatte, der konnte vor und nach der Veranstaltung seine Gleichgewichtsfähigkeiten testen. Dies am Stand von Pro Senectute Aargau, wo die nationale Präventionskampagne «Sicher gehen, sicher stehen» der Beratungsstelle für Unfallverhütung vorgestellt wurde.
«Viele Stürze im Alter sind auf mangelnde Kraft und mangelndes Gleichgewicht zurückzuführen. Das lässt sich mit regelmässigem Training verhindern», so Marianne Süss. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich zudem an vielen weiteren Ständen von Aargauer Organisationen über Unterstützungs- und Betreuungsangebote im Alter informieren.
Pro Senectute Aargau
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