Die «Pension Schöller» vom Theater Gansingen ist eröffnet
Von: Hans Berger
Mit der Posse „Pension Schöller“ von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby verwöhnen die Schauspielerinnen und Schauspieler vom Theater Gansingen unter der Regie von Robert Oeschger und Franz Senn ihr Publikum noch bis zum 23. Januar wiederum mit grosser Theaterkunst.
Editorial Es gehört zum Alltag, dass wir uns von Menschen aufgrund unseres Wissens über sie, der Umstände, in denen wir sie antreffen und derer Verhalten ein Bild machen und sind dann oft gezwungen, dieses im Laufe der Zeit, resultierend aus neuen Erkenntnissen, zu revidieren. Nur, das Bild ist schnell gemacht und fixiert sich in den Gehirnwindungen beinah unauslöschlich, es zu deleten ist dann ein langwieriger Prozess. Diese menschliche Verhaltensweise bildet den äusseren Rahmen des unterhaltsamen, den Spiegel vorhaltenden Stückes „Pension Schöller“, das wohl eine Posse, aber auch Reality-Theater ist.
Die gute Absicht Ja, über den Privatier Philipp Lenzmaier (Thomas Hollinger) kann gelacht werden. Er ist der arme Tropf, der sich von zig Menschen ein falsches Bild macht, nur weil ihm dessen, auf seinen eigenen Vorteil bedachten, Neffe Alfred Lenzmeier (Philipp Müller) und sein Freund Robert Wagner (David Oeschger) vorgaukeln, die Pension Schöller sei eine psychiatrische Klink. Dabei will der reiche Lenzmeier doch nur in seiner Villa eine Klink einrichten, um seinen stressgeplagten Mitmenschen einen Ort der Ruhe und Erholung anbieten zu können. Vorgängig aber will er sich ein Bild von einer solchen Institution verschaffen und so kommt er aufgrund des falschen Tipps in die Pension Schöller.
Ein Versprechen mit Folgen Realitätsbezogen zeigt es sich bald, wer so fest davon überzeugt ist, sich in einer Irrenanstalt zu befinden wie der Privatier, der deutet ganz normale Handlungen und Aussagen der Pensionsgäste anders wie Menschen mit einem anderen Wissensstand. Dies geht gar soweit, dass die vermeintlich Irren denken, der andere sei irre. Diese leidige Erfahrung muss auch der reiche Philipp Lenzmaier machen. Dies aber auch nur darum, weil er seinem Neffen versprochen hat, niemandem den wahren Grund seines Aufenthalts in der Pension zu verraten und die Gäste wie normale Menschen zu behandeln, da sie ansonsten ausrasten könnten. Zugegeben, die Pensionäre sind schon etwas eigenartig, aber trotzdem noch lange nicht reif für die „Spinnwinde“.
Die Irrungen des Philipp Lenzmaier Da ist zum Beispiel der auf Disziplin pochende und damit seine Umwelt terrorisierende Haudegen Major a.D. Hauenschild (Jules Steinacher) oder die sehr überspannte Weltenbummlerin Bernarda Huber (Claudia Steinacher-Oberlin), welcher Lenzmeier widerwillig und nur pro forma zugesteht, mit ihr auf Reise zu gehen. Auch nicht alle Tassen im Schrank, immer aus Sicht des Privatiers, hat der "Möchtegern"-Schauspieler Leo Schöller (Beda Denkinger), der das L nicht aussprechen kann und an dessen Stelle ein N verwendet, aber trotzdem darauf versessen ist, die grossen Monologe der Theaterliteratur zu rezitieren, egal ob diese jemand hören will oder nicht. Aber auch die Schriftstellerin Sophie Melzpichler (Martina Szabo) scheint nicht alle Tassen im Schrank zu haben, will sie doch ausgerechnet ihn zur Hauptfigur ihres neuen Romans machen. Einen nicht ganz geheuren Eindruck hinterlässt bei Lenzmeier Amalie (Daniela Boutellier), die Frau des Pensionsinhabers Willhelm Schöller (Meinrad Jappert), will sie ihn doch mit ihrer blutjungen Tochter Frida (Fabienne Oeschger) verkuppeln, so zumindest der Eindruck des reichen Mannes. Bei soviel Abnormalitäten entdeckt der gutgläubige Mann selbst bei der Empfangsdame Marie Fischer (Cecilie Denkinger) und beim Kellner Josef (André Oeschger) Kuriositäten, die in sein Bild von Insassen einer Psychiatrischen Klink passen.
Wer spinnt da nun? Nach mannigfachen Erfahrungen wieder zu Hause verhält sich Philipp Lenzmaier so auffällig, dass seine Tochter Ulrike (Katharina Streit) und deren Tochter Paula (Rita Erdin) am Verstand ihres Vaters, respektive Grossvaters zu zweifeln beginnen. Dies erst recht, als die vermeintlich psychisch kranken Hausgäste der Pension Schöller ihm einen Besuch abstatten und er aufgrund seines Informationsstandes davon ausgeht, dass sie ausgebrochen sind und er sie deshalb vorübergehend in seinem Hause sicher verwahren muss.
Ein Ebenbild Ja, die Geschichte um die Pension Schöller ist vordergründig abstrus und doch unterliegen wir täglich dem gleichen Irrtum wie der gutgläubige Privatier Philipp Lenzmaier. Selten aber können wir über unsere eigenen Fehleinschätzungen so herzhaft lachen wie über die, von den Schauspielerinnen und Schauspieler vom Theater Gansingen perfekt und authentisch nachvollzogenen Figuren der unterhaltsamen, die Lachmuskeln strapazierenden Posse. Die Pension Schöller ist ein Ebenbild unserer selbst, daher gilt jeder Lacher auch ein wenig uns selbst und es tut gut, auch über sich selber lachen zu können.
Das OK der Theaterproduktion kann sich über grosszügige Unterstützung freuen, während des Frühlingslagers der Lernenden der Erne Bauunternehmung, Erne Holzbau und Husner Holzbau im Sparblig (zwischen Gansingen und Remigen) ist...