5. Wirtschaftsforum Fricktal
Von: Hans Berger
Es war Balsam für das Fricktal, dessen Politiker, Unternehmer und Bewohner, was die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 5. Wirtschaftsforum Fricktal unter dem Motto „Das Fricktal und seine Chancen im globalen Standortwettbewerb“ am vergangenen Donnerstag in der Mehrzweckhalle 1958 in Frick aus berufenem Munde zu hören bekamen. „Das Fricktal ist gut positioniert“ war erneut die freudige Botschaft von Dr. Christoph Koellreuter, Direktor und Delegierter von metrobasel.
Dr. Christoph Koellreuter, Direktor und Delegierter von metrobasel
Vorgängig der Tagung lud die Jakob Müller AG zur Betriebsbesichtigung, was rege genutzt wurde. Pünktlich um 18.15 Uhr hiess dann Hansueli Bühler, Präsident Fricktal Regio Planungsverband, welcher den Anlass organisierte, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer willkommen. Ganz der Tradition entsprechend durfte hernach Gemeindeammann Anton Mösch als gastgebende Gemeinde dem Plenum Frick von seiner besten Seite vorstellen. Nach einem Rückblick in die Vergangenheit und der geographischen Vorstellung wies Mösch auf die Prosperität des Marktfleckens und auf die geplanten Überbauungen hin.
Jakob Müller AG
Von Christian Kuoni, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Jakob Müller Holding AG, Frick war zu erfahren, dass die 1887 gegründete Firma als Anbieter für Systeme und Lösungen für Band- und Schmaltextilien, vom einzelnen Faden bis zum fertigen Endprodukt, weltweit die Nummer eins ist. Was er mit der Feststellung, dass jeder der Anwesenden mindestens zehn Meter Textilien trägt, welche mit Müllermaschinen hergestellt wurden, unterstrich.
Wirtschaftsforum Fricktal
Das vom Kaiseraugster Gemeindeammann Max Heller im Jahre 2007 lancierte Symposium zum Thema „Herausforderung und Perspektiven für das Fricktal“ wurde zwischenzeitlich zu einem Fixpunkt im wirtschaftlichen und politischen Leben des Fricktals. Es ist ein Motivator für eine regionale, kantonale, nationale und nicht zuletzt auch internationale „Globalisierung“, ohne - und das ist das Wesentliche - dass Kommunen und Unternehmen ihre eigenen Interessen aufgeben müssen.
Die Tagung ist eine Quelle zur Bewusstwerdung der eigenen Qualitäten und des Miteinander statt des Gegeneinander, was mit dem Logo „Zugkraft Fricktal“ nicht besser illustriert werden könnte. Wer als Politiker oder Unternehmer nicht auf diesen Zug aufspringt, zumal die Fahrt gratis ist, verpasst die Mitgestaltung der regionalen Zukunft und überlässt diese den nächsthöheren Instanzen.
metrobasel - Life Sciences - Fricktal
So wusste insbesondere Dr. Christoph Koellreuter den Anlass für seine Anliegen metrobasel und Life Sciences zu nutzen. Im Gegensatz zu anderen Jahren fehlte leider ein potenter Referent, der die Situation des Fricktals als Teil des Aargaus und als Brücke zwischen Basel und Zürich beleuchtete und die Wichtigkeit der KMUs als grösste Arbeitgeber hervorhob.
Zweifellos, Christoph Koellreuter ist ein begnadeter Rhetoriker und es ist daher auch ein Vergnügen, seinen weitgehend unbestreitbaren Thesen und Analysen zu lauschen, auch wenn diese beinah noch dieselben sind, wie er sie 2007 beim ersten Wirtschaftsforum Fricktal vertrat. Dass Life Sciences der Wirtschaftsmotor in der Nordwestschweiz ist, zweifelte im Plenum wohl niemand an, doch dass Basel der Nabel der Region ist, war für einige unter den Zuhörern eine zu chauvinistische Gesinnung, zumal das obere Fricktal kulturell und gesellschaftlich mehr Aarau, Brugg, Baden, Zürich-orientiert ist wie Richtung Rheinknie. Hier fehlte dann eben eine Replik aus Aargauer Sicht.
Nichts desto trotz, mit der Feststellung: „Das Fricktal ist gut positioniert“ wusste der Referent seiner Zuhörerschaft zu schmeicheln, auch wenn er dies im Nachgang mit dem Satz „Das Fricktal - ein erfolgreicher Bestandteil des Life Sciences Standortes metrobasel“ wieder etwas relativierte. Bestechende Qualitäten des Fricktals sind gemäss Christoph Koellreuter grosse Baulandreserven, günstige Preise für Einfamilienhäuser, Naherholungsräume, eine geringe Steuerbelastung und gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Handlungsbedarf ortete der Referent im Wohnungsbau, Schul- und Gesundheitswesen, Verkehr, Energie sowie dem Ausbau der Regio-S-Bahn. Abschliessend betonte Christoph Koellreuter die Zusammenarbeit von Bund, Kanton und Gemeinden mit den Metropolitanregionen Basel und Zürich.
Talkrunde
„Welche Chancen sollen wir nutzen? Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen?“ waren die Titelfragen der von Hans Fahrländer, Publizist, AZ Medien geleiteten Gesprächsrunde, welche Dr. Thomas Kirchhofer, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates, Parkresort Rheinfelden; Dr. Christoph Koellreuter, Direktor und Delegierter metrobasel; Christian Kuoni, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates Jakob Müller Holding AG, Frick; Peter Riebli, Leiter Werke Nordwestschweiz, Syngenta Crop Protection, Stein und Martin Steiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung Energiedienst Holding AG, Laufenburg hätten beantworten müssen. Dass dies nicht zufriedenstellend gelang, lag weniger an den unzweifelhaft kompetenten Gesprächsteilnehmern als vielmehr daran, dass es für deren Beantwortung keine spezifische Fricktaler Sicht gibt, worauf aber der Leiter in seiner Frageformulierung Wert legte. Die Unternehmer waren sich dann auch einig, dass sie zwar gerne im Fricktal tätig sind, für die Unternehmen aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen massgebend seien, welche vom Bund und den Kantonen festgelegt werden.
Finale
Fehlte es dem Talk etwas an Spannung, so erfreuten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom 5. Wirtschaftsforum Fricktal umso mehr am abschliessenden reichhaltigen Apéro im Garten vom Müllerhof. Die gebotene Gelegenheit, Kontakte zwischen Vertretern von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft neu zu knüpfen oder zu vertiefen wurde rege genutzt.
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