Spital Rheinfelden feiert 100. Geburtstag
Von: Hans Berger
Wohl alles, was in der Region Rang und Namen hat und es terminlich passte, folgte am Freitagabend, 19. Juni der Einladung vom Gesundheitszentrum Fricktal (GZF), um im Zelt vom Circus Nock auf den 100. Geburtstag vom Spital Rheinfelden anzustossen und CEO Anneliese Seiler sowie VR-Präsident Kurt Jakober für die gute Führung zu danken. Am Samstag gewährte das Spital der Bevölkerung dann Einblicke hinter die „Kulissen“, welche ansonsten nur Patienten zugestanden werden.
Spital Rheinfelden feiert 100. Geburtstag, Tatiana Korsunskaya am Klavier und die Sopranistin Svetlana Ignatovich eröffnen den Festakt
Obgleich es an der freitäglichen Geburtstagsfeier an lobenden Worten bestimmt nicht mangelte, bekam Anneliese Seiler aber wohl das grösste Kompliment vom viel gereisten und bezüglich Spital Rheinfelden unvoreingenommenen einstigen Fernsehmoderator Patrick Rohr, der sich am Samstag in einer Talkrunde beeindruckt zeigte, dass so viele Besucher ihr Interesse an einem „kleinen“ Spital bekunden, was für ihn ein Zeichen der Verbundenheit bedeute.
Auf der Suche
Um 15.00 Uhr trafen die ersten Gäste ein und verschafften sich auf einem Rundgang einen Überblick über den Gesundheitszustand des hundertjährigen Jubilars und suchten hernach vergebens nach dem Jungbrunnen. Beim anschliessenden Apéro und besonders beim späteren Rückblick von VR-Präsident Kurt Jakober konstatierten sie dann, dass dieser seit jeher in den Köpfen der Spitalleitung versteckt ist.
Fulminanter Auftakt
Zu Beginn der Jubiläumsfeier vermochte die von Tatiana Korsunskaya am Klavier begleitete, aus St. Petersburg stammende Sopranistin Svetlana Ignatovich die illustre Gesellschaft zu begeistern. Eine Stimme, welche nicht nur bei Opernfreunden unter die Haut geht. Der Applaus war auch dementsprechend euphorisch.
Vernetzung DAS A und O
In ihrer Begrüssung verwies Anneliese Seiler, CEO vom GZF auf die breite Vernetzung des Spitals, in der letztlich auch der Erfolg vom Spital Rheinfelden gründe. „Zentral ist natürlich der Patient. Was wäre ein Spital, ohne seine Patienten? Und was wäre der Patient, ohne seinen Arzt? Was ohne seine Familie und Freunde, die ihm beistehen, wenn es ihm schlecht geht? Aber vor dem Spitalaufenthalt ist nach dem Spitalaufenthalt: so tragen zahlreiche Menschen und Institutionen wie zum Beispiel Reha, der Spitex-Verband und die Alters- und Pflegeheime stets zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Menschen bei. Und es geht weiter: was wäre unser Spital ohne die zuweisenden Ärzte? Ohne seine Partnerinstitutionen? Ohne die Wirtschaft, ohne die Region Fricktal, die uns unterstützt; was ohne die Politiker, die sich tagtäglich mit kniffligen Fragen auseinandersetzen und sich dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die nach Möglichkeit dem Wohl Aller dienen. Eins ist klar: nur wenn man alle diese Partner als ein grosses Team betrachtet, kann es gelingen, mit einer Unternehmung 100, 150 und mehr Jahre zu feiern“, stellte Anneliese Seiler selbstlos fest.
Rückblick
Nach einem etwas zu ernsthaften, gleichwohl aber hervorragend gespielten Intermezzo des Cellisten Denis Severin würdigte VR-Präsident Kurt Jakober das Engagement der Gründungsväter vom Spital Rheinfelden und deren Nachfolger und freute sich, zwei davon - Albert Urwyler, er war während 25 Jahren Präsident - und Frau Anne Bretscher-Wüthrich, die während 13 Jahren als Präsidentin amtete, persönlich begrüssen zu dürfen.
In seinem Rückblick war zu erfahren, dass bei einer ersten Inangriffnahme zur Realisierung des Bezirksspitals 1903 von rund 130'000 Franken Baukosten und Betriebskosten von zwei Franken pro Tag ausgegangen wurde. Umgerechnet wären dies heute in etwa 1.3 Mio. Baukosten und 19 Franken Betriebskosten. Wie heute waren auch damals die am Spitalprojekt beteiligten vierzehn Gemeinden knapp bei Kasse, was zu endlosen Debatten führte, bis 1907 der Bezirksspitalverein Rheinfelden gegründet wurde. Inzwischen betrugen die geschätzten Baukosten 230'000 Franken. Obwohl davon erst rund 178'000 Franken gesichert waren, gab man grünes Licht für den Bau, der dann 18 Monate später - im Sommer 1911 - den Betrieb mit dreissig Akutbetten aufnahm. Kurt Stocker wusste noch mehr interessante Details zu erzählen, die in einer von ihm zusammengestellten Chronik „100 Jahre Spital Rheinfelden“ in Erfahrung zu bringen sind.
100 Jahre, na und?
In ihrer Grussbotschaft beschäftigte sich Regierungsrätin Susanne Hochueli eingangs mit der Definition des Alters und zog nach diversen philosophischen Erwägungen augenzwinkernd den Schluss: „100, na und?“ „Wir feiern nicht das Alter, sondern die Tatsache, dass das Spital Rheinfelden seit hundert Jahren Teil der Biografie der Bevölkerung im Fricktal ist“, erklärte die Regierungsrätin und meinte ergänzend: „Heute ist für das Spital Rheinfelden der Moment gekommen, kurz stehen zu bleiben und zu urteilen im Wissen darum, dass die Achterbahn ab morgen wieder tonangebend sein wird.“
Früher eine eigenständige Marke in der Gesundheitslandschaft vom Kanton Aargau, sei das Rheinfelder Spital heute ein bedeutendes Puzzle-Teilchen eines Ganzen, so Hochueli. Die dynamische Welt bräche auch das Gesundheitswesen in Schwung, so jage heute mit grossem Tempo eine Revision der Rahmenbedingungen die andere. Das Spital Rheinfelden halte dieses Tempo mit, stellte die Regierungsrätin anerkennend fest. Sie setze daher auf die gute persönliche Partnerschaft mit den Management-Etagen des GZF als Ganzes und auf die politische Partnerschaft zwischen Aargau und dem Fricktal.
Tag der offenen Türen
Der ausführlichen Fotoreportage kann entnommen werden, welche Türen das Spital Rheinfelden am Samstag öffnete, daher muss an dieser Stelle nicht darauf eingegangen werden. Viel Interesse fanden auch die Vorträge "Lebenslust - über Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheit" von Dr. med. Mandfred Lütz sowie die Kurzreferate und der darauf folgende Talk mit Pascale Bruderer, Betty Zucker, Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Anneliese Seiler und Patrick Rohr als Moderator.
Allesamt beleuchteten die Referenten die Zukunft des Gesundheitswesens und waren sich einig, dass es so nicht weitergehen kann und es mutiger Lösungen bedarf. Dies bedurfte es aber auch während der hundertjährigen Geschichte vom Spital Rheinfelden immer wieder, insofern also keine neue Erkenntnis für CEO Anneliese Seiler, die nochmals betonte, dass die Patienten immer im Zentrum aller Bemühungen stehen müssen.
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