CVP Bezirk Rheinfelden steuert Richtung Bern
Von: Hans Berger
Nur gerade eine Woche nach der historischen Bundesratswahl, in der die Frauen im höchsten Exekutivrat eine Mehrheit erlangten, wählte Hans Amrhein, Präsident der CVP Bezirk Rheinfelden mit dem Jugendstilsaal vom Seminarhotel Schützen in Rheinfelden eine dem Anlass entsprechend würdige Lokalität, um die beiden Nationalratskandidaten Patrick Burgheer, Rheinfelden und Alfons Kaufmann, Wallbach aufs Kandidatenkarussell der CVP Aargau zu hieven, welches erst am 23. Oktober 2011 zum Stillstand kommt.
Hans Amrhein, Alfons Kaufmann, Patrick Burgheer
Als am 9. Juli 2010 Bundesrat Moritz Leuenberger die Schweizer Politik- und Medienwelt mit seinem Rücktritt per Ende Jahr überraschte, polterten diese, die fünfmonatige Wartefrist bis zur Ersatzwahl könne allfälligen Kandidatinnen und Kandidaten nicht zugemutet werden. Nicht ganz ohne Druck kam Leuenberger sodann zur „Einsicht“ und verlegte seinen Rücktritt auf Ende Oktober.
Das Selbe ist nicht das Gleiche
Was in den höchsten Spitzen offenbar nicht möglich ist, muss an der Basis aber machbar sein. Denn bereits ein Jahr vor den Nationalrats- und Ständeratswahlen vom 23. Oktober 2011 sind landauf, landab die Bezirks-, Regionalparteienparteien und etwelche Organisationen aufgerufen, ihre Kandidaten zu nominieren, wovon einzelne schlussendlich nach einer internen kantonalen Ausmarchung dem Stimmvolk zur Wahl vorgeschlagen werden. Dem Aargau stehen 15 Nationalratssitze zu, von denen die CVP mit Esther Egger-Wyss, Kirchhof; Ruth Humbel, Birmensdorf und Markus Zemp, Schafisheim deren drei belegt.
Respekt
Zugegeben - der Vergleich mit der obersten Politikliga hinkt insofern, dass die jetzt zu nominierenden Kandidatinnen und Kandidaten nicht dermassen im Medienrampenlicht stehen wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Bern. Sich das für eine Kandidatur notwendige innere Feuer zu bewahren, von der regionalen über die kantonale Nomination bis hin zum Wahltag dürfte auch nicht immer einfach sein. Daher gebührt erstmals allen Kandidatinnen und Kandidaten ein grosser Respekt, dass sie sich zugunsten der gelebten Demokratie auf den langen Weg begeben.
Start up
Bei seiner Begrüssung der 22 anwesenden CVP Mitgliedern und der Bekanntgabe von zehn Entschuldigungen stellte Hans Amrhein, Präsident der CVP Bezirk Rheinfelden fest, dass die Traktandenliste ein untrügerisches Zeichen dafür sei, dass die National- und Ständeratswahlen näher rücken. Bezüglich des momentan herrschenden Tons in Bern schlug er augenzwinkernd vor, eher Richter wie Politiker in die Hauptstadt zu entsenden. Amrhein hegte daher den Wunsch, dass sich das Klima im Bundesbern mit der neuen Zusammensetzung verbessere und meinte die CVP Aargau, welche mit der BDP eine Listenverbindung eingeht, ihr Möglichstes dazu beitragen werde.
Zweifelsfrei
Zweifeln die beiden bürgerlichen Partner SVP und FDP zuweilen an der wirtschaftsfreundlichen Gesinnung der CVP, so liefern die beiden Kandidaten Patrick Burgheer, Rheinfelden und Alfons Kaufmann, Wallbach dazu überhaupt keinen Grund. Während Burgheer in leitender Funktion bei Novartis arbeitet, ist Alfons Kaufmann Inhaber des gleichnamigen Malergeschäfts in Wallbach durch und durch ein waschechter KMU-ler.
Die Kandidaten
Vor der einstimmigen Nomination stellten sich die beiden Kandidaten dem Plenum in ausführlichen Referaten vor. Dabei erwiesen sie sich gleichermassen als so kompetent, dass der Eindruck entstehen konnte, dem kantonalen Gremium dürfte es am 15. Januar 2011 schwer fallen, nur einen der Beiden auf die Nationalratsliste zu setzen.
Patrick Burgheer, Jahrgang 1967, verheiratet, zwei Kinder, Dipl. Bauingenieur ETH Zürich, Präsident der GPK Rheinfelen und seit 2008 Grossrat setzt sich für eine liberal-soziale Wirtschafts-, Bildungs- und Infrastrukturpolitik ein. Seine Motivation ist gemeinsam, nicht gegeneinander etwas zu erreichen, eine nachhaltige, nicht kurzfristige Gestaltung der Umwelt sowie Interessen zu verbinden, um diese am richtigen Ort umzusetzen. Daraus ergeben sich für ihn die vier Grundsätze:
Eine nachhaltige Finanzpolitik, die Ausbildung und Leistungsorientierung honoriert. Burgheer bekennt sich zum Finanzausgleich zwischen Kantonen und Gemeinden, wendet sich aber gegen kurzfristiges Geldverteilen, insbesondere fordert er intakte Chancen auch für Menschen mit mittlerem und kleinem Einkommen.
Eine Bildungspolitik, die leistungswilligen Schülern ungeachtet ihrer Herkunft und materiellen Voraussetzungen erlaubt, ihr Potential auszuschöpfen. Dazu gehören für den Nationalratskandidaten die Stärkung des dualen Systems mit Berufslehre und Matura. Er lehnt erzwungene Maturitätsquoten ab, plädiert für durchlässige Bildungssysteme, die Wertschätzung der Berufslehre und ist gegen eine Verakademisierung der Berufswelt.
Eine moderne Infrastrukturpolitik, mit pragmatischer Optimierung von Bahn und Strasse. Aus der Erkenntnis, „Nur eine gut unterhaltene Infrastruktur ist brauchbar“ spricht sich Burgheer gegen das Sparen bei Unterhalt und Reparatur aus und votet für das Einrechnen von Folgekosten bei Investitionskrediten.
Eine Umweltpolitik, die zukunftsträchtige Technologien und Industrien ohne ideologische Scheuklappen fördert. Burgheer gibt sich überzeugt, dass sich moderne und „alte“ Technologien ergänzen müssen, äussert sich daher gegen den Kampf zwischen Kernenergie und alternativen Energien und betont, dass moderne Technologien eine Durststrecke überwinden müssen, dazu brauche es Geduld, keine zu rasche Abschreibungspraxis und Förderungsgelder, die den Charakter von Risikokapital haben.
Alfons Paul Kaufmann, Jahrgang 1962, verheiratet, drei Kinder, Eidg. Dipl. Malermeister/Unternehmer, Präsident vom Schweizerischen Maler- Gipserunternehmerverband sowie des Ausbaugewerbes von Bauen Schweiz, war mehrere Jahre Ortspräsident der CVP Wallbach und 15 Jahre Mitglied der Finanzkommission Wallbach, davon 10 Jahre deren Präsident. Sein zentrales Anliegen ist die Familienpolitik. „Wir müssen schon jetzt die Rahmenbedingungen schaffen, damit auch unsere Jugend, die Generation von morgen, faire Bedingungen haben und nicht die Schulden unserer Generation abtragen müssen“ lautet sodann eine seiner Thesen.
Bezogen auf seine Tätigkeit als Unternehmer und Verbandspräsident vertritt er die Meinung: „Das Gewerbe ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Es stellt mit Abstand die meisten Arbeitsplätze und Lehrplätze zur Verfügung. Es muss unser aller Ziel sein, unsere Arbeitsplätze im Fricktal zu erhalten und nach Möglichkeit zusätzliche zu schaffen. Nur gemeinsam können wir dies schaffen. In einigen Bereichen sind die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese die Entwicklungen von Unternehmungen unterstützen und fördern. Unsere Leistungsbereitschaft und unsere Qualität muss wieder in den Vordergrund rücken.“
Dieselbe Priorität misst Kaufmann aber auch der Bildung bei. „Sie ist unser wichtigster „Rohstoff“. Darum müssen wir optimale Rahmenbedingungen schaffen, damit wir genügend Ausbildungsplätze haben.“ In der Umwelt und Energiepolitik setzt Kaufmann auf einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen sowie die Miteinbezugnahme aller möglichen Formen der Energiegewinnung. „Damit wir nicht in eine Stromlücke und eine
Abhängigkeit vom Ausland hineingeraten, werden wir nicht um die Kernenergie herum kommen“, konstatiert der Malermeister und meint ergänzend, die Problematik der Endlagerung müsse aber im eigenen Land geregelt sein.
Die Politik habe dafür zu sorgen, dass die Gemeinden, Kantone sowie der Bund gesunde Finanzen haben, welche aber einen haushälterischen Umgang mit dem Geld zu pflegen hätten, lautet eine weitere Forderung des Unternehmers. Kaufmann plädiert für eine Sanierung von AHV/IV, ALV und Pensionskassen, lehnt aber eine Mehrwertsteuererhöhung strikte ab.
21 Jahre Amtstätigkeit
Bevor Präsident Hans Amrhein die Nominationsversammlung der CVP vom Bezirk Rheinfelden schloss, wählte das Plenum den ehemaligen Zeininger Gemeindeschreiber Stefan Wunderlin zum Rechnungsrevisor. Er wurde somit zum Nachfolger von Meinrad Hürbin aus Wegenstetten, der das Amt 21 Jahre zur Zufriedenheit der Partei ausübte.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»