«joyfulvoices.ch» begeisterte mit und ohne Jukebox
Von: Hans Berger
„joyfulvoices.ch“, der Projektchor der Ref. Kirche Frick muss einerseits einen besonders guten Draht nach ganz oben haben und andererseits findet vermutlich Petrus einen grossen Gefallen an deren Musik, denn kurz bevor am vergangenen Samstag die „freudvollen Stimmen“ ihr Openairkonzert „Jukebox“ vor der Ref. Kirche in Frick mit Cliff Richards Evergreen „Rote Lippen“ eröffneten, drehte der Himmelspförtner den Hahn zu.
«joyfulvoices.ch» begeisterte mit und ohne Jukebox
Die von der nachmittäglichen Hitze heruntergedrosselte Temperatur war somit für den musikalischen Tausendsassa Jürg Wagner, seine Sängerinnen und Sänger sowie die „Cuba Libre Band“ optimal, um dem Publikum richtiggehend einheizen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass ab der heissen Musik jemand kollabiert.
Äussere Merkmale
Eine neonbeleuchtete, stets schweigende Jukebox, ein Ford Mustang, eine Fred Feuerstein und seiner Wilma gewidmete Bar, Frauen in gross gepunkteten Glockenjupes (vermutlich mit Petticoat) oder in der schrillen Disco-Mode der 70-er gekleidet, waren die äusseren Merkmale, welche auf die Stilrichtung des breit gefächerten Konzerts der „joyfulvoices.ch“ wiesen, auf welches das Publikum unter noch widrigen Wetterbedingungen von den „Sandhasen“ der MBF bestens eingestimmt wurde.
Unverblümte Aufforderung
Kaum hatte der Chor das Intro von „Rote Lippen“ angestimmt, war das Publikum Feuer und Flamme. Ohne Animation wurde in den Refrain eingestimmt und dem fetzigen Rhythmus vermochten einige Tanzfreudige genausowenig zu widerstehen wie beim nachfolgenden Stück „Brazil“, mit dem die „Cuba Libre Band“ zu begeistern wusste.
Eine Stimmung, welche den ganzen Abend anhielt, ohne dabei abzudriften. Ein behagliches, Freude verbreitendes Ambiente, das ganz dem lauen Sommerabend entsprach, in welchen die Bitte im mexikanischen Liebeslied „Besame mucho“: „Küsse mich, küss’ mich ganz feste! Küss’ mich als wär’s heute Nacht zum allerletzten Mal“ nicht besser hätte eingebettet sein können, zumal der Chor den Welthit aus den 40er Jahren so einfühlsam sang, dass es einem schwer fallen konnte, der unverblümten Aufforderung zu widerstehen.
Mit flammender Inbrunst
Allfälligen Schwelgereien wurde aber ein rasches Ende gesetzt, da Hazy Osterwalds „Kriminaltango“ im Rotlichtmilieu spielt, wo der grossen Liebe wenig Raum zugestanden wird, es dafür aber, so wie am Openair in Frick, häufiger knallt. Das kommt aber auch in Napoli vor, von dem gemäss Conny Froboess 1962 „Zwei kleine Italiener“ träumten und dies, glaubt man den „joyfulvoices.ch“, vierzig Jahre später immer noch tun.
Ob Tina und Marina noch immer auf zwei Italiener warten, kann doch eher angezweifelt werden, auch wenn Drafi Deutscher seit 1965 standfest behauptet: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“. Chor wie Publikum schlossen sich jedenfalls mit flammender Inbrunst der Meinung Deutschers an, ohne aber deren grammatikalischen Fehler zu korrigieren. Aber letztendlich geht es ja um die Freude und den künstlerischen Spielraum und da sollte man die Grammatik aussen vor lassen; ob es nun „bricht“ oder „brechen“ heisst war somit egal.
Highlights
Der in Schopfheim lebende Entertainer Virgilio Genovese führte das Publikum mit seinem südlichen Temperament zurück nach Bella Italia und begeisterte mit den grossen Hits seiner Heimat genauso sehr wie danach die „joyfulvoices.ch“ mit berühmten Filmmelodien.
Gehörten die Vorträge im ersten Teil des Openairs der musikalisch eher sehr leichten Muse an, zeigte der Chor nach der Pause mit „The Show must go on“, „Halleluja“ oder „Always look on the bright side“ dass er mehr kann wie „nur“ seichte Schlager trällern. Zu den Highlights des Abends zählten auch „Earht Song“, „Hith the road Jack“, sowie die Disco-Knüller „Fame“ und „My Life“.
Grande Finale
Nachdem Virgilio Genovese nochmals einige italienische Welthits als Solist zum Besten gab, sang er zusammen mit den „joyfulvoices.ch“ ein betörendes „O sole mio“ und liess das Auditorium mit „Volare“ (fliegen) in den nächtlichen Himmel abheben. Danach bedurfte es zweier Zugaben, um das Publikum zur Landung zu bewegen. Dies aber doch noch rechtzeitig, denn kaum war das Konzert beendet, drehte Petrus wieder den Hahn auf.
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