Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Dass es dem allergrössten Teil der Bewohner unseres Landes, im Gegensatz zur Bevölkerung der allermeisten anderen Staaten auf unserer nicht zur Ruhe kommenden Weltkugel, in vielen Bereichen wie Einkommen, Sicherheit, Justiz, Vorsorge, medizinische Betreuung, „relative“ Gerechtigkeit, Schulwesen, Ausbildung, Berufsmöglichkeiten, persönliche Freiheit bedeutend besser geht, ist eine nicht zu leugnende Tatsache.
Ausschnitt aus dem Gemälde „Kleiner Goldelefant“ von Willi Pavan
Trotzdem gibt‘s in der Schweiz Mitmenschen, die durch die sozialen Netze fallen und eine nicht zu unterschätzende Anzahl Personen, die unverschuldet mehr und mehr grösste Mühe haben, die täglichen Ausgaben zu bewältigen.
Diese werden sozusagen an den Rand der Gesellschaft getrieben, fühlen sich geächtet und sind durch die überrissenen, stetig steigenden Mieten und allgemeinen Lebenskosten genötigt, ihr angestammtes Umfeld in ein ihnen fremdes, weit entferntes, kleineres, gerade bezahlbares Domizil umzuziehen. Eine Vereinsamung, Abschottung und ganz schlimm, der Verzicht auf die Teilnahme am sozialen Leben ist damit meist vorprogrammiert.
Es ist eine Tatsache, Minderbemittelte können am gemeinschaftlichen Leben nur bedingt teilnehmen. Denn woher sollen sie das Geld nehmen, um bei einem Treffen mit Kollegen, Freunden zum Beispiel an einem offiziellen Fest oder in einem Restaurant ein Glas mitzutrinken oder gar eine Runde „schmeissen“zu können?!
Bereits vor vier Jahren zeigte sich in einer Statistik, wie mit zwei verschiedenen Ellen gemessen wurde. Dies zum krassen Nachteil vieler am Aufbau unseres Staates Beteiligten, was jedoch unter den Teppich gewischt wurde.
Beispiel gefällig? Laut Medienberichten erhielten Asylbewerber 2019 „nur“ 56 Franken pro Person und Tag. Sieht im ersten Moment eigentlich echt mickrig aus…
Kann es mir jedoch nicht verkneifen, diesbezuglich darauf hinzuweisen: Die höchste AHV-Rente für ein Ehepaar (getrennte Pärchen leicht etwas mehr…) betrug 41‘760 Franken pro Jahr. Das macht nach Adam Riese knapp 57 Fränkli pro Tag und Person. Da wurde tatsächlich wegen dem einen Stutz mehr von gewissen Kreisen Zeter & Mordio geschrien. Der hiesige „Bünzli“ muss, im Gegensatz zu den vorher Erwähnten, mit diesem Betrag auch noch Krankenkasse, Versicherungen, Miete und Kleidung berappen. Obschon dieser über vierzig Jahre gearbeitet und in die erwähnte Sozialversicherung einbezahlt hat. Notabene: Für die Ärmsten waren es gar nur 27‘840.- Schweizer Moneten pro Kopf im Jahr plus ein Spiessrutenlauf für etwas Ergänzungsleistungen.
Ist dies nicht ein Affront gegenüber den hiesigen Rentnern, die brav malochten und stets in in die erste Säule einbezahlt haben?! Dies sollte, vor allem von den Generationen, die ziemlich bald ihren Ruhestand „antreten“, nicht vergessen werden. Wir sind sicher ein schönes, reiches Land, aber von einer gemeinnützigen Gerechtigkeit und gegen Eigennutz, Habgier, Egoismus scheinen wir leider doch noch meilenweit entfernt zu sein…
Scheinbarerweise geniessen laut Umfragen die Leserbriefe in Zeitungen, Zeitschriften eine äusserst hohe Beachtung. Kommt darauf eine Replik, speziell wenn diese diametral eine gegenseitige Meinung vertritt, wird diese stets mit einem zynischen „Lieber/liebe“ Herr/Frau xy begonnen. Diese Anrede wird auf diese Weise z. T. eigentlich als abschätzig, belehrend und v.a. despektierlich empfunden.
Flugpersonal, v. a. von „Billig Airlines“, streikt immer wieder. Wäre es nicht einfacher, deren tiefe Löhne adäquat anzupassen? Dann wären halt Dumpingpreise z. B. von knappen 100 Franken um einige Fränklis erhöht. Was aber trotzdem immer noch einem mehr als fraglichen „Schleuderpreis“ entsprechen würde.
Seit einiger Zeit „vergisst“ man die Krawatte oder ein ausgesuchtes Foulard (Ziertuch für die Germanisten), stilvolle Fliege, z. B. mit einem schönen „Poschettli“. - Ästhetik quo vadis? Hat diesbezüglich schon mal irgendjemand an den enormen Verdienstverlust der Seidenbinderproduzentenbranche und deren Mitarbeiter gedacht?
Eigentlich ziemlich aufheiternd und zum Schmunzeln bringend empfinden viele Mitbürger:innen den bereits seit Jahren zum „Trend“ erkorenen Mode-Gag, welcher sich durch „kunstvolle“ Löcher und Risse in Beinbekleidungungen aus Segeltuch (sprich Jeans) auszeichnet. Jahre zuvor hätten Sozialbewusste diese Beinkleidträger:innen bemitleidet und ihnen diskret ein paar „Banknötli“ zugestecktt, damit sie nicht frieren und sich ihrer Armut wegen schämen müssen…
Vielleicht werden die hochgelobten Modetrendgurus den „Löcher-Spass“ noch weitertreiben und z. B. unter dem Gürtel den Stoff inkl. Reissverschluss oder die senkrecht angeordneten Knopflöcher zerreissen, damit man darunter modischste, „malerische“, sexy oder etwa transparente Unterwäsche zum Besten geben kann. Eigentlich unglaublich (und z. T. erschreckend), wie Menschen aus allen Schichten und Klassen sich diesen Modediktatoren unterwerfen. Aber wen wundert’s eigentlich, wir Menschen gehören eben zur Gattung der Herdentiere..
Mit diesen etwas zynischen, keinesfalls bös gemeinten Gedankengängen verbleibe ich mit besten Grüssen, Ihr
Willi Pavan, Polit- & Kulturbeobachter und kritischer (Lebens)-Künstler
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