Chropfleerete
Von: Willi Pavan
In meiner Jugend hatte ich von den Eltern, Lehrerinnen, Lehrern, der sogenannten Obrigkeit immer wieder zu hören bekommen, dass Unehrlichkeit und das Nicht-Einhalten von Versprechen absolut verwerflich und unzulässig fürs Zusammenleben einer vertrauenswürdigen und verlässlichen Gesellschaft sei.
Ausschnitt aus dem Gemälde „Elektroblut“ von Willi Pava
Also dürfte ich annehmen, dass allerlei Versprechen, die, ob mündlich, schriftlich oder sonstwie, abgegeben werden, volle Gültigkeit haben… Aber täglich werden diese edlen und ehrenwerten Verhaltensregeln aufs Schändlichste missbraucht; die Menschen immer wieder aufs Neue getäuscht, in die Irre geführt und dies z. T. mit ruinösen Folgen für die Betroffenen.
Mir geht es beispielsweise immer mehr auf die Nerven, wenn stetig wieder Werbesendungen den Postkasten verstopfen, die allerlei Gewinne, Vorteile versprechen. Eigentlich eine absolute Frechheit, wenn Post eintrifft mit den verheissungsvollen Überschriften wie: - Sie haben gewonnen! -, - Sofort aufmachen, der Gewinn ist Ihnen sicher! -, Sie gehören zu den hundert Gewinnern von Sfr. …. -. Und immer wieder fallen Gutgläubige darauf rein. Sehr oft ist dies mit einer Bestellung eines Produkts verbunden!
Für mich erstaunlich, dass diesen Machenschaften noch keine Riegel vorgeschoben wurden. Es wäre daher an der Zeit, dass gewiefte, in Rechtsangelegenheiten ausgewiesene Gesetzeskenner diese Betrügereien anklagen und die versprochenen Gewinne konsequent einfordern.
Leider muss ich auch bei verschiedenen Beiträgen unserer Fernsehanstalten oft feststellen, dass sich die Rapportierenden und Kommentierenden nicht immer an die eigentlichen Tatsachen halten. Dazu kommt, dass diese auf subtilste Art versuchen, den Zuschauer einschlägig zu beeinflussen. Dies gilt bedauerlicherweise auch für viele andere Nachrichtenträger, die mehr und mehr boulevardmässig Meinungen des sogenannten „Mainstream“ folgen, ohne die wirklichen Tatsachen gründlich zu recherchieren und in ausgewogener Manier zu publizieren.
Liest man so einige der Reklamen, die gerne als Ratschläge, gut gemeinte Hilfsangebote angepriesen werden, versteckt sich dahinter nur die Absicht, einem etwas „anzudrehen“.
Nein, habe nichts gegen Werbung, bin sogar der festen Überzeugung, gute, seriöse, klar definierte, der Information dienende Reklame eines Produktes soll und muss sein, aber eben nur dann…
Noch fieser und gemeiner sind die bereits zum Alltag gewordenen Versuche, bei älteren Leuten ihr hart erarbeitetes Geld mit übelsten Tricks, die auf deren Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft bauen, zu erschleichen. Da geben sich Kriminelle als Verwandte aus, die in Not geraten seien und dann einen happigen Geldbeitrag fordern. Solange aber bei dieser Masche keine stärkeren Strafen verhängt werden, lachen sich diese Delinquenten weiterhin ins Fäustchen. Geradezu verwerflich ist es obendrein, wenn man dann Kommentare wie - gutgläubig, selber schuld… - hört.
Schaut man z. B. die überall vorkommende Werbung für Krankenkassen und ähnliche Institutionen an, hat man das Gefühl, dass diese Anstalten darauf erpicht sind, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Überall lächeln uns aus deren Werbung fröhliche, glückliche Mitmenschen an, so als ob die Versicherungen geradezu darauf erpicht wären, den Geschädigten die Pinke-Pinke nachzuwerfen. Da kann man ja schon beinahe Mitleid mit diesen Einrichtungen bekommen, wie selbstlos sie auf fast masochistische Art die Prämiengelder unters Volk bringen.
Gefährlich und indiskutabel ist auch, wenn fragliche Firmen mit Hochglanzinseraten unwirksame oder gar schädliche Medikamente, die scheinbarerweise jede Krankheit (auch Unheilbare) in kürzester Zeit heilen, anpreisen, Heilung suchende Menschen darauf hereinfallen, und in der Folge - entgegen deren Hoffnung - nicht deren Beschwerde, sondern lediglich deren Portemonnaie-Inhalt abnimmt.
Zum Schmunzeln verleiten mich Inserate mit dem Versprechen, dass sie die unumstössliche, sichere Methode kennen, wie man mit Geldeinlagen/-spielen usw. grösste Gewinne erzielen kann. Aber wenn diese „Methoden“ funktionieren, warum wendet nicht der Inserent diese Wundermethoden an, frage ich mich dann unentwegt?
Nichts gegen das offizielle Lotto, Toto oder Lotterien, deren Gewinn meist guten Zwecken dient. Das Gleiche gilt sicher auch für die offiziellen Spielbanken, Casinos. Aber auch hier verspricht die ausgeklügelte, bestens gestaltete Werbung den einfachen „Globis“ mögliche Gewinne. Sicher, immer wieder hat es Glückspilze, die ganz schöne Beträge abräumen; aber deren Anteil ist kaum ein Prozent der Spielenden.
Will man unbedingt zwischendurch den Kick (den Kitzel) eines kleinen Wettspiels geniessen, dann kann man doch mal an Jahrmärkten ein paar Batzen bei dem Spiel mit den drei Hütchen riskieren…
So, nun gehe ich mit Freunden einen Jass klopfen, wo das Verliererpaar den feinen Roten bezahlt und verbleibe mit besten Grüssen, Ihr
Willi Pavan, Senior und (Lebens-)Künstler, Rheinfelden
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