Aktienbaisse nagt an Pensionskassen-Reserven
Von: mm/f24.ch
Swisscanto, Gemeinschaftsunternehmen der Schweizer Kantonalbanken, hat die Studie "Schweizer Pensionskassen 2011" publiziert. Diese Studie zur aktuellen Situation der beruflichen Vorsorge und der Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz ist in ihrer diesjährigen Ausgabe schwergewichtig den Themen Kapitalmarkt und Anlagen, Kosten sowie der Strukturreform gewidmet. Die Kommentare und Artikel prominenter Exponenten der 2. Säule werden ergänzt mit einer ausführlichen Analyse der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Umfrage von Swisscanto.
Die von Swisscanto herausgegebene Studie gibt ein informatives und facettenreiches Bild der beruflichen Vorsorge. Die Daten, illustriert mit einer Vielzahl von Grafiken und Tabellen, beruhen auf den Angaben von 373 (Vorjahr 286) Pensionskassen mit einem Vermögen von über CHF 431 Mia. und 2,5 Mio. (Vorjahr 2,2 Mio.) Destinatären. An der Umfrage teilgenommen haben fast ausnahmslos alle Pensionskassen von Bund, Kantonen und Städten sowie sämtlicher SMI-Gesellschaften mit eigener Vorsorgeeinrichtung. Die Angaben dürfen deshalb hohe Repräsentativität beanspruchen.
Angespannte Renditesituation im Fokus
Jährlich aktualisiert werden die Daten über Vermögensanlage, Performance und Entwicklung des Deckungsgrads sowie die versicherungstechnischen Angaben. Daraus gehen deutlich das zunehmende Auseinanderklaffen von Zielrendite und erzielter Rendite und die daraus sich ergebenden Konsequenzen für die Finanzierungssituation der Pensionskassen hervor. Mit einer durchschnittlichen Rendite von 2,9% für das Jahr 2010 wurde die angegebene mittlere Zielrendite von 4,6% nicht erreicht. Auch die über die letzten fünf Jahre erzielten annualisierten Renditen, die je nach Kassengrösse zwischen 1,1% und 1,7% liegen, illustrieren die angespannte Situation, in der sich die Vorsorgeeinrichtungen befinden.
Aktuelle und breite Themenvielfalt
Zu den aktuellen Themen, die in der diesjährigen Umfrage speziell behandelt werden, gehören die Anpassung der Asset Allokation, Sanierungsmassnahmen sowie die Immobilienanlagen und deren Entwicklung. Auf Beachtung stossen dürften auch die vertiefenden Fachbeiträge anerkannter Persönlichkeiten.
Von anhaltendem Interesse sind die Ereignisse auf den Kapitalmärkten und ihre Auswirkungen auf die Vorsorgeeinrichtungen. Peter Bänziger und Benno Weber von Swisscanto Asset Management skizzieren vor diesem Hintergrund Thesen zu einer Neustrukturierung festverzinslicher Papiere im Portfolio von Pensionskassen. Stephanie Spozio von Ecofin Investment Consulting beleuchtet gewisse Schwächen und Nachteile der Indizes, die beim Einsatz passiver Anlagen zu beachten sind. Der intensiv diskutierten Frage der Vermögensverwaltungskosten widmen sich Ueli Mettler, Partner c-alm, sowie Stephan Skaanes und Hansruedi Scherer, beide Partner PPCmetrics.
Mehrere Beiträge befassen sich mit den Konsequenzen der abgeschlossenen Strukturreform aus Sicht der unterschiedlichen Akteure in der beruflichen Vorsorge. Autoren sind Hanspeter Konrad, Direktor ASIP, Kurt Brändle, Geschäftsführer der Konferenz der Geschäftsführer von Anlagestiftungen sowie Othmar Simeon, Leiter Personalvorsorgeberatung von Swisscanto. Dieter Stohler, PKBS und designierter Direktor der Publica, beschäftigt sich mit den neuen Regelungen für die öffentlich-rechtlichen Kassen.
Erneute Unterdeckung per Ende August
Jeannette Leuch, COO Complementa Investment-Controlling, zeigte auf, wo die Pensionskassen Ende August bezüglich ihres Deckungsgrades standen. Die Daten basieren auf dem Complementa Risiko Check-up. Vermögensgewichtet beträgt der errechnete durchschnittliche Deckungsgrad per Ende August 2011 für alle Kassen 95 Prozent (privatrechtliche Kassen 100,0%, öffentlich-rechtliche Kassen 88,9%). Diese Zahl ergibt sich aus einer Hochrechnung der per Ende 2010 erhobenen Daten.
Hätten die Kassen keine Währungsabsicherungen vorgenommen, läge der Deckungsgrad per Ende August 2011 bei 92,9 Prozent. Complementa geht für die Simulation davon aus, dass sich der Umfang der Absicherungen dieses Jahr im gleichen Rahmen bewegt wie 2010. Insgesamt, ohne die öffentlichrechtl-chen Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie, sind die Vorsorgeverpflichtungen per Ende 2010 gedeckt (durchschnittlicher Deckungsgrad >100%).
Per Ende August 2011 ist jedoch von einer Unterdeckung auszugehen. Die durchschnittliche Sollrendite von 2,5% im Jahr 2010 konnte durch die Renditen im Jahr 2010 erwirtschaftet werden. Die höhere Sollrendite im Vergleich zu den Vorjahren 2008 und 2009 zeigt, dass Sanierungsmassnahmen aufgrund des guten Ergebnisses von 2009 reduziert werden konnten. Die durchschnittliche Rendite aller untersuchten Pensionskassen von 2,9% in 2010 kam zu Stande durch den hohen Umfang an Währungsabsicherung sowie eine gute Vermögensbewirtschaftung, die eine Überrendite im Vergleich zur Benchmark-Performance ergab.
Flexibilisierung der Renten als möglicher Ausweg
Mit grundsätzlichen Fragen vor dem Hintergrund der Staatsschulden- und Währungskrise setzt sich Gérard Fischer, CEO Swisscanto Gruppe, auseinander. Die Ereignisse auf den Kapitalmärkten sowie die zunehmend unsicheren Aussichten von Dollar und Euro belasten die Pensionskassen in höchstem Masse und rufen für Neurentner nach einer verstärkten Flexibilität bei der Leistungserbringung. Renten über zwei und mehr Jahrzehnte zu garantieren wird in Zukunft zunehmend schwierig wenn nicht gar unmöglich. Ausgehend von dieser Tatsache entwickelt Fischer die Umrisse einer Rente, deren Komponenten sich verstärkt nach den schwer vorhersehbaren Entwicklungen auf den Kapitalmärkten richten und unfaire Umverteilungen zwischen den einzelnen Versicherten vermeiden.
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