Ökologische Ausgleichsflächen sind im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Flächen artenreicher. Weltweit wohl erstmalig konnten jetzt in einer wissenschaftlichen Studie – mit Daten aus dem Kanton Aargau – statistisch gesicherte Aussagen über den Zustand und die zeitliche Entwicklung der Artenvielfalt in ökologischen Ausgleichsflächen gemacht werden.
Mechanisierung und Kunstdünger wandelten die Landwirtschaft in den vergangenen hundert Jahren grundlegend. Als Folge der intensivierten Nutzung verschwanden eine Reihe von typischen Tier- und Pflanzenarten des Kulturlandes. Das Problem ist erkannt und seit 1993 investieren Bund und Kantone beträchtliche Geldmittel in Programme zur Verbesserung der Artenvielfalt im Kulturland.
Die meisten der inzwischen erstellten Studien über den Erfolg dieser Programme vergleichen die Artenvielfalt in sogenannten Öko-Vertragsflächen mit konventionell bewirtschafteten Flächen. Deren Aussagen beschränkten sich zwangsläufig auf den Zustand der Artenvielfalt, ihr Entwicklungsverlauf hingegen blieb unbekannt.
Eine kürzlich publizierte Studie konnte anhand von Daten aus dem Kanton Aargau erstmals statistisch gesicherte Aussagen machen sowohl über den Zustand als auch zur Entwicklung der Artenvielfalt von Flächen mit und ohne Ökobeiträge. Möglich wurde die Untersu- chung, weil der Kanton Aargau seit 1993 das Programm "Bewirtschaftungsverträge Naturnahe Landwirtschaft" durchführt und ausserdem seit 1998 mit dem Projekt LANAG systematisch und über den ganzen Kanton verteilt Daten zur Artenvielfalt in der "normal" genutzten Landschaft erhebt. Die an mehr als 500 Stellen erfassten Pflanzen, Gehäuseschnecken, Tagfalter und Vögel stehen dabei stellvertretend für die Artenvielfalt.
Die Studie unterteilte die LANAG-Erhebungspunkte im Landwirtschaftsland in zwei Gruppen: jene, die in Flächen mit Ökoverträgen lagen und die übrigen in konventionell bewirtschafteten Flächen. Der Vergleich der Artenvielfalt zwischen den beiden Gruppen ergab einen deutlich höheren Artenreichtum bei den Pflanzen, den Tagfaltern und den Vögeln in den Vertragsflächen. Die Verträge erfüllen somit das Ziel, die ökologisch wertvollen Flächen zu sichern.
Der mit den Aargauer Daten ebenfalls mögliche Langzeitvergleich zeigte, dass sich die Vielfalt von Pflanzen und Gehäuseschnecken in Flächen mit Ökobeiträgen positiver entwickelt. In den Landwirtschaftsflächen ohne ökologische Ausgleichszahlungen veränderte sich die Artenzahl hingegen kaum. Die Vielfalt der Tagfalter nimmt jedoch trotz ökologischen Ausgleichszahlungen im ganzen Kanton Aargau ab.
Die Daten bestätigen, dass die Gelder für mehr Ökologie in der Landwirtschaft grundsätzlich in die richtigen Flächen investiert werden und auch tatsächlich eine Zunahme der Artenvielfalt bewirken. Der unveränderte Rückgang der Tagfalter deutet aber auch unmissverständlich darauf, dass weitere lenkende Massnahmen notwendig sind.
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