Ganz Wegenstetten war gestern auf den Beinen, um ihrer ersten Grossratspräsidentin Patricia Schreiber-Rebmann, zusammen mit zahlreichen Honoratioren aus dem Fricktal und Aargau einen würdigen und triumphalen Empfang zu bereiten. Mit den persönlichen Glückwünschen der höchsten Schweizerin, Nationalratspräsidentin Pascal Bruderer Wyss an die höchste Aargauerin, wurde der Feier ein besonderer Rahmen zuteil.
Nach einer reich befrachteten Traktandenliste wählte gestern Nachmittag der Grosse Rat des Kantons Aargau gegen 16.00 Uhr als Nachfolgerin von Herbert H. Scholl, Zofingen (FDP) Patricia Schreiber-Rebmann, Wegenstetten (GP) mit 117 von möglichen 136 Stimmen zu seiner neuen Präsidentin und damit zur höchsten Aargauerin. Mit dieser Wahl wurde das, seit der sechsten Verfassungsrevision von 1885 existierende Amt zum 126. Mal verliehen, aber erst vierzehn Mal ins Fricktal und gar erst sieben Mal an eine Frau vergeben. Zum ersten Vizepräsident erkor der Rat Dr. Theo Vögtli, Böttstein (CVP) und zur zweiten Vizepräsidentin Kathrin Nadler, Lenzburg (SP). Mit ihrem 62-jährigen Amtsvorgänger hat die 40-jährige Grossratspräsidentin eines gemeinsam, wie Patricia Schreiber-Rebmann später in ihrer Ansprache verriet, beide sind die Amtsältesten in ihrer Fraktion.
Herzlicher Empfang Fast auf die Minute genau, fuhren die Staatskarossen um 17.15 Uhr auf dem Parkplatz bei der Mehrzweckhalle in Wegenstetten vor. Die designierte Grosratspräsidentin in Begleitung des Staatsweibels wurde mit viel Applaus und einem zackigen Marsch der MG Concordia Wegenstetten empfangen. Gemeindeammann Willy Schmid brachte die Freude und den Stolz der Wegenstetter Bevölkerung zum Ausdruck und wünschte Patricia Schreiber-Rebmann dass sie viele Goldmedaillen gewinne. Der Kirchenchor, unter der Leitung ihres langjährigen Dirigenten Marcel Bamert beglückte die höchste Aargauerin unter anderem mit dem Wegenstetterlied und einer auf sie umgeschriebenen Strophe.
Gelb / rot Die höchste Schweizerin, Pascal Bruderer Wyss zeigte sich in ihrer kurzen Ansprache erfreut, dass nun auch der Aargau in Frauenhand sei und übergab der Grossratspräsidentin eine gelbe und rote Karte zur Aufrecherhaltung der Ordnung im Rat. „Die kann ich gut gebrauchen und habe als ehemalige Schiedsrichterin auch Erfahrung in deren Anwendung“, meinte Patricia Schreiber-Rebmann und bedankte sich auch bei der Bevölkerung für den herzlichen Empfang. Der als „Tafelmayor“ amtende Parteikollege Thomas Bretscher eröffnete sodann den Apéro.
Wahlfeier Die geladenen Gäste begaben sich um 18.15 Uhr in die Mehrzweckhalle zur offiziellen Wahlfeier und fanden nebst der festlichen Dekoration auch grossen Gefallen am „Ihr Tut-Gut-Schein“ vom sole uno Rheinfelden. Verbunden mit philosophischen Gedanken wünschte Gemeindeammann Willy Schmid der hoch dekorierten Einwohnerin Kraft, Erfolg sowie in Prosaform viel Glück und überreichte ihr, wie im Laufe des Abends von Insidern noch oftmals erwähnt wurde, für ihren schönen, der Erholung dienenden Garten eine Säulenbuch, die straff, gradlinig aufwärts wachse, wie der Gemeindeammann betonte.
Wohl behütet Nachdem die Jugendband Wegenstettertal unter der Leitung von Valentin Sacher die Gäste mit flotten Weisen aufgemuntert hatte überreichte eine Dreierdelegation der Grünen Fraktion ihrem Mitglied zwei original Aargauer Strohhüte zur Behütung und eine Solaruhr, welche im Gegensatz zur Sonnenuhr aber nicht nur die heiteren Stunden zähle. Dr. Armin Knecht, Präsident vom Obergericht Aargau überbrachte die Glückwünsche der Judikative und lud die Grossratspräsidentin zu einem Besuch des Gerichtes ein. „Es ist ja schöner vom Gericht eingeladen wie vorgeladen zu werden“ meinte er augenzwinkernd.
Frohlockung Mit dem Film von Roy Oppenheim über den Jurapark wurden die Gäste aus dem übrigen Aargau auf die Schönheiten vom Fricktal aufmerksam gemacht.
„Das Fricktal übernimmt den Aargau, wir Fricktaler sagen jetzt wo’s lang geht“ frohlockte Landammann Roland Brogli eingangs seiner Ansprache, machte aber darauf aufmerksam, dass dies nur noch für diesen Tag gelte, da er morgen (also heute) sein Amt als Landammann an Peter C. Beyeler übergebe. Dass Patricia Schreiber-Rebmann die siebte Grossratspräsidentin ist, gab ihm Anlass über die Zahl sieben und basierend auf seinem Geschenk über die Kirschbäume zu sinnieren. Unter der Leitung von Tanja Sacher führte der Männerchor Wegenstetten mit „Zeit ist ein Geschenk“, „Geh Barfuss über die Erde“ und „Ihr von morgen werdet neue Wege gehen“ die tiefsinnigen Gedanken des Landammann fort.
Stabsübergabe Mit einer von Humor gespickten Rede und witzigen Bemerkungen zum gegenwärtigen Frauenpower in der Politik, wünschte Herbert H. Scholl seiner Nachfolgerin viel Glück, vollzog die Stabsübergabe mittels Blumenstrauss und lobte Patricia Schreiber-Rebmann als integre, charmante aber auch hartnäckige Politikerin.
„Was soll ich jetzt noch sagen, hoffe dass ich Ihnen Wegenstetten und das Fricktal schmackhaft machen konnte“, meinte Grossratspräsidentin Patricia Schreiber-Rebmann abschliessend der Wahlfeier, würdigte ihren Vorgänger Herbert H. Scholl, gestand, dass sie ihm noch gerne eine Weile über die Schulter geschaut hätte und bedankte sich bei den Vereinen und allen Helferinnen und Helfern.
Zum Ausklang spielte die MG Concordia Wegenstetten unter anderem den Frauen-Power Marsch und beschloss - unter rhythmischem Mitklatschen der Gäste - die Wahlfeier von Grossratspräsidentin Patricia Schreiber-Rebmann mit dem Baselbietermarsch. Ein Beweis dafür, dass der Aargau keine Berührungsängste mit anderen Kantonen hat.
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