Schweizer Volleyballerinnen zahlen Lehrgeld
Von: Silvan Zindel
Die Schweizer Volleyballerinnen verliert auch das zweite Spiel an der Europameisterschaft in Bratislava gegen die Slowakei mit 0:3 (20:25-16:25-22:25).
Schweizer Volleyball-Team (Foto: CEV)
Der Gastgeberinnen konnte die Euphorie aus dem Startsieg gegen Spanien mitnehmen, zeigten vor wieder über 4‘000 frenetischen Fans eine sehr kompakte Leistung und waren den Schweizerinnen in praktisch allen Belangen überlegen. Deren Aufbäumen gegen Ende des 3. Satzes kam zu spät.
Nationaltrainer Timo Lippuner konnte die Niederlage neidlos anerkennen: „ Die Slowakei hat heute sehr stark gespielt, stärker als noch am Freitag gegen Spanien und meiner Meinung nach auch stärker als Deutschland gegen uns.“
Die Schweizerinnen standen so von Beginn an unter Dauerdruck. Ein ruhiger Spielaufbau gelang angesichts der gegnerischen Stärken zu selten, was zu Risiken zwang – und zu Fehlern führte. „Da merkte man halt schon, dass uns in vielen Momenten die Routine fehlt“, meinte Diagonalangreiferin Maja Storck, „ein solches Tempo sind wir uns nicht gewohnt. Gleichzeitig aber sollten wir ruhiger und weniger hektisch reagieren.“
Auch Captain Laura Künzler reagierte gefasst auf die Niederlage: „Ich bin nicht enttäuscht von unserer Vorstellung, aber die Slowakei hat uns doch etwas überrascht in dieser Stärke.“ Die laute Kulisse wollte sie nicht als negativen Faktor sehen: „Natürlich sind wir uns das so nicht gewohnt und die Zuschauer haben ihr Team gepusht. Aber ich versuchte, daraus auch für mein Spiel Energie zu ziehen und ich fand es sehr cool, in einer solchen Atmosphäre zu spielen.“
Aufbäumen dank Storck-Power
Als die Partie im dritten Satz bei 12:16-Rückstand ein schnelles Ende zu nehmen drohte, bäumten sich die Schweizerinnen nochmals auf. Allen voran Maja Storck, die mit ihrem harten Powerschlag endlich die gegnerische Defensive zu durchlöchern vermochte. „Ja, da habe ich volles Risiko genommen im Angriff. Wir haben gemerkt, dass das, was wir in den ersten beiden Sätzen gezeigt haben, nicht genügt hat.“ So kamen die Schweizerinnen noch auf 22:23 heran und hatten in der spannenden Schlussphase ihre besten Momente.
„Ein Satzgewinn wäre eine verdiente Belohnung gewesen" bedauert Timo Lippuner, der aktiv coachte und 11 von 14 Spielerinnen einsetzte. „Natürlich war das Glück oft auch nicht auf unserer Seite, aber die Slowakinnen waren uns auch individuell überlegen. Grundsätzlich war der Niveauunterschied heute einfach zu gross.“
Was im Vorfeld zu erwarten gewesen war, hatte sich gezeigt: Die jungen Schweizerinnen mussten Lehrgeld bezahlen. In jedem EM-Spiel erleben sie Situationen, die sie so noch nicht gekannt haben. Aber genau solche Spiele sind auf dem Weg, mehr an noch fehlender Routine zu gewinnen, unumgänglich und entsprechend wertvoll.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal»