Mit gedämpften Erwartungen in den Ski-Winter
Von: mm/f24.ch
Die alpinen Männer- und Frauenteams von Swiss-Ski starten zuversichtlich, jedoch mit gedämpften Erwartungen in die neue Saison. Die Vorbereitung in den Sommermonaten ist für alle Trainingsgruppen mehrheitlich gut verlaufen. Es konnten sowohl intensive Trainingseinheiten wie auch umfangreiche Materialtests auf den Schweizer Gletschern und in der südlichen Hemisphäre absolviert werden.
(v.l.) Osi Inglin, Cheftrainer der Männer; Hans Flatscher, Cheftrainer der Frauen
Für die Zurückhaltung bei den Erwartungen gibt zwei Hauptgründe: zum einen kommt eine beträchtliche Anzahl Athleten und Athletinnen von teils schweren Verletzungen zurück, welche sie sich im letzten Winter zugezogen haben. Der neue Cheftrainer der Frauen Hans Flatscher dazu: „Zum aktuellen Zeitpunkt befinden sich die meisten meiner Athletinnen noch nicht wieder auf ihrem ursprünglichen Trainings- und Wettkampfniveau. Da sich unter den Rekonvaleszenten auch mehrere Leistungsträger befinden, dürfen die gesamten Erwartungen an das Team in den ersten Rennen des Winters nicht zu hoch angesetzt werden.“
Der andere Grund liegt bei den Veränderungen im Materialbereich. Insbesondere im Riesenslalom fehlen derzeit den meisten Nationen aussagekräftige Vergleiche, welche eine Einschätzung des Leistungsstandes ermöglichen. Die Veränderungen dürften zudem bei den Athleten sehr unterschiedlichen Einfluss auf die Wettkampfresultate haben.
Die Verletzungen der letzten Saison
Vor allem gegen Ende der letzten Saison wurde die Liste der verletzten Athleten und Athletinnen bekanntlich sehr lang. Bei den Frauen verpassten zehn der 15 Fahrerinnen in den Weltcuptrainingsgruppen zumindest ein Teil der Saison, bei den Männern waren es mit sechs von 20 auch überdurchschnittlich viele – wobei die Rückenbeschwerden von Janka und Viletta und das Knie von Feuz nicht in dieser Zahl enthalten sind. Diese Athleten konnten die Saison trotz Beeinträchtigung und Schmerzen bekanntlich mehr oder weniger komplett bestreiten.
Insbesondere gab es eine Häufung von schweren Knieverletzungen, welche Operationen und lange Rehabilitationsphasen mit sich zogen. Bei Swiss-Ski war man sich schnell einig, dass die Liste zu lang war und die Häufung nicht allein mit „Pech“ zu begründen war. Im Frühjahr wurden deshalb alle Verletzungen systematisch erfasst und verschiedene Parameter miteinander verglichen.
Die Erkenntnisse, welche aus dieser Analyse gezogen wurden, führen nicht dazu, dass die Athleten schneller gesund werden und wieder erfolgreich Rennen bestreiten können. Sie sollen jedoch in Zukunft mithelfen, schwere Verletzungen zu vermeiden. Wettkampfpech und unglückliche Fügungen spielen bei Verletzungen immer eine Rolle, das wird sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Alle anderen Faktoren versucht man nun gezielt und für jeden Athleten individuell zu optimieren.
Aus diesem Grund werden auch in Zukunft alle Verletzungen in einer neuen Datenbank erfasst, damit ein grösseres und umfassenderes Know-How aufgebaut werden kann.
Ausblick auf den Weltcup
Beim Auftakt im Weltcup mit den Riesenslaloms in Sölden verfügt das Schweizer Männerteam über acht Startplätze. Die beiden Olympiasieger Carlo Janka und Didier Défago sind dafür als Fixstarter gesetzt. Sofern Beat Feuz schmerzfrei trainieren kann, ist ein Start in Sölden vorgesehen. Der Entscheid dürfte jedoch erst kurz vor dem Rennen fallen, ob der Gesamtzweite des Weltcups der letzten Saison am Start steht. Die übrigen Plätze konnten aufgrund des teils ungünstigen Wetters noch nicht ausgefahren werden.
Das Frauenteam verfügt im Riesenslalom derzeit nur über vier Startplätze. Lara Gut und Dominique Gisin sind in Sölden die Fixstarterinnen, die beiden anderen Plätze konnten aufgrund des Wetters in den letzten Tagen noch nicht vergeben werden. Dazu werden die Trainingsleistungen in der kommenden Woche herangezogen.
Fabienne Suter fühlt sich nach ihrer im Januar erlittenen Verletzung noch nicht fit genug für einen Start im Rennen. Sie wird voraussichtlich bei den Rennen in Nordamerika wieder in den Weltcup einsteigen.
Eine Prognose oder detaillierte Zielsetzung für die gesamte Weltcupsaison lässt sich aufgrund der vielen Unbekannten im Moment nicht machen. Für Swiss-Ski ist jedoch der zweite Platz im Nationenklassement ein Ziel, welches grundsätzlich immer angestrebt wird. Hinter den dominierenden Österreichern, welche ihre Stärke vor allem einer enormen Breite und Leistungsdichte in ihren Teams verdanken, kämpfen jedoch gleich mehrere Nationen um die Ehrenplätze.
Weltmeisterschaften in Schladming
Die alpinen Weltmeisterschaften im österreichischen Schladming bilden zweifellos den Höhepunkt des bevorstehenden Winters. Das Selektionsprozedere wird grundsätzlich gleich gehandhabt wie in früheren Jahren. Gefordert sind zwei Rangierungen im Weltcup unter den besten 15 oder eine unter den besten sieben, wobei daraus noch kein automatischer Anspruch auf einen Startplatz entsteht. In allen WM-Rennen wird Swiss-Ski vier Startplätze haben und versucht sein, diese auch in den schwächeren Disziplinen zu besetzen. Junge Athletinnen und Athleten geniessen einen gewissen Bonus und können auch dann selektioniert werden, wenn sie die Kriterien nicht vollständig erfüllt haben.
Zum heutigen Zeitpunkt können weder über die Mannschaft noch über die Zielsetzungen Aussagen gemacht werden. Diese werden erst kurz vor der WM formuliert und bekannt gegeben.
Alpine Weltmeisterschaften 2017 in St. Moritz
Im vergangenen Sommer wurden anlässlich des FIS Kongresses in Südkorea die alpinen Weltmeisterschaften 2017 an St. Moritz vergeben. Im dritten Anlauf hat es geklappt mit der Kandidatur! Die Freude über diesen Entscheid hält nicht nur im Engadin, sondern auch bei Swiss-Ski an.
Weltmeisterschaften im eigenen Land rufen automatisch grosse Emotionen hervor und lösen eine spürbare Dynamik aus. Für die Sportler selber ist es ohne Zweifel ein Höhepunkt vor dem eigenen Publikum um Medaillen kämpfen zu dürfen. Für sie, aber selbstverständlich auch für alle Zuschauer, will Swiss-Ski zusammen mit dem OK in St. Moritz einen unvergesslichen Anlass auf die Beine stellen, der den höchsten Anforderungen entspricht.
Swiss-Ski ist bereits jetzt daran, die Weichen für ein erfolgreiches Abschneiden der eigenen Mannschaft zu stellen. Nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung des Bundesamtes für Sport BASPO konnten erste Projekte und zusätzliche Fördermassnahen initiiert werden.
So konnten zum Beispiel mehrere junge Athleten und Athletinnen mit den Weltcupteams in den Sommermonaten in Argentinien und Neuseeland trainieren, was sonst aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen wäre.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»