Tschättermusik und Fasnachtsball infizieren Kinder für die Fasnacht in Schupfart
Von: Paul Roppel
War das eine Riesengaudi am Samstagnachmittag in Schupfart: Vorab zog ein Dutzend Musikanten durchs Dorf und trällerte die bekannten Fasnachtslieder und hintennach folgte ein beachtlich langer, kunterbunter, ausgelassener und mit Pfannen, Deckeln, Trommeln, Pfeifen und Rasseln ausgerüsteter lautstarker Tross. Die kakophonische Tschättermusik war speziell für die Dorfkinder organisiert worden, welche sich ebenso ausgelassen am anschliessenden Fasnachtsball in der Turnhalle austobten.
Die Dorffasnacht hat in Schupfart Tradition und dass sie auch in der moderneren Zeit am Leben bleibt, engagieren sich überzeugte und angefressene Fasnächtler alle Jahre erneut für die närrische 5. Jahreszeit. Eine Guggenmusik gibt es nicht, dafür ein nicht minder engagierter Tross an fanatischen Tschättermusikfreaks, welche jeweilen das oberste Dorf im Fischingertal vom ersten bis dritten Faissen mit ihren disharmonischen, schiefen und verzerrten Klängen beschallen lassen. Und sie finden dabei sogar spontan Rückhalt in der Bevölkerung.
«Am zweiten Faissen hat der Frauenverein spontan den ganzen Haufen zum Gratisimbiss in den Pfarreisaal eingeladen», erzählte Christoph Müller hocherfreut eine der jüngsten Reminiszenzen. Er ist langjähriges Mitglied des Musikvereins und braucht seine Puste auch alljährlich auf einer verbeulten Trompeten für die Tschättermusik.
Karin Kym OK-Präsidentin Eine ebenso angefressene und überzeugte Fasnächtlerin ist Karin Kym, die nicht nur der Trompete schräge Töne entlockt, sondern es auch gerne lustig hat und die Fasnachtszeit so richtig geniesst. Nichtsdestotrotz engagiert sie sich an vorderster Front schon zum drittenmal als OK-Präsidentin für die Durchführung der Schupfarter Fasnachtsanlässe.
Nachdem sich der Turnverein in der einstigen Hochburg des ausgelassenen Fasnachtstreibens wegen zusehends schrumpfender Besucherzahlen von der Durchführung der Fasnachtsbälle zurückgezogen hatte, taten sich Musikgesellschaft, Männerchor und Samariterverein zusammen, um die Fasnacht am Leben zu erhalten. «Heute haben sich unsere Veranstaltungen etabliert und die gute Stimmung lockt auch wieder Leute aus der Region an», zeigt sich Karin Kym zufrieden.
Die drei Vereine zählen auf eine routinierte Helferschar von über 50 Personen. Sogar eine Webseite nur für dieses Treiben unter der Bezeichnung www.sack-stark.chist über die Jahre entstanden. Die Turnhalle präsentiert sich jeweilen mit einer themenbezogen angenehm heimeligen Kulisse.
Ein lebenlang infiziert Wer die alljährlich mit viel Aufwand und Kreativität entstandene Plakette kauft, hat gratis Eintritt zu der am 3. Faissen und am Fasnachtssamstag durchgeführten Fasnachtsparty in der Turnhalle. Das diesjährige Motto lautete «Spielhö(h)lle», was sich auch in Kostümen und Dekoration entsprechend durchschlug. Nicht zuletzt engagieren sich die Schupfarter auch für ihren Nachwuchs, der für die Fasnacht lebenslang infiziert werden soll.
Mutterseelenallein, zusammen mit der an einen Kandelaber gehängten Fasnachtspuppe, stand der Vertreter von «Fricktal24» am Samstagnachmittag 10 Minuten vor vier Uhr vor dem Gemeindehaus und wunderte sich über die Totenstille. Aber Punkt 4 Uhr war die Hölle los und das infernalische akustische Beben nahm seinen Auftakt.
Tschättermusik zog durchs Dorf Ueber 100 Personen, hauptsächlich Kinder und Familien, eingekleidet in bunten und fantasievollen Fasnachtskostümen und ausgerüstet mit allem, was Lärm produziert, formierten sich als Tschättermusik. Sogar die Jüngsten in den Kinderwagen waren in warmen Kostümen gegen die klirrende Kälte gewappnet. Vorab zogen rund ein Dutzend Mitglieder der Musikgesellschaft und stimmten die bekannten Fasnachtslieder an.
Einmal die Obermumpferstrasse hinunter, dann die Bühlmattstrasse hinauf und nochmals die Eikerstrasse hinunter zum Aufstieg in die Turnhalle, bewegte sich der ausgelassen trällernde Tross. Wie der Rattenfänger von Hameln lockte der bunte und fröhliche Zug eine zusehends wachsende Schar zum Mitmachen ein.
In der Turnhalle ging die Post aber erst richtig ab. Die Musikformation «All in 2» weiss auch eine Kinderschar zu begeistern. Die längste Polonaise, die Schupfart je gesehen hat, formierte sich zu einem riesigen Tatzelwurm; Spiel und Spass waren angesagt. Das närrische Treiben wird sogar von der Schulpflege unterstützt. «Wir geben den Veranstaltern einen kleinen Zustupf. Denn wir finden diese schöne Plattform des fasnächtlichen Treibens wichtig für unsere Dorfjugend», unterstreicht Schulpflegepräsident Markus Obrist.
Zur Stärkung erhielten alle Kinder einen kleinen Imbiss mit kühlendem Sirup. Bis um sieben Uhr dauerte der fröhliche Rummel an, welcher dann in der «Spielhö (h)lle» nahtlos in den stimmungsvollen Fasnachtsball für die Erwachsenen überging.
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