Landschaft, Bienen und Kulturdenkmal - Dorfrundgang in Schupfart
Von: Peter Bircher
Bei idealem Wetter war der Dorfrundgang in Schupfart am Bettag-Nachmittag mustergültig: Vertiefte Sachkunde vor Ort, Erlebnis der Landschaft und Besinnliches bei den Baudenkmälern.
Informationen aus erster Hand, hier über dem Dorf zum Thema „Jurapark Aargau
Es war bereits der 11. Dorfrundgang in Juragemeinden, der auch dazu diente den Jurapark Aargau, dessen Ziele und Einzelprojekte näher vorzustellen, was Dr. Daniel Schaffner, Frick/Küttigen, welcher die Geschäftsstelle führt, in schönster Aussichtslage über dem Dorf überzeugend tat. Gemeindeammann Bernhard Horlacher und die Ratsmitglieder Verena Kläusler, Andreas Steinacher und René Heiz, ein Gemeinderatsmitglied war ferienhalber entschuldigt, stellten ihre Wohn- und Wirkungsgemeinde vor.
Auf Eichbühl, dem geographischen Mittelpunkt des Fricktals, wurde die Landregulierung dargestellt, welche bis zum Abschluss knapp 15 Jahre dauerte. Die grosse Herausforderung war die Verbesserung der Bewirtschaftung für die Landwirte: Aus 1’400 Einzelparzellen wurden deren 440. Artenreiche Wiesen wurden ausgeschieden und als Vernetzungskorridor eine 1’400 Meter lange Hecke erstellt mit 3’500 Pflanzen, um nur wenige Zahlen zu nennen.
Das Gleichgewicht zwischen Oekologie und Oekonomie zu finden war nicht einfach. Vieles wird am Markt entschieden, wie an einem Beispiel drastisch dargelegt wurde. „Die Zuger Kirschtorten wurden über viele Jahre aus Fricktalerkirsch hergestellt. Jetzt wird der Kirsch aus Polen importiert. Brennkirschen, ebenso die Konservenfrüchte, wären aber für den Erhalt der Hochstammbäume das Rückgrat. Die Preise sind im Keller…“
Dass der Aargauer-Jura ein eigentliches Geotop ist, wurde näher beim Dorf erläutert. Fossilienfunde noch und noch auf den neu gepflügten Aeckern. Man konnte sich gleich mit einem „Erinnerungsstein“ bedienen.
Die Wanderimkerei hat zunehmende Bedeutung Ein höchst fachkundiger Vortrag gab dann unter einem grossen Apfelbaum Bienen-Inspektor und Imker Thomas Amsler. Er betreut 95 Bienenvölker und geht nach dem Blühen in unsern Lagen für den zweiten Frühling in alpine Höhen. Er kann ein breites Honigsortiment anbieten und ist überzeugt, dass der Landwirtschaft mit der Wanderimkerei am besten gedient werden kann. Man ist damit flexibel und kann im richtigen Moment am Idealstandort bereit sein.
Motte, St. Johannes Nepomuk und Dorfkirche In die Geschichte wurde mit diesen drei Denkmälern eingetaucht. Die markante Motte, der unverkennbare Herrain, wurde zwischen dem 10. und 13. Jht. 120 Meter hoch in einer Holzumfassung aufgeschüttet und muss ein Adelshaus getragen haben. Heute stehen vier Linden auf der Kuppe. Die Motte ist in der Schweiz einmalig. Die Johann-Nepomuk-Statue an der Obermumpferstrasse ziert das Haus, welches den grossen Dorfbrand von 1800 unbeschadet überstand. In Dankbarkeit liessen die Bewohner diese hochbarocke Heiligenfigur in eine Aussennische stellen.
Als Schlusspunkt wurde die Dorfkirche St. Leodegar vorgestellt. Sie steht in neuem Glanz da, offensichtlich in einem Bauzustand den sie kaum je so gut im Laufe der Jahrhunderte erreichte, wurden doch immer wieder notwendige Reparaturen und Veränderungen geschildert. Erst seit 1721 hat Schupfart eine eigene Pfarrstelle, seit 1610 sind alle wichtigen Personendaten wie Taufe, Hochzeit und Tod im Pfarrarchiv aufgezeichnet. Die Glocken im Turm sind heuer 444 Jahre alt, überstanden also selbst die triste Zeit des 30-jährigen Krieges. Die Kirche in ihrer heutigen Grösse und Ausstattung entstand massgebend um 1802/1806 im Uebergang des kurzlebigen Kantons Fricktals zum Kanton Aargau 1803.
Die über 50 Beteiligten aus allen Altersschichten fanden sich nach drei Stunden „dichter Information“ zu einer gemütlichen Schlussrunde und einem wohlverdienten Zobigteller im „Schwert“ ein.
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