Neue Impulse für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung
Von: mm/f24.ch
Allen Bemühungen zum Trotz wächst die Siedlungsfläche der Schweiz. 30 Jahre nach dem Inkrafttreten des Raumplanungsgesetzes wird noch immer nach griffigen Massnahmen gegen die fortschreitende Zersiedelung und die Hortung von Bauland gesucht. Die neue Ausgabe von «Forum Raumentwicklung» (siehe Beilage) dokumentiert die Problematik und zeigt Wege zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung auf.
Die Schweizer Bevölkerung wächst. Gleichzeitig nimmt der Raumbedarf pro Kopf zu. In der Folge dehnt sich die Siedlungsfläche weiterhin aus. Dies führt zu einem steigenden Landschaftsverbrauch und einer weiteren Zersiedelung, aber auch zu hohen Investitionen der öffentlichen Hand in schlecht ausgelasteten Infrastrukturen. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE hat zusammen mit den Kantonen unter anderem die Aufgabe, die Zersiedelung zu stoppen und die Siedlungsentwicklung in nachhaltige Bahnen zu lenken.
Einfache Lösungen gibt es dabei nicht, denn noch immer haben viele Familien den Wunsch, im Grünen möglichst preisgünstig zu wohnen. Zudem ist das Bauen im Bestand anspruchsvoll, und unter den Gemeinden fehlt häufig der Wille zur Zusammenarbeit. Das aktuelle Heft der ARE-Zeitschrift «Forum Raumentwicklung» zeigt, mit welchen Instrumenten eine nachhaltige Siedlungsentwicklung vorwärts gebracht werden kann. Die Raumplanung muss dabei den Trend zur flächigen Siedlungsausdehnung brechen und die Siedlungsentwicklung nach innen fördern. Dabei können attraktive Rahmenbedingungen Anreize sein, um vorhandene Reserven einer Nutzung zu überführen.
Das «Forum Raumentwicklung» stellt unter anderem die aktuelle Studie von «Avenir Suisse» vor, welche die kantonalen Instrumente zur Siedlungssteuerung inventarisiert und vergleicht. Dabei zeigt sich eine grosse Vielfalt an Lösungsansätzen. Allerdings deckt die Studie in einigen Bereichen auch substanzielle Vollzugsdefizite und Mängel bei der Effektivität der eingesetzten Instrumente auf.
Die Stärkung der kantonalen Richtpläne soll diesem Manko abhelfen: Der Bund will den Richtplan als zentrales Steuerungs- und Koordinationsinstrument in der Raumplanung der Kantone aufwerten. Das ARE ist daran, zusammen mit Kantonen und Experten, die Anforderungen an den Richtplan im Siedlungsbereich zu präzisieren und den Leitfaden zur Richtplanung entsprechend zu überarbeiten und zu ergänzen. An den Kantonen ist es, die Richtpläne so präzise und räumlich konkret zu fassen und mit klaren Aufträgen zu verbinden, dass ein echtes und griffiges Steuerungsinstrument für die räumliche Entwicklung entsteht.
Im Interview äussert sich der Zürcher Regierungsrat und Präsident der Konferenz der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren (BPUK), Markus Kägi, zur Frage, wie das Verhältnis zwischen Kanton und Gemeinden ausgestaltet sein muss, um eine zukunftsgerichtete Siedlungsentwicklung zu erreichen. Der Kanton müsse das Siedlungsgebiet verbindlich festlegen. Eine Raumbeobachtung erlaube es zudem, Wirksamkeit, aber auch Defizite der kantonalen Raumentwicklung aufzuzeigen.
Die Siedlungsentwicklung steht immer auch in einem Spannungsverhältnis mit dem Anspruch, qualitativ hochwertige Bausubstanz zu erreichen. Patrice Bulliard, Leiter des Amts für Städtebau der Stadt Lausanne, beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Frage, wie Qualität langfristig erreicht und gesichert werden kann. Bulliard plädiert dafür, den bisher starren Verfahrensablauf durch flexible Prozesse zu ersetzen, die auch besser den Bedürfnissen der verschiedenen Beteiligten gerecht werden. Er fordert eine erweiterte Partizipation und eine bessere Vernetzung der Akteure.
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