Littering in der Schweiz weiter auf dem Rückzug
Von: mm/f24.ch
Eine breit angelegte Umfrage des Schweizer Kompetenzzentrums gegen Littering IGSU gab dieses Jahr bereits zum achten Mal Aufschluss über die Littering-Situation in der Schweiz. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Situation weiter entspannt. Zu verdanken ist diese Tendenz unter anderem den Städten, Gemeinden und Schulen, die Littering mit einem breiten Massnahmen-Mix bekämpfen.
«Das Bewusstsein für die Littering-Problematik nimmt in der Schweiz stetig zu», freut sich Nora Steimer, Geschäftsleiterin des Schweizer Kompetenzzentrums gegen Littering IGSU. «Das Thema wird immer öfter von der Politik aufgenommen und öffentlich diskutiert.» So haben die Berichterstattungen zu Littering und Recycling in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, Schulen nehmen das Thema vermehrt im Unterricht auf und immer mehr Veranstaltungen legen einen Fokus auf das Verhindern von Littering.
«Und auch die Schweizer Städte und Gemeinden setzen seit vielen Jahren auf zahlreiche Massnahmen, um das Littering unter Kontrolle zu halten», so Steimer. «Hinzu kommt die riesige Unterstützung aus der Bevölkerung, was sich unter anderem bei den vielen freiwilligen Raumpatinnen und Raumpaten, aber auch an der grossen Teilnehmerzahl am nationalen IGSU Clean-Up-Day zeigt.»
All das führt dazu, dass das Littering in der Schweiz stetig abnimmt. Das zeigen die neusten Ergebnisse der jährlichen Umfrage der IGSU, die seit 2015 durchgeführt wird. Nachdem die Littering-Situation während der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 kurzzeitig stagniert hatte, konnte sich der Trend hin zu einer Verbesserung 2022 wieder fortsetzen. Und auch dieses Jahr zeigt sich eine leichte Verbesserung.
Deutliche Tendenz
Nur 7.5 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass vor Ort «eher viel» oder «viel» gelittert wird. 81.2 Prozent finden hingegen, dass vor Ort «eher wenig» bis «wenig» Littering liegt; 2022 waren noch 79.9 Prozent dieser Meinung. Auch auf die gesamte Schweiz gesehen, hat sich die Situation verbessert: Während 2015 noch 25 Prozent der Befragten der Ansicht waren, dass in der Schweiz «eher viel» oder «viel» gelittert wird, waren es 2023 noch 16 Prozent.
Dass sich die Situation verbessert hat, zeigt sich auch daran, dass sich dieses Jahr nur noch 25 Prozent der Befragten «eher stark» oder «stark» von der Littering-Situation gestört fühlen. Vor acht Jahren waren es noch 75 Prozent, 2022 waren es 28 Prozent. Um weitere Erkenntnisse zu diesem Punkt zu gewinnen, wurde die Frage dieses Jahr erstmals auf zwei spezifischere Fragen ausgeweitet:
Einerseits wurden die 3’568 Befragten gebeten, zu beurteilen, wie gestört sie sich vom Littering in der Schweiz fühlen, andererseits mussten sie beurteilen, wie gestört sie sich am Ort der Befragung von Littering gestört fühlen. Dabei störten sich die Befragten deutlich mehr an Littering in der Schweiz gesamthaft als an Littering am Ort der Befragung.
Laut dem Umweltpsychologen Ralph Hansmann von der ETHZ ist diese auffallend grosse Differenz vermutlich auf negative eigene Erfahrungen an anderen Orten und auch auf Medienberichte zurückzuführen, die zum Teil gezielt gravierende Problemzonen thematisieren.
Solche Erfahrungen können dazu führen, dass die Beurteilungen der Störung durch Littering für die Schweiz insgesamt gravierender ausfallen als die tatsächliche Störung vor Ort. Um die Situation weiter unter Kontrolle zu halten, müssen die Massnahmen gegen Littering zwingend weitergeführt werden. «Der Nutzungsdruck auf den öffentlichen Raum wird weiterhin zunehmen», so Nora Steimer. «Deshalb wird es in Zukunft eine Herausforderung bleiben, dieses Niveau nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern weiter zu verbessern.»
Fokus auf Sensibilisierung
Dieser Herausforderung begegnen die Schweizer Städte und Gemeinden, indem sie ihre Massnahmen gegen Littering laufend anpassen und ausbauen. Um die Littering-Situation unter Kontrolle zu halten, setzt die Stadt Uster beispielsweise auf die drei Säulen Prävention durch Sensibilisierung, Reinigung und Bussen.
«Der Schwerpunkt liegt klar auf der Prävention. Dabei arbeiten wir stadtintern mit verschiedenen Stellen zusammen, um alle Bevölkerungsschichten zu erreichen», erklärt Marianne Manz, stellvertretende Leiterin Abfallbewirtschaftung der Stadt Uster.
Auch in der Stadt Yverdon-les-Bains stehe die Sensibilisierung an erster Stelle, betont Olivier De Blaireville, stellvertretender Leiter des Strasseninspektorats. Die Stadt zähle dabei auch auf externe Unterstützung: Yverdon-les-Bains arbeitet nicht nur mit der IGSU, sondern auch mit COSEDEC, einer Kooperative zur Sensibilisierung im Umgang mit Abfall, sowie mit dem Mehrweggeschirr-Vermieter Ecomanif zusammen.
Und auch im Tessin steht die Sensibilisierung an erster Stelle. Gemäss Loris Palà vom Departement für Umwelt des Kantons Tessin wird dabei ein besonderes Augenmerk auf die Jugendlichen gelegt.
Starker Nutzungsdruck auf Städte
Die Stadt Zürich sensibilisiert unter anderem mit der Social-Media-Kampagne «Züri trifft». Denn auch in Zürich wird der öffentliche Raum intensiv genutzt. «Das ist erfreulich», findet Niels Michel, Spezialist Dialog und Präsenz bei der Stadtreinigung von ERZ Entsorgung + Recycling Zürich. Die Zeitfenster für die Reinigung würden dadurch allerdings kürzer, gibt er zu bedenken.
In Luzern hat der Nutzungsdruck auf den öffentlichen Raum nach Corona sogar wieder so stark zugenommen, dass in der Stadt kein Rückgang des Litterings beobachtet werden konnte. «Die sehr guten Wetterbedingungen an der Fasnacht und über die Sommerwochen haben zu einer beachtlichen Steigerung der Litteringmengen geführt», so Benedikt Bucher, Leiter Ressort Betrieb und Strassenunterhalt der Stadt Luzern. Und auch die rasante Rückkehr der Touristinnen und Touristen hätten die Situation verschärft.
In St. Gallen hat sich die Situation nach Corona hingegen schnell wieder normalisiert. «Heute bewegen wir uns wieder auf einem ähnlichen Niveau wie noch vor der Pandemie», weiss Gerald Hutter, Strasseninspektor der Stadt St. Gallen. Er fügt aber an: «Die Sensibilisierung zum Thema Littering bleibt nach wie vor sehr wichtig.»
Bewegung gegen Littering wächst
Dass die Littering-Problematik breit diskutiert wird und die Schweizer Bevölkerung bewegt, zeigt sich auch bei den Massnahmen der IGSU. Die Raumpatenschaftsprojekte, die von Städten, Gemeinden und Schulen durchgeführt werden, haben innerhalb eines Jahres um rund zehn Projekte auf über 60 zugenommen. Und auch am nationalen IGSU Clean-Up-Day 2023 haben sich mit 60'000 Helferinnen und Helfern so viele Menschen beteiligt wie noch nie.
«Dass die Bewegung gegen Littering immer mehr Anhänger gewinnt, liegt an den jahrelangen intensiven Bemühungen von Städten, Gemeinden, Schulen, Veranstaltern und vielen engagierten Privatpersonen», weiss Nora Steimer. «Doch am Ziel sind wir noch lange nicht. Wir werden unsere Massnahmen auch in den kommenden Jahren weiter ausbauen und mit all unserem Know-how und all unseren Mitteln gegen Littering vorgehen.»
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