Schweizer Landschaft im Wandel
Von: mm/f24.ch
Die Bevölkerung der Schweiz hat zwischen 1982 und 2006 um 1,1 Millionen Personen zugenommen. Mehr Menschen brauchen Raum und Infrastruktur. Zu neuen Siedlungen und Verkehrswegen kommen Einrichtungen für Freizeit, Erholung und Sport hinzu, die das Bild der Landschaft verändern. Freizeitaktivitäten werden besonders vom gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel beeinflusst. In der folgenden Analyse wird der Fokus auf diesen Aspekt der Siedlungsentwicklung gelegt. Die Grundlagen dazu liefern die Ergebnisse der Arealstatistik 2004/09, die seit August 2011 für 22 Kantone vorliegen.
Siedlungsflächen
Das Siedlungswachstum in den 22 Kantonen hat sich von 12,4% in der Periode 1982–1994 auf 9,2% im Zeitraum 1994–2006 leicht abgeschwächt. Umgerechnet auf die Schweiz wurden in 12 Jahren rund 265 km2 Siedlung neu gebaut. Dies entspricht nahezu der Fläche des Kantons Nidwalden oder gut 0,6% der Landesfläche. Die Abschwächung des Siedlungswachstums lässt sich in 20 der 22 Kantone beobachten. Nur in den Kantonen Zürich und Uri ist der Zuwachs nahezu gleich geblieben.
Grösster Zuwachs bei den Erholungs- und Grünanlagen
Zwischen 1982 und 2006 hat die Siedlungsfläche in den 22 Kantonen um rund 445 km2 zugenommen. Mit 285 km2 hat das Gebäudeareal am meisten zu diesem Wachstum beigetragen, gefolgt von den Verkehrsflächen mit 94 km2 und dem Industrie- und Gewerbeareal mit 45 km2. Mit 40 km2 nahezu gleich gross ist der Beitrag der Erholungs- und Grünanlagen. Dies entspricht einer Zuwachsrate von 34,3%, die grösste überhaupt und weit grösser als jene der Siedlungsflächen (+22,7%).
Die genauere Betrachtung der Erholungs- und Grünanlagen zeigt, dass deren Zunahme in den letzten 24 Jahren zur Hauptsache auf das starke Wachstum der Sportanlagen (31%) und der Golfplätze zurückzuführen ist, deren Fläche sich mehr als verdreifacht hat (337%). Damit übersteigt das Areal der Golfplätze erstmals jenes der Schrebergärten. Ohne die Golfplätze wäre die Wachstumsrate der Erholungs- und Grünanlagen mit 20,8% sogar unter dem Durchschnitt des Siedlungswachstums.
Schrebergärten weichen Überbauungen
Die Fläche der Schrebergärten hat im betrachteten Zeitraum von 24 Jahren um fast 7% abgenommen. Dies hat einerseits mit dem gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel und den im Verhältnis zu den Löhnen gesunkenen Lebensmittelpreisen zu tun, andererseits aber auch damit, dass Schrebergärten meist innerhalb oder am Rand der Siedlungen liegen und daher dem Überbauungsdruck besonders stark ausgesetzt sind. So wurden mehr als vier Fünftel der verschwundenen Schrebergärten zu anderen Siedlungsflächen umgenutzt, davon 63% zu Gebäudeareal. Von den neu erstellten Schrebergärten dagegen entstanden 86% auf Landwirtschaftsland, die Hälfte davon auf Ackerland.
Der Golfplatz-Boom
Einen regelrechten Boom erlebte der Golfplatzbau. Nahm das Areal der Golfplätze in der ersten Periode noch um 46% zu, ist in der zweiten Periode eine Verdreifachung festzustellen. Inzwischen ist das Golfplatzareal fast gleich gross wie jenes der Fussballplätze. Quer durchs Mittelland, vorzugsweise am Rand der Agglomerationen und in Nähe der Hauptverkehrsachsen sowie in Tourismusdestinationen wurden neue Golfanlagen gebaut.
Während Anfang der achtziger Jahre gerade mal 25 Anlagen mit mindestens neun Greens in Betrieb waren, sind es inzwischen – im Zug der Öffnung des ehemaligen Elitesports Golf für ein breiteres Publikum – etwa 90.
In den meisten Kantonen, mit Ausnahme der Kantone Neuenburg und Genf, wurden seit Mitte der achtziger Jahre neue Golfanlagen erstellt. Noch keine Golfplätze oder bloss kleinere Übungsanlagen wie Driving Ranges gab es zum Zeitpunkt der Datenerhebung in den Kantonen GL, BS, BL, SH und AR.
Stagnation bei traditionellen Freizeiteinrichtungen
Die Fläche traditioneller Freizeiteinrichtungen und Sportanlagen hat sich in den 24 Jahren nur geringfügig erhöht. Fussballplätze, Schwimmbäder und – nach einem stärkeren Anstieg in der ersten Periode – Tennisplätze nehmen nur noch wenig zu. Ein leicht höheres Wachstum weisen die übrigen Sportanlagen auf. Dazu dürften vor allem die Pferdesportanlagen beigetragen haben.
Ein Indiz dafür ist der Pferdebestand, der zwischen 1985 und 2007 um 77% zugenommen hat. Andere moderne Trendsportarten wie Bike- und Skatinganlagen, Klettersteige, Seilparks oder Sommerrodelbahnen brauchen zwar wenig Fläche oder sind durch andere Nutzungen dominiert, können aber durchaus landschaftsprägend sein.
Unterschiedliche Bauzonenkonzepte
Erholungs- und Grünanlagen liegen oft im Grenzbereich zwischen Siedlung und anderen Nutzungen. Ihr Erscheinungsbild kann je nach Intensität der Nutzung stark variieren. Dementsprechend wird auch ihre Zuordnung zu den Bauzonen unterschiedlich gehandhabt. Während 77,4% des Gebäudeareals innerhalb der Bauzonen liegen, sind es bei den Erholungs-und Grünanlagen 64,5%.
Bei den Campingplätzen zeigt sich das Phänomen am deutlichsten. Ihr Aspekt variiert zwischen naturnahen, meist nur kurze Zeit belegten Einrichtungen im Alpenraum und baulich fixen Anlagen mit ganzjähriger Belegung. 49,6% der für Camping und Caravaning genutzten Flächen liegen in einer Sonderbauzone, 7,1% in der Zone für öffentliche Nutzungen und 28,4% ausserhalb der Bauzone.
Von Kanton zu Kanton unterschiedlich und deshalb uneinheitlich gehandhabt wird auch die Zuordnung der Golfplätze. Mehr als 65% des Golfareals liegt ausserhalb der Bauzone. Nur gerade in den Kantonen BE (Sonderbauzone), UR, OW, NW, AI (Zone für öffentliche Nutzungen), SZ (kombinierte Bauzone) und JU (Tourismus- und Freizeitzone) sind Golfanlagen Teil des Bauzonenplans.
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