Nachruf Paul Schneider - Alt Gemeindeammann *21.11.1920, †2.11.2011
Von: Brunette Lüscher, Gemeindeammann
Mit Paul Schneider verlor die Gemeinde eine äusserst engagierte Persönlichkeit, welche die Entwicklung von Magden der jüngeren Zeit mitgeprägt hat wie kaum jemand anderes. 1966 bis 1977, vorerst 4 Jahre als Vizeammann und danach als Gemeindeammann lenkte er die Gemeinde in turbulenten Zeiten und betreute dabei im Speziellen die Ressorts Hoch- und Tiefbau, Orts- und Raumplanung. Zudem stand er als Ortsbürger dem Forstwesen vor. Darüber hinaus engagierte er sich bis 1989 weiterhin in der Bau- und Planungskommission.
Gerade noch zwei Gemeindeversammlungen mit Paul Schneider als Gemeindeammann waren mir als damalige Neuzuzügerin vergönnt. Doch seine Offenheit und viele persönliche Gespräche im Laufe der langen Jahre sowie Aufzeichnungen und Gespräche mit Weggefährten haben mir das Wirken und die grossen Verdienste von Paul Schneider während seines politischen Engagements eindrücklich aufgezeigt. Die Gemeinde realisierte während seiner Amtszeit im Gemeinderat grosse Infrastrukturprojekte der Wasserversorgung, Kanalisationen, Strassen sowie Schulbauten. Damit wurde der Grundstein für die spätere Entwicklung der Gemeinde gelegt.
Aus den Aufzeichnungen über die damaligen Jahre wird ersichtlich, dass die eher arme Landgemeinde Magden mit einem Steuerfuss von 141 % vom Wachstum mit vielen Neuzuzügern in den 60er und 70er Jahren förmlich überrannt wurde. Die grosse Bautätigkeit forderte ihren Tribut, indem Infrastrukturen mit enormen Kostenfolgen aufzubauen waren. Im Gegensatz zu heute konnte der Gemeinderat noch nicht auf eine ausgebaute Verwaltung – und auch nicht auf volle Kassen zurückgreifen. Vielmehr waren die Gemeinderäte in einer Zeit, wo noch nicht jedes Detail gesetzlich geregelt war, noch stärker auf ihre eigene Überzeugungskraft und Verhandlungskompetenz angewiesen. Wie zeitintensiv das Amt als Gemeindeammann bereits damals war, zeigt die Zahl von 1‘457 behandelten Geschäften im Gemeinderat im Jahr 1971, was 58 Abend-Sitzungen und zusätzlich 50 Augenscheine, Begehungen und Verhandlungen bedeutete. Paul Schneider vertrat dabei die Interessen der Gemeinde mit grosser Weitsicht und viel Geschick. Als Posthalter kannte er seine Einwohner.
Seine offene Art und der guter Draht zur Bevölkerung war dabei die Basis seines erfolgreichen Wirkens.
Paul Schneider war dabei, als 1966 erste Gespräche mit dem Stadtrat Rheinfelden für einen Anschluss an eine gemeinsame Kläranlage geführt wurden. Bereits 1970 sprach die Gemeindeversammlung in Magden einen Kredit für die Realisierung einer Sammelleitung von Magden nach Rheinfelden. Der dazu gegründete Zweckverband der Gemeinden Rheinfelden und Magden wurde von Paul Schneider präsidiert. Bei der Eröffnung der Kläranlage hielt er die Festansprache.
Auch für die Wasserversorgung wurden unter seiner Leitung mit dem Hochdruckreservoir Berg und dem Wasserlieferungsvertrag mit der Stadt Rheinfelden zukunftsweisende Projekte realisiert. Die Dorfbrunnen wurden an die Magdalenaquelle angeschlossen. Zudem wurde beim Kanton ein Grundwassernutzungsgesuch über 500 Minutenliter im Gebiet Ängi eingereicht und bewilligt.
In jener Zeit schaffte die Feuerwehr ihr erstes Pikett-Auto an. Zudem wurde 1968 der Kredit für ein Lehrschwimmbecken bewilligt. Die Einweihung des Schulhauses 1969 wurde mit einem Dorffest gefeiert; der Reingewinn daraus für das Lehrschwimmbecken verwendet. Der Gemeinderat setzte sich damals beim Kanton für eine Verbreiterung der Landstrasse nach Rheinfelden von 5.30 auf 6.50 m ein. Die Strassenbeleuchtung wurde verbessert. Zudem wurde bei der damaligen PTT ein Gesuch um einen zusätzlichen Postautokurs über Mittag für Spital- und Arztbesuche eingereicht.
Mit der Genehmigung eines ersten Zonenplans mit Zonenordnung im Jahr 1970, just am Vorabend des 50. Geburtstags von Paul Schneider, wurde der Grundstein für die künftige prosperierende Entwicklung des beliebten Wohndorfs Magden gelegt. Zu jenem Zeitpunkt zählte die Gemeinde 1‘784 Einwohner und damit ziemlich genau die Hälfte der heutigen Einwohnerzahl.
Paul Schneider engagierte sich als Ortsbürger stark für das Forstwesen. So wurde unter seiner Leitung erstmals ein hauptamtlicher Förster für die Waldungen der Gemeinde Magden angestellt.
Mit dem Tod von Paul Schneider hat sich sein Lebenskreis geschlossen. Paul Schneider lebt in unseren Erinnerungen weiter. Zudem profitieren wir, die ganze Gemeinde, heute noch davon, was vor Jahrzehnten von Paul Schneider mit geprägt und vorausgedacht wurde, wenn wir öffentliche Kanalisationen sanieren, das Schulhaus energetisch verbessern, das Schwimmbad erweitern oder die Nutzungsplanung revidieren. Die Handschrift von Paul Schneider wird noch lange Zeit nachwirken. Für diese grossen Verdienste sind wir dankbar.
Persönlich durfte ich seine geistige Vitalität und seine gute Fitness sowie sein stetiges Interesse am politischen Geschehen bis in sein hohes Alter erfahren. Oft wusste er einiges zu erzählen aus seiner Zeit im Gemeinderat, bei jeder Begegnung hatte er für einige Worte Zeit, so letztmals bei der Einweihung des neuen Schul- und Dorfplatzes. Paul wird mir stets in bester Erinnerung bleiben.
Gemeinderat Magden
Brunette Lüscher, Gemeindeammann