Deutschschweizer Buchmarkt weiterhin stabil
Von: mm/f24.ch
2018 stabilisierte sich der Deutschschweizer Buchmarkt: Gemäss den Zahlen von GfK Entertainment ging der Gesamtumsatz mit Büchern gegenüber dem Vorjahr nur leicht um ein Prozent zurück. Damit behauptet sich das Buch – trotz verändertem Freizeitverhalten und Medienkonsum – im Vergleich zu andern klassischen Medien wie Zeitungen, Musik oder Kino gut. Zuversichtlich stimmt den Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) auch, dass gemäss der James-Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Psychologie die Zahl der Jugendlichen, die Bücher lesen, seit 2012 stabil bei rund dreissig Prozent liegt.
Deutschschweizer Buchhandel
Die von GfK Entertainment im Auftrag des SBVV erhobenen Zahlen für den Deutschschweizer Buchhandel weisen für 2018 ein Umsatz-Minus von 1.0 Prozent gegenüber Vorjahr aus. Dies ist das Resultat von einem Minus von 3.6 Prozent bei der Anzahl der verkauften Bücher und einem Preisanstieg von 2.8 Prozent.
Im Vergleich mit den deutschsprachigen Nachbarländern liegt die Deutschschweiz im Mittelfeld: Der österreichische Markt erzielte ein Jahresumsatz-Minus von 1.2 Prozent, der Buchhandel in Deutschland schloss mit einem Mini-Plus von 0.1 Prozent.
Das Thema Online-Handel und die damit einhergehende Verlagerung aus dem stationären Geschäft zu grossen internationalen Händlern beschäftigen inzwischen den gesamten Detailhandel. Der Buchhandel lebt seit zehn Jahren mit der Amazon-Konkurrenz und hat sich weitgehend arrangiert. Der Internethandel mit gedruckten Büchern liegt nach Schätzungen des SBVV zwischen 25 und 35 Prozent.
Entwicklung von Preis und Umsatz
Die Bücherpreise haben sich nach dem letzten massiven währungsbedingten Einbruch 2015 inzwischen etwas erholt. Der Durchschnittspreis eines in der Schweiz verkauften Buches über alle Sparten und Editionsformen hinweg (Hardcover, Taschenbuch, Hörbuch, aber ohne E-Book) betrug im letzten Jahr 20.52 Franken (gegenüber 20 Franken im Vorjahr).
Die Umsatzverluste im Deutschschweizer Buchhandel kumulieren sich in den letzten zehn Jahren auf rund 26 Prozentpunkte. Die Haupterklärung dafür liefert die Grafik auf der folgenden Seite mit der Preisentwicklung der Bücher, welche fast eins zu eins den Zerfall des Euro-Kurses gegenüber dem Franken abbildet, beträgt doch der Anteil aus dem Euroraum in die Schweiz importierter Bücher über achtzig Prozent.
Verkaufte Titel: Anteil der einzelnen Genres
Von den knapp 15 Millionen gedruckten Büchern, welche in der Deutschschweiz 2018 insgesamt im stationären Buchhandel oder online gekauft wurden, sind rund ein Drittel Romane (31.9 Prozent). Dahinter folgen Sachbücher (inkl. Ratgeber, 23.6 Prozent), Kinder- und Jugendbücher (22.7 Prozent), Reisebücher (7.9 Prozent), Fachbücher (7.5 Prozent) sowie Schul- und Lernbücher (6.3 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Warengruppe Belletristik etwas nachgegeben (minus 2.4 Prozent), dafür haben die Bereiche Kinder- und Jugendbücher (plus 1.3 Prozent) sowie Sachbuch/Ratgeber (plus 0.7 Prozent) zugelegt.
Betrachtet man die einzelnen Formate, so haben sich die Gewichte zwischen Hardcover, Taschen-Buch, Hörbuch und E-Book im letzten Jahr kaum mehr verschoben.
Der SBVV schätzt, dass der Umsatzanteil der auf E-Readern, Tablets oder Smartphones gelesenen Bücher im Durchschnitt weiter unter zehn Prozent des Gesamtumsatzes liegt – auch Kinder und Jugendliche lesen Bücher deutlich häufiger in der gedruckten Version.
Von den restlichen, im Deutschschweizer Buchhandel gekauften Büchern, sind fast achtzig Prozent gebundene Titel mit festem Umschlag, so genannte Hardcover-Bücher. Das Taschenbuch kommt auf knapp neunzehn Prozent, der Umsatzanteil der Hörbücher liegt unter zwei Prozent.
Zu den umsatzstärksten Büchern gehörten 2018 über alle Genres betrachtet Michelle Obama («Becoming»), Jojo Moyes («Mein Herz in zwei Welten, Band 3»), Yuval Harari («Eine kurze Geschichte der Menschheit») und Alex Capus («Königskinder»); weitere Schweizer in den umsatzstärksten Top-20 sind Bernadette von Dreien («Christina», Band 1 & 2), Rolf Dobelli («Die Kunst des guten Lebens»), Arno Camenisch («Der letzte Schnee», Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels 2018), Lukas Hartmann («Ein Bild von Lydia»), Martin Suter («Almen und die Erotik») sowie Peter Stamm («Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt», Schweizer Buchpreis 2018).
Deutschschweizer Verlage: Stabil in schwierigem Markumfeld
Der Umsatzanteil der Schweizer Verlage an den verkauften Büchern im Sortimentsbuchhandel in der Deutschschweiz legte gegenüber Vorjahr minimal zu und liegt aktuell bei 17.7 Prozent (Vorjahr 17.6 Prozent). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass über 80 Prozent der hierzulande verkauften Bücher aus Deutschland und Österreich importiert werden (ähnlich sieht das Verhältnis auch in den andern Schweizer Landesteilen aus).
In Deutschland, dem weltweit zweitgrössten Markt für Bücher und für exportierende Schweizer Verlage mit Abstand wichtigsten Absatzgebiet, konnten Schweizer Verlage den Marktanteil von knapp drei Prozent halten.
Zu den exportstärksten Schweizer Publikumsverlagen gehören neben Diogenes unter anderem der AT Verlag, Atrium, Fontis, Haupt, Kein & Aber, der Nord- Süd-Verlag, Orell Füssli oder der Unionsverlag. Zu den im Deutschschweizer Buchhandel um-satzstärksten Schweizer Verlagen zählen neben den genannten u.a. auch Beobachter, Globi, Karger, NZZ Libro, Schulthess, Helbing&Lichtenhahn, Stämpfli, Werd & Weber oder Wörterseh.
Einschätzung der Marktentwicklung
Über den angeblichen Niedergang des Buchhandels und der gedruckten Bücher ist in den Jahren häufig berichtet worden. Tatsache ist, dass sich die Buchbranche im Vergleich mit andern Medienbranchen wie Musik, Kino oder Zeitungen und Zeitschriften gut behauptet.
Hingegen beobachtet der SBVVmit Sorge, dass in den letzten drei Jahren in Folge die Zahl der im Buchhandel verkauften Bücher abgenommen hat, 2018 um weitere 3.6 Prozent. Im Zehnjahres-Vergleich (2008 bis 2018) ist die Anzahl der verkauften gedruckten Bücher in der Deutschschweiz um neun Prozentpunkte zurückgegangen. Der Rückgang kann mit der Verlagerung zu E-Books erklärt werden, die in diesen Zahlen nicht enthalten sind. Trotzdem ist die Buchbranche gehalten, die Entwicklung genau zu beobachten. Die Image-Kampagne «Sag’s mit einem Buch» ist ein erster Schritt, den Konsumenten den vitalen Schweizer Buchhandel in Erinnerung zu rufen; weitere Aktionen müssen folgen.
Zuversichtlich stimmt, dass der Marktanteil der Kinderbücher in der Schweiz wieder gestiegen ist und laut der jüngsten James-Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Psychologie über den Medienkonsum von Jugendlichen auch junge Leute weiterhin lesen – auch gedruckte Bücher: Die Zahl der 14 bis 19-Jährigen, die in ihrer Freizeit Bücher lesen, liegt seit 2012 praktisch stabil bei rund dreissig Prozent. 2018 lasen gemäss der Studie 26 Prozent gedruckte Bücher und 4 Prozent E-Books.
Währenddem die Nutzung von Handys auf fast 100 Prozent angestiegen ist, verloren sämtliche andern klassischen Medien kontinuierlich, zum Teil massiv: Fernsehen -11, Radio hören -6, Gratiszeitungen -28, Tageszeitungen online -8, Abonnementszeitungen -21, Zeitschriften -13 Prozent.
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