„Lueg ämol die arme Tröpf, verschiebä müehsam ganzi Schöpf, s’Comité het d’Fasnacht gschobä, uf e Samschtignomidag und Zobä!“ Dies die Begründung vom Comité der Fasnacht Kaiseraugst, warum mit der alten Tradition, den Fasnachtsumzug auf den Samstag vorzuverlegen gebrochen wurde. Im Unterschied zum, mit viel Aufwand verschobenen Güterschuppen, litt aber die Fasnacht von Kaiseraugst unter der Manipulation nicht, im Gegenteil, die Aktion verlief äusserst erfolgreich.
Gewohnheitsbedürftig war der Entscheid des Kaiseraugster Fasnachtscomités im ersten Moment schon, aber das bringen Neuerungen ohnehin meist mit sich. „Na ja, was soll’s?!“, werden sich die Fasnachtsfreunde schlussendlich gedacht haben, der Nationalfeiertag wird in Kaiseraugst auch am Tag zuvor gefeiert. Und so konnten die Närrinnen und Narren und deren Publikum, losgelöst von der Verpflichtung am nächsten Tag arbeiten zu müssen, sich am vergangenen Samstag freud- und genussvoll vom Fasnachtsvirus infizieren lassen.
Der Fasnachtsumzug An die glorreichen Zeiten der Kaiseraugster Fasnacht erinnernd, säumte sich entlang der Dorfstrasse eine grosse Menschenkette. Schnuckelig die vielen kleinen Fasnachtsnarren, welche mit sichtlichem Stolz ihr buntes, zum Teil auch fantasievolles Outfit zur Schau trugen. Ei - was für ein Vergnügen, Mami und Papi mit Konfettis zu bewerfen, um diese dann wiederum auf der Strasse einzusammeln. Hie und da waren entlang der Umzugsroute auch kostümierte oder zumindest fasnächtlich geschminkte Zuschauer anzutreffen. So bunt wie die Fasnachtswimpel über der Dorfstrasse, so farbenfroh, jedes Fasnachtsherz erfreuend, auch die Zuschauerkulisse.
Auf dem Schulhausplatz wurden die wartenden Zuschauer von der letztjährigen Newcomer-Band „Flickwerk“ mit beschwingten Weisen in Hochstimmung versetzt. Plakettenträger erhielten gratis eine Mehlsuppe, ob der Vorrat gereicht hätte, wenn das Fasnachtsabzeichen auch am Umzug selber noch verkauft worden wäre, entzieht sich den Kenntnissen der Redaktion. Sicher aber hätte das Comité noch einige Franken dazuverdienen können. Einnahmen, welche wohlverdientermassen den Akteuren zugutekommen.
Noch farbenprächtiger und innovativer wie die Kulisse präsentierte sich der „Cortège”, welcher sich um 15 Uhr beim Altersheim zur Freude der Bewohner formiert hatte. Eine Augenweide bildete die den Umzug anführende Kaiseraugster Guggemusik Grossstadtchnulleri mit ihrem Indianerkostüm und einem prächtigen Kopfschmuck aus Pfauenfedern. Wäre der ehemalige deutsche Finanzminister Steinbrück noch an der Macht, er hätte, obwohl sich die Kaiseraugster Indianer offensichtlich nicht auf dem Kriegspfad befanden, das Fürchten gelernt und seinen Spruch von der Kavallerie und den Indianern schlagartig dementieren lassen.
Ein dankbares Fasnachtssujet lieferte die Gemeinde mit der Entrümpelungsaktion, in der Kaiseraugst beinahe im Schutt unterging und natürlich wurde auch die überraschende Steuersenkung ausgiebig thematisiert. Während die jungen „Dolebutzer“ von den Ferien in Griechenland träumten, wischten die „Grümpelhäxe“ die Strassen, deren Bemühungen aber dann von den Waggis, zum Gaudi der nicht unmittelbar betroffenen Zuschauer „rücksichtslos“ mit reichlich Konfettis zunichtegemacht wurden. Weitere zahlreiche kleinere und grössere Gruppen trugen zum guten Gelingen des rund eine halbe Stunde dauernden Umzuges bei, wie in der grossen Fotogalerie zu entnehmen ist.
Die Gliedmassen waren zwischenzeitlich durchfroren. Rein in die „gute Stube“ hiess daher die einmütige Devise der Fasnachtsfreunde und die Beizenfasnacht nahm ihren Anfang und endete erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages. Zur Unterhaltung der Gäste in den fasnächtlich dekorierten Wirtschaften, der Turnhalle, dem Feuerwehrschopf, den Cliquenlokalen der Doleputzer und Glüllewageruggern oder im Theaterstübli trugen die Schnitzelbänkler mit deftigen Sprüchen und Guggen mit fetziger Musik bei. Spätestens jetzt war der Moment gekommen, die geselligen Runden waren sich, Tradition hin oder her, in ihrer Feststellung einig und deren Tenor lautete einstimmig: „Gut, dass es erst Samstag ist!“
Das „Finale“ Am Montagabend werden in der Turnhalle unter akustisch besten Voraussetzungen alle Schnitzelbänke und Musikdarbietungen nochmals präsentiert. Die grosse Aufmerksamkeit, welche den Akteuren hier geschenkt wird, zeitigt oftmals stimulierende Wirkung, sodass sie ihr Programm mit zusätzlichen Einlagen ausweiten.
Was für ein herrliches Gefühl, zwei Tage danach das „Finale“ ohne Katerstimmung und völlig ausgeschlafen angehen zu können. Die Turnhalle war voll, als der Obmann Peter Schmid die gut gelaunte Gästeschar begrüsste und sich bei den zahlreichen Sponsoren bedankte, ohne deren Grosszügigkeit die Fasnacht keine Zukunft hätte.
Unterhaltung mit Niveau Wie bereits am Umzug eröffnete die phänomenale Musikformation „Flickwerk“ den unterhaltsamen Abend und wie zwei Tage zuvor in den Lokalitäten vermochten sie wiederum mit ihrem swingenden Sound und den, von hohem musikalischen Können zeugenden Soloeinlagen zu begeistern. S’Trudi vom Bahnwägli, das vor zwei Jahren sein Debut als Schnitzlerbänklerin hatte, erzählte humorvoll, bezugnehmend auf das Motto „mir Schiebä“, was es so alles in seinem Leben schon geschoben hat, angefangen beim Pupi - bis hin zum Einkaufswagen und dereinst vielleicht auch noch das Gehhilfwägeli. Bertel mit seinen zwei Assistentinnen schlug unter anderem dem Gemeinderat vor anstelle des Wasserverbundes mit der Stadt Rheinfelden doch direkt beim Feldschlösschen anzuzapfen. D’Düggis brillierten mit Acapella und sangen über Tamiflou, die U17 bis hin zu Gaddafi der nach ihren Recherchen keine Milch mehr in den Kaffee nimmt und kurzerhand funktionierten sie das Bundeshaus in eine Moschee um.
Ein Highlight dann der Auftritt der„Bebbi Segg“, welche mit ihrer Dudelsackmusik dem Publikum, das beim berühmten „Amazing grace“ noch bedächtig mitsummte, frenetischen Beifall zu entlockten vermochte. Vor der Pause ehrte der Obmann den Ideenlieferanten des ausgelaufenen Plakettenzyklusses Lori Schmid und dessen Nachfolger Marco Schmid.
„D Waldhäxe“ wurden auch in diesem Jahr ihrem Ruf wiederum gerecht und lästerten mit schönen Stimmen, was das Zeugs hielt über die Gemeinderatswahlen, Entgrümpelungsaktion und zogen gar Parallelen zwischen dem geplanten Kamin vom Holzkraftwerk und der Minarette-Initiative. „Ueli“, ein Schnitzelbänkler der leisen Töne betrat die Bühne. Als bedächtiger Harlekin, mit einem Blick, der kein Wässerchen zu trüben vermag, erklärte ausführlich warum die Konfettichilbi nicht zustande kam und widmete sich dann in seinem humorvollen Rückblick mehrheitlich nationalen und internationalen Themen.
Vor einem Jahr nannten sich die Kaiseraugster Sexy-Girls noch „Dorf-Chicas“, heuer grübelten sie als „s’Dorfcabaret“ ganz im Stile von Lisa Minelli witzvoll in der Vergangenheit der Gemeinde. „Chaipirinhas“, die bunten Beautyladys, nahmen mit viel Charme manch lokales Geschehnis auf die Schippe und bewiesen, dass sie trotz ihrer Schönheit intelligenter sind, wie die Teilnehmerinnen der Misswahl. Die Halle zum Kochen brachten dann abschliessend die Kaiseraugster Guggenmusik „Grossstadtchnulleri.
Und weiter geht’s! Das „Finale“ in der Trunhalle bedeutete aber nicht das Aus für die Kaiseraugster Fasnacht. Denn heute Dienstag geht’s mit der Kinderfasnacht weiter und am Mittwoch steht das „Schiibefür“ auf dem Programm. Erst am Freitag wird die Fasnacht von Kaiseraugst dann mit dem abschliessenden Kehrausball in der Dorfturnhalle zu Grabe getragen, das heisst, der Trauermarsch wird, so zeigt’s die Erfahrung, wohl erst in den frühen Morgenstunden vom Samstag geblasen.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»
Im Vorfeld einer grossen Überbauung in Kaiseraugst führt die Kantonsarchäologie eine Rettungsgrabung durch. Das Bauareal in der "Schürmatt" liegt inmitten der Unterstadt der römischen Koloniestadt Augusta Raurica und der Vorstadt...