Steigende Zahl von «Schüttelbabys»
Von: mm/f24.ch
Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Universitäts-Kinderspitals Zürich verzeichnete 2019 eine leichte Zunahme der gemeldeten Verdachtsfälle auf Kindsmisshandlungen. Insgesamt bearbeitete sie 544 Fälle, 16 mehr als im Vorjahr. Auffallend dabei: Es wurden wieder mehr Kleinkinder geschüttelt.
Seit fünfzig Jahren hat das Universitäts-Kinderspital eine Kinderschutzgruppe, seit 25 Jahren führt es auch eine anerkannte Opferberatungsstelle. Mit den Jahren wurden der Kinderschutzgruppe immer mehr Fälle gemeldet.
Durch eine stete Sensibilisierung der Bevölkerung, aber auch der Fachpersonen innerhalb und ausserhalb des Kinderspitals, werden heute Kindswohlgefährdungen und Kindsmisshandlungen viel früher erkannt. 2/3 aller Verdachtsfälle melden Personen von ausserhalb des Kinderspitals, etwa Kinderärzte und Hausärztinnen oder andere Fachleute, aber auch Eltern, Bekannte oder Nachbarn. Trotzdem kommt es leider auch immer wieder zu schweren Schädigungen von Kindern, wenn eine Ge-fährdung zu spät erkannt wird.
Von den 544 gemeldeten Verdachtsfällen mussten bei 387 Kindern eine Misshandlung festgestellt werden, bei 128 Kindern blieb der Verdacht bestehen, konnte aber nicht nachgewiesen werden. In diesen Fällen werden die Kinder engmaschig kontrolliert oder mit anderen Stellen (wie z.B. dem Kinderarzt, der Mütter- und Väterberatung, etc.) vernetzt. Bei 29 Kindern stellte sich im Verlauf der Untersuchung heraus, dass die Symptome medizinisch erklärbar waren und keine Misshandlung vorlag.
Fälle von körperlicher Misshandlung steigend - insbesondere geschüttelte Kinder
Im Kinderschutz werden die Fälle in fünf Kategorien eingeteilt: körperliche und psychische Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Münchhausen Stellvertreter-Syndrom. Dabei werden die Kinder in derjenigen Kategorie erfasst, die am augenscheinlichsten vorliegt, obschon klar ist, dass sich diese Formen meist überschneiden. So wird zum Beispiel ein geschlagenes Kind in der Kategorie der körperlichen Misshandlungen erfasst, obwohl dieses Kind auch psychisch darunter leidet.
Die Fallzahlen der körperlich misshandelten Kinder haben zugenommen im Vergleich zum Vorjahr. Es fällt insbesondere auf, dass mehr Säuglinge mit Schütteltrauma am Kinderspital behandelt werden mussten. Insgesamt wurden uns zehn Verdachtsfälle gemeldet – fünf konnten bestätigt werden. 2018 waren es zwei bestätigte Fälle.
1997 wurde eine Kampagne in der Schweiz lanciert mit der Message: «Schüttle nie Dein Baby!». In Folge nahm die Zahl der sogenannten «Schüttelbabys» ab. Die Kinderschutzgruppe hofft, dass die Botschaft der Kampagne nicht verloren geht und dieser Anstieg 2019 nur ein statistischer Ausrutscher war.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»